Schule ist wichtig Lisa Horn 2022

Geschult – Gelebt?

Schule ist wichtig, keine Frage, aber sollte sie nicht vielleicht anders funktionieren? Foto: Pixabay

Sonntagskolumne

Schule ist für die meisten Menschen, zumindest in unserer westlichen Welt, ein prägender Teil des Lebens und während es für die einen die beste Zeit war die sie hatten, war es für andere der größte Horror. Aber woran liegt das, dass Schule für unterschiedliche Menschen so komplett unterschiedliches bedeutet und was machen andere Länder anders, woran wir uns orientieren können?

Was ist?

Die Pisa Ergebnisse Deutschlands lassen häufig zu wünschen übrig. Ganz besonders ist das aber der Fall bei Kindern aus nicht-Akademiker-Familien, so ist der Zusammenhang zwischen den Pisa-Ergebnissen und dem sozioökonomischen Status der Familie eines Kindes in Deutschland größer als im OECD Durchschnitt. Das ist eines der fundamentalen Probleme unseres Bildungssystems: der schulische Erfolg hängt maßgeblich von der Herkunft und dem Status der Eltern ab. So hat die Pisa-Studie beispielsweise auch gezeigt, dass nur 15% der Schulabgänger mit Eltern ohne Abitur ein Hochschulstudium abschließen. Das liegt an unterschiedlichen Gründen und die fehlende Unterstützung und Motivation aus dem Elternhaus gehört sicherlich mit dazu. Sieht man sich beispielsweise die Lesekompetenz unterschiedlicher Kinder an, so ist klar zu erkennen, dass diejenigen, die früh von den Eltern vorgelesen bekommen haben oder mit den Eltern gemeinsam gelesen haben, letztendlich auch eine deutlich bessere Lesefähigkeit besitzen.

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Was aber?

Was aber, wenn die Eltern selbst nicht lesen können, kein deutsch sprechen oder schlicht und einfach keinen Sinn im Lesen sehen, weil ihnen das von ihren eigenen Eltern nicht vermittelt wurde? In diesem Fall sollte die Schule greifen und diesen Kindern mit spezieller Förderung und anderen außerschulischen Programmen unterstützen. Auch das Ausüben von Sport oder Spielen eines Musikinstrumentes, was sehr kostspielig sein kann, wirkt sich beispielsweise positiv auf die sozialen Kompetenzen eines Kindes aus und kann als Ausgleich dienen. Schule sollte also mehr sein, als nur im Klassenzimmer sitzen, der Lehrerin zuhören und mitschreiben, Schule sollte ein Lebensraum sein, indem sich jeder wohlfühlt und auf jeden einzeln eingegangen wird.

Die soziale Herkunft Lisa Horn 2022Die soziale Herkunft spielt bei dem schulischen Erfolg leider immer noch eine tragende Rolle. Foto: Pixabay

Kritik

Oft wird auch kritisiert und diskutiert, ob das mehrgliedrige Schulsystem, das die meisten Bundesländer haben, das richtige ist und ob man Kinder in unterschiedliche Kategorien einteilen sollte, oft bevor sie zehn Jahre alt sind. In Bayern beträgt die Durchschnittsnote, die zum Übertritt auf das Gymnasium benötigt wird 2,33, das bedeutet also nicht schlechter als zwei Mal die Note zwei und eine drei in den Fächern Deutsch, Mathe und HSU. Bei einer zweiten drei geht es auf die Realschule und bei einer dritten dann auf die Mittelschule. Obwohl es die Möglichkeit für Probeunterricht gibt, baut die Zeit in der 4. Klasse enormen Druck bei vielen Eltern, Lehrkräften und natürlich auch Schülerinnen und Schülern auf. Aber ist dieser Stress wirklich nötig, wenn letztendlich alle Schulformen ein Studium ermöglichen und Kinder sich in dieser Zeit noch mitten in der Entwicklung befinden?

