Jenseits der Farben
Die Künstlerin Gerlinde Belz-Küpper lebt am Tegernsee. Foto: Dr. Ralf Oehlmann
Ausstellung am Tegernsee
Die Ausstellung „Jenseits der Farben“ der Künstlerin Gerlinde Belz-Küpper ist ein farbenfroher Lichtblick in der dunklen Jahreszeit und derzeit im Seeforum in Rottach-Egern zu sehen.
Wenn man Gerlinde Belz-Küpper fragt, was es jenseits aller Farben zu entdecken gibt, legt sie den Kopf schräg, fixiert eines ihrer Bilder und sagt: „In dem Moment, wo ich mit den Farben beschäftigt bin, sind sie das Vordergründige. Was mich jedoch bewegt beim Malen kommt von innen heraus.“ Und das sei es, was jenseits der Farben ist: Das, was sie bewegt und empfindet. Und es sei ihre Hoffnung, dass ihre Bilder ebenso einen Ort tief im Betrachter, in der Betrachterin berühren werden.
Alles Zyklische der Natur
„Jedes Bild hat seine eigene Geschichte, ist Ausdruck eines Gefühles, das ich erlebe, eines Aspektes meiner Entwicklung“, beschreibt sie ihren Schaffensprozess, „ oder einer Frage, die ich während der Zeit betrachte, in der ich es erschaffe, sowie alles Zyklische in der Natur.“
„Auf der Suche nach Leichtsinn“. Repro: IW
Während draußen ein leichter Schneeregen niedergeht und die Farben allmählich verschwinden, ist der Ausstellungsraum im Seeforum Rottach-Egern ein Ort des Lichtes, der Freude und Heiterkeit. Da sind helle, oft pastellene Töne, farbenfrohe Rakelbilder in vielen Schichten, kraftvoll gestische Pinselstriche – abstrakte Malerei, die ihre Betrachter zum Entdecken einlädt.
Man hat den Eindruck: Gerlinde Belz-Küpper ist ein stets optimistischer, fröhlicher Mensch. „Nicht immer“, lacht sie. „Aber vielleicht gibt mir die Farbe die nötige Kraft und Lebensfreude“ – gerade auch im Hinblick auf die zähen zwei Pandemiejahre, an denen die Kunstschaffenden ausgebremst wurden und auch sie die geplante Ausstellung immer wieder verschieben musste. „Mit dem Malen kommt die Energie, dann kann ich abschalten von den schlechten Nachrichten in der Welt. Wenn ich im Atelier bin, tauche ich ab. Und wenn mir das Malen neue Energie gibt, strahlen die Bilder dann vielleicht auch diesen Optimismus aus.“
Mit Schwung bei der Arbeit im Atelier. Foto: Dr. Ralf Oehlmann
Hat sie eine weiße Leinwand vor sich, ist das ein Moment größter Freude: „Da fühle ich mich aufgeregt, wie ein Kind beim Spielen, weil ich frei und unbefangen machen kann, was ich will.“ Als sie vor zwanzig Jahren mit der Aquarellmalerei anfing, habe sie schon in großen Formaten gemalt, so sei der Weg naheliegend gewesen zur Malerei mit Acryl- und Gouache-Farben. Die großen Bewegungen lägen ihr, das gestische Malen. Dabei ist sie experimentierfreudig und probiert immer wieder Neues aus – wie unterschiedlichen Rakeltechniken, Spraypainting und „pouring & fluid painting“.
Mut zum Risiko
Was für sie die größte Herausforderung beim Malen sei? „Etwas zu zerstören.“ Wenn sie bemerkt, dass sie zu kleinteilig wird oder sich an einer Stelle festbeißt, die sie besonders schön findet, wird sie wachsam: „Wenn sie sich nicht ins Gesamtbild einordnet, muss ich sie nach dem Prinzip ‚kill your darlings‘ übermalen, ohne zu wissen, ob danach wieder etwas vergleichbar Gutes entsteht.“
Gerlinde Belz-Küpper: „Idee einer Blüte“ (links). Foto: IW
Lesetipp: Ausstellung „… denn alles ist Weg“ von Gerlinde Belz-Küpper
Wenn die Kraft der Farben auf die Besucherinnen und Besucher abstrahlt, freut sich Gerlinde Belz-Küpper. Und darüber, was die Menschen in ihren informellen Bildern entdecken: „So wie man das als Kind vielleicht gemacht hat, wenn man in Wolken Tiere oder Gesichter sieht, stellen manche Erwachsene plötzlich fest, dass man das auch in Bildern kann.“ Und nicht nur die Bilder, auch die Titel der Werke strahlen Leichtigkeit aus. Sie heißen etwa „Auf der Suche nach Leichtsinn“, „Grün ist die Hoffnung“ oder „Es ist was es ist“.