Alles Farbe – bei Gerlinde Belz-Küpper
Gerlinde Belz-Küpper vor ihren farbstarken Acrylbildern. Foto: Ines Wagner
Ausstellung in Rottach-Egern
Draußen Schnee und innen Licht, Luft, helle Farben. Das Seeforum in Rottach-Egern erstrahlt derzeit nicht nur in der Weihnachtsbeleuchtung. Die Ausstellung „Alles Farbe!“ von Gerlinde Belz-Küpper bringt der blassen Winterlandschaft die fehlenden Farben zurück.
Die großformatigen, farbenfrohen Bilder können den großen Ausstellungsraum gut vertragen. Dort entfalten sie eine ganz eigene Präsenz. Vor allem, weil es draußen vorm Fenster keine Farben gibt. Der Himmel ist grau, der Schnee changiert in allen weiß-beige-greige-Schattierungen. Drinnen wird die Farbe gefeiert.
Leichtigkeit nicht verlieren
Die Rottacher Malerin Gerlinde Belz-Küpper liebt Licht, Luft und helles Blau. Wenn man den Ausstellungsraum betritt, wird man warm und mit fröhlicher Leichtigkeit von ihren Bildern empfangen. Es sind überwiegend Acrylbilder, die schichtweise aufgebaut sind. Die Kunst bestünde darin, so die Malerin, dass sie trotzdem nicht an Leichtigkeit verlören. Sind zu viel Schichten auf dem Bild, wird es schwer. Nicht nur im Gewicht, auch in der Wirkung. Dann spannt sie auch mal die Leinwand vom Rahmen und beginnt von vorn.
Gerlinde Belz-Küpper mit Ausstellungsgästen. Foto: Ines Wagner
Gerlinde Belz-Küpper liebt das großflächige Malen, weil es viel Raum für Gestisches zulässt und das Spiel mit den Farben. Angangs steht nur eine vage Idee hinsichtlich des Formates und der Farbwahl. Die Bilder entstehen Schicht um Schicht, mit dicken Pinselstrichen, in Acryl, manchmal kommen Pigmente hinzu. Aus der Spielerei wird Ernst: „Irgendwann kommt der Punkt, dann fordert dich das Bild“, sagt die Malerin. Dann ist sie mit voller Konzentration dabei, geht in die Richtung, in die das Bild gehen möchte. Kann sein, sie verwirft das Bild und auch die Farben. Kann sein, es entsteht etwas ganz anderes.
Inspirationen von der Weissach
Am Ende sind manchmal Landschaften entstanden, haben sich eingeschlichen in das Abstrakte. Wie beim Schüttbild „Biberwald“. „Schüttbilder verändern sich“, meint sie, „man muss die Bilder ständig bewegen und mit ihnen in Kommunikation bleiben.“ Dass am Ende möglicherweise ein Biberwald draus wird, kommt daher, dass sie sich ihre Inspirationen aus der Natur holt. Beispielsweise bei langen Spaziergängen an der Weissach.
Spannend findet die Malerin auch, dass unterschiedliche Besucher immer Neues im gleichen Bild entdecken. Es kann ein Seerosenbild sein oder Segelboote und wieder jemand anders erkennt darin Blätter. Darum sind auch viele der Arbeiten nicht betitelt. Der Betrachter soll sich seine eigene Welt erschließen.
Gerlinde Belz-Küpper gibt mit Ölkreide oder Pastellstiften Konturen, o.T. (Ausschnitt). Foto: Ines Wagner
Wenn ein Bild ins Stocken kommt, nimmt Gerlinde Belz-Küpper Ölkreide oder Pastellstifte in die Hand. Indem der Stift Linien sucht und findet, Flächen verbindet oder zerteilt, findet sie zum nächsten Schritt.
Materialsammlungen und Papierkollagen
Hat sie lang genug Acryl- und Pigmentbilder gemalt, sind die Papierbilder an der Reihe. Die Papiere stellt die Künstlerin selbst her. Vermischt Transparentpapiere mit Zeitungsschnipseln, mit ausgestanzten Locherkreisen, fügt sie zu neuen Bildkompositionen. Auch Pferdehaare gelangen in diese Papierkollagen. Gesammelt wird alles und so lange, bis eine stattliche Sammlung zusammen gekommen ist, dann enstehen daraus ganze Bilderserien.
Gerlinde Belz-Küpper: Materialbilder in sanften Farben – hell und leicht. Foto: Ines Wagner
In den Farben reduziert und daher ein reizvoller Kontrast zu den farbigen Acrylmalereien sind Gerlinde Belz-Küppers Materialbilder. Dabei experimentiert sie mit Strukturpasten, Marmormehl, Schellack und weiße Holzbeize. Das Ergebnis sind leise und doch sehr aussagekräftige Bilder von sanfter dreidimensionaler Struktur.
Die Liebe zum Papier zieht sich durch die Ausstellung. Die Kollagen, mehrfach überklebt und immer wieder übermalt, wecken eine haptische Neugier mit ihren ausfransenden Rändern. Man möchte sie am liebsten vorsichtig berühren.
Gerlinde Belz-Küpper: Papierbild mit starker Haptik. Foto: Ines Wagner
Ihre künstlerische Ausbildung hat die Wahl-Rottacherin in Zürich, Bad Reichenhall und in verschiedenen Seminaren bei namhaften Künstlern absolviert. In der Aquarellmalerei liegen ihre künstlerischen Wurzeln. Ein Bild der Ausstellung zeugt davon – und reiht sich mit seiner floralen Aussage in den Chor der abstrakten Bilder mühelos ein. Die unterschiedlichen Arbeitsweisen ergänzen einander zum Bild einer Ausstellung, die vielfältig ist und dennoch klar eine Sprache spricht: Leichtigkeit, Lebendigkeit und Farbe, Farbe, Farbe!