Geschichtswerkstatt

Bewegende Gedenkveranstaltung der Geschichtswerkstatt

Initiatoren Wolfgang Foit vom KBW und Lisa Hilbich von der Geschichtswerkstatt. Foto: MZ

Unter dem Titel „Auftakt des Terrors“ hatte die Geschichtswerkstatt Miesbach in Kooperation mit dem Kreisbildungswerk zu ihrer ersten Veranstaltung eingeladen, die zum Gedenken an die ersten Deportationen von 54 Männern aus dem Landkreis Miesbach im Jahr 1933 in das KZ Dachau am Amtsgericht stattfand.

54 Tafeln, zumeist mit Bildern der Deportierten waren vor dem alten Gerichtsgebäude aufgestellt und erinnerten an den 11. April vor 91 Jahren. Lisa Hilbich, Gründerin der Geschichtswerkstatt, fragte in ihrer Begrüßung: „Was wird in den Männern vorgegangen sein, die von hier aus nach Dachau verschleppt wurden?“ Es waren 28 Männer am 11. April und 26 Männer am 6. Mai, die Monate und Jahre in Haft waren und Fürchterliches erleben mussten, unter ihnen auch Stadtrat Ludwig Emmeram, der nach 1945 wieder im Stadtrat saß. Sie kamen aus Miesbach, Wiessee, Marienstein, Schaftlach, Holzkirchen, Gmund und Weyarn.

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Auftakt des Terrors. Foto: MZ

Als Mitglieder der Kommunistischen Partei oder deren Sympathisanten seien in Bayern 3000 Gegner des Nationalsozialismus kurz nach der Machtergreifung Hitlers und dem Ermächtigungsgesetz verhaftet worden. Am 22. März war das KZ Dachau von Heinrich Himmler, der enge Beziehungen zum Landkreis Miesbach hatte, eröffnet worden.

Später, so informierte Lisa Hilbich, seien auch SPD-Mitglieder deportiert worden. Und auch die Familien der Verhafteten hätten bittere Not gelitten. Heute wolle man diesen 54 Männern durch das Gedenken ihre Würde zurückgeben.


Landrat Olaf von Löwis. Foto: MZ

Landrat Olaf von Löwis würdigte in seiner Rede, dass man die Gesichter der Männer sehen könne, das gehe unter die Haut. „Es war noch nie so wichtig wie heute, die Erinnerung hochzuhalten“, sagte er. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Antisemitismus wieder in Mode kommt.“ Man müsse den Anfängen wehren, ehe man sehe, dass die Falschen an der Macht sind. Er zitierte Armin Laschet: „Antidemokraten dürfen nicht in staatliche Positionen kommen.“

Noch nie sei die Demokratie so in Gefahr gewesen wie heute, sagte der Landrat und zitierte den Philosophen George Santayana: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“


Anna Naumann und Franz Naumann vom Gymnasium Miesbach. Foto: MZ

Anna Naumann und Franz Naumann vom Gymnasium Miesbach lasen die Namen, das Alter und die Lebensumstände der 28 Männer vor, die am 11. April 1933 deportiert wurden. Einer davon war Andreas Kinseder aus Hausham, dessen Leben Alia Siebeneicher vorstellte. Als KPD-Mitglied wurde er ohne Gerichtsverhandlung verhaftet und musste in Dachau schwerste Zwangsarbeit verrichten, für die er nach dem Krieg 1650 DM als Entschädigung erhielt.


Peter Rosner und Beate Kunz. Foto: MZ

Beate Kunz und Peter Rosner von der Geschichtswerkstatt verlasen die Namen der 24 Männer, die am 6. Mai nach Dachau deportiert wurden und Simon Toepel vom Gymnasium zitierte aus den Berichten von Überlebenden. Die Deportierten lebten im rechtsfreien Raum, sie wurden demoralisiert und gedemütigt. Mit drakonischen Mitteln, auch mit Todesfolge, wurden sie bei Ungehorsam bestraft.


Simon Toepel vom Gymnasium Miesbach. Foto: MZ

„Wir wollen zeigen, dass die Verbrechen gegen die Menschlichkeit hier in der Mitte der Gesellschaft verübt wurden“, konstatierte Lisa Hilbich. Und man wolle darstellen, wozu Menschen in der Lage seien, wenn sie entsprechend ideologisiert würden.

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54 Tafeln erinnern an die Deportierten. Foto: MZ

Sie erinnerte daran, dass der 11. April auch der Gedenktag der Befreiung des KZs Buchenwald durch die amerikanische Armee sei.

Mit dem Schwur von Buchenwald „Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal“ und der Niederlegung von Blumen an den Gedenktafeln ging die bewegende Veranstaltung, die durch den Trompeter Wolfgang Klaus stimmig untermalt wurde, zu Ende.

Die nächste Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Miesbach findet am 21 Juni um 14 Uhr im Erinnerungsort Badehaus-Föhrenwals in Waldram-Wolfratshausen als Exkursion mit Führung statt.

Zum Weiterlesen: „Spätes Tagebuch“ von Max Mannheimer

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