Georg Brinkies und sein vielschichtiger Kosmos
Blick in die Ausstellung. Foto: NvM
Ausstellung in Schliersee
Der Bildhauer Georg Brinkies präsentiert als geladener Gast im Atelier von Cornelia Heinzel-Lichtwark eine feine qualitätvolle Ausstellung. Der kleine Raum wird mit Skulpturen in der Raummitte, Wandreliefs, 2 Holzschnitten und Zeichnungen zu einer in sich stimmigen Installation.
Georg Brinkies berichtet von den prägenden Raumerfahrungen im Haus seiner Kindheit in Schliersee, welches er vom Keller bis zum Dachboden erforschen durfte. Die ausgedienten oder vergessenen Ensembles von Gegenständen entwickelten in der Fantasie des jungen Brinkies ein ungeheures Eigenleben und legten die Grundimpulse seiner Formensprache schon damals an.
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Noch viele Jahre später, ja bis heute, schöpft er immer wieder aus diesem frühen Formenreservoir, dies sei ihm bei der Auswahl für diese Ausstellung wieder bewußt geworden.
Tagebuchseiten 2-4, Tonreliefs. Foto: NvM
Die Wandreliefs aus gebrannter Tonerde vor einem schwarzen Hintergrund sind die älteste Werkgruppe der Ausstellung und der Künstler nennt sie einfach Tagebucheinträge. Das poetische daran: ungesagte Worte entfalten ihre schweigende Präsenz durch die Form, die der Künstler vorgibt und die den Betrachter einladen, eigene Wortfindungen entstehen zu lassen. Brinkies Liebe zu Martin Heideggers Wortfindungen schwingt in vielen Arbeiten mit, eine besondere Verbundenheit empfindet der Künstler zu Heideggers kleinem Traktat „Feldwege“.
Hexagon. Foto: NvM
Zwei reliefartige quadratische Holztafeln, zeichnerisch–malerisch weiterentwickelt, vermitteln eine ganz andere Formsprache: ein rotes Hexagon sitzt fest – wie ein Boot im Packeis – und in der anderen Arbeit öffnet ein seltsamer festgefahrener Klappmechanismus eine Geheimtür, die einen Spalt rot freigibt. Das Vertrauen in den gestalterischen Prozess, der eben gut ohne Worte auskommt, sagt Brinkies, sei eine wohltuende Konstante in seinem Leben. Das Ringen um die passenden Worte kommt dann immer hinterher.
Roter Spalt. Foto: NvM
Zwei minimalistische Holzdrucke, streng die Vertikale betonend, setzen eine weitere Zäsur in der Gesamtkomposition des Ausstellungsraumes. Hier nutzte der Künstler die reizvolle Oberflächenoptik von Verschalungsplanken, Abfallmaterial vom Bau.
Holzprägedruck. Foto: NvM
Die auf dem Boden ruhenden Skulpturen aus Eichenholz sind mit der Kettensäge herausgeschnittene Fragmente größerer Baumstämme, sie greifen auf die Formensprache der kleinen Wandreliefs zurück, variieren diese und schaffen damit eine gelungene Erdung der verschiedenen Elemente im Raum.
Skulptur und Relief im Dialog. Foto: NvM
Georg Brinkies gelingt es, das fragile Gleichgewicht zwischen den Materialien Holz, Tonerde und Papier mit traumsicherer Leichtigkeit herzustellen. Der so entstandene Resonanzraum vermittelt Ruhe und Konzentration – Qualitäten, die in diesen so verunsichernden Zeiten eine wohltuende Wirkung entfalten.