Gerhard Polt im Literaturhaus München
Eine ebenso witzige wie multimediale Ausstellung würdigt den Schlierseer Kabarettisten Gerhard Polt – Der Bootssteg im Münchner Literaturhaus, an dem sich die gesamte Szenerie seines Lebens aufreiht, hält allerhand Hinterkünftiges bereit.
Die größte Projektion in der Ausstellung „Braucht’s des – Gerhard Polt zum 70sten“ zeigt den Protagonisten bei Eiseskälte am Schliersee sitzend und über die Freuden des Bootsverleihers philosophieren.
Nicht lange, dann kommt er auf die Untiefen des Lebens zu sprechen, wie er die Ausflügler „hinausschubst“ aufs Wasser, ins richtige Leben, denn das „menschliche Schicksal entscheidet sich im Boot“. Ja und vor lauter „Gedankenmachen“ sei dann für das Nichtstun kein Platz.
Dass das Leben von Gerhard Polt bis an den Rand gefüllt ist, beweist Kuratorin Sandra Wiest mit einer Fülle an Raritäten, Klassikern, Bühnenauftritten, Sketchen und Filmausschnitten, die alle mittels Audioguide zu erleben sind.
Nicht zu vergessen die vielen persönlichen Zeugnisse: Fotos und natürlich Originaltöne, aufgenommen in der Wirtsstube des Gasthofes Terofal in Schliersee, in denen Gerhard Polt seinem Beruf des „angewandten Komikers“ alle Ehre macht. Nein, „Gerüche kann man nicht herstellen“, aber Lebensstationen, Befindlichkeiten und den Konjunktiv, der in Bayern eine so große Rolle spielt.
Man könnte sich gut und gerne einen Tag lang in der Ausstellung aufhalten, so viele Überraschungen hält sie bereit. Gerhard Polt selbst sieht das ganz locker. Auf einem kleinen Podest steht ein Tisch mit Mikrofon, dazu ein Stuhl mit seiner umgehängten Strickjacke und dem dezenten Hinweis „Komme gleich wieder“. Da ist sie wieder die „Unerwartung“, die „Güte des Schweigens“. „Eine gewisse Verweigerungstaktik kann nicht schaden“ – auch wenn man 70 Jahre alt wird und gefragt ist wie eh und je.
Wie nötig wir sie haben, seine Betrachtungen zur Wirtshauskultur („Gemütlichkeitsvollzugsanstalten“), sein „Gedankenverarbeiten“, seine Sprachkunst und Dolmetscherei! Bei soviel humoristischem Glatteis sieht uns der Bootsverleiher natürlich reihenweise ins kalte Wasser plumpsen. Aber er bleibt unbeeindruckt. „Nehmen wir das Leben wie es ist, Hauptsach‘ eine Gaudi geht her!“
Unbedingt anschauen! Bis 10. Juni 2012, Di-Fr 11-19, Sa/So/Feiertage 10-18 Uhr.