Nach vier Schuljahren Lisa Horn 2022Nach vier Schuljahren werden Kinder in Bayern in drei unterschiedliche Schulen eingeteilt. Foto: Pixabay

Was ist in anderen Ländern besser?

Was machen nun andere Länder, die besser im Pisa Test abschneiden, anders? In meinem Auslandsaufenthalt in einem Internat in Irland habe ich viele junge Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennengelernt, die unterschiedliche Schulsysteme erlebt hatten. Länder wie China, Japan oder Südkorea schneiden bei Pisa regelmäßig sehr gut ab, aber wie eine Freundin aus Hong Kong mir erklärt hat, liegt das vor allem an dem Auswahlverfahren, das an den Schulen dort vorgenommen wird.

Wer nicht zu den besten gehört, muss wiederholen oder wird aussortiert. Alles beruht auf Wettkampf. Es gibt Rankings und wer einmal als „schlecht“ eingestuft worden ist, kommt auch nicht mehr davon weg, weil Klassen nach Leistungsstärke gruppiert sind. Außerhalb des Akademischen werden Talente kaum gefördert und 90% in Mathe bedeutet Nachhilfeunterricht. Die Schülerinnen und Schüler sind deshalb also sehr ehrgeizig und gewöhnt daran hart zu arbeiten, die Kindheit und Jugend mit Freizeit und Hobbies kommen dafür aber meist zu kurz.

In asiatischen Ländern Lisa Horn 2022In asiatischen Ländern steht schulischer Erfolg und harte Arbeit oft an erster Stelle. Foto: Pixabay

Ein gelobtes Schulsystem

Ein anderes oft gelobtes Schulsystem ist das finnländische, das wiederum sehr anders aufgebaut ist. Alle gehen auf dieselbe Schule, es gibt keine Trennung nach „gut“ und „schlecht“. Stattdessen wird mehr auf die einzelne Schülerin eingegangen: Der Schultag ist vergleichsweise kurz und es gibt wenige Hausaufgaben, sodass mehr Zeit für andere Aktivitäten bleibt. Der Schlüssel zum Erfolg Finnlands liegt also wahrscheinlich bei den Lehrkräften, die extrem gut qualifiziert sind und sehr gut ausgewählt. Deshalb ist der Lehrerberuf in Finnland auch hoch angesehen und wird von vielen jungen Menschen angestrebt.

Andere Länder, wie beispielsweise Neuseeland, legen viel Wert auf Fähigkeiten die über Mathe und Englisch hinausgehen, so gibt es dort vier Blöcke pro Schuljahr in den Fächer wie Elektrotechnik, Bootsbau und Kochen, die nach Belieben gewählt werden können, um mögliche Berufswünsche näher kennenzulernen.

Eine ähnliche Idee verfolgt das sogenannte Transition Year in Irland, das als Orientierungsjahr gedacht ist, in dem viel Projektarbeit gemacht wird und verschiedenste Fächer und Aktivitäten ausprobiert werden können. Außerdem habe ich in Irland eine ganz andere Schulkultur erlebt, in der ein deutlich größeres Gemeinschaftsgefühl herrscht und Sport und Sport Teams deutlich mehr unterstützt und wertgeschätzt werden.

Sport als Teil des Schule Lisa Horn 2022Sport als Teil des Schullebens hilft Kindern, sich wohl und einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen. Foto: Pixabay

Was sollte sein?

Letztendlich sollten wir uns also fragen: Was wollen wir für unser Schulsystem, wie wollen wir unsere zukünftigen Führungskräfte erziehen und welche Eigenschaften und Fähigkeiten wollen wir stärken? Im Punkt Chancengleichheit muss sich früher oder später etwas ändern, wenn wir sowohl dem Fachkräftemangel als auch der immer größer werdenden Schere zwischen arm und reich entgegenwirken wollen.

Ich persönlich würde mir außerdem statt dem zum Teil stumpfen Auswendiglernen von Wissen und oftmals lieblosem Schulleben mehr soziale Aspekte wünschen, mit denen sowohl das Schulklima verbessert werden als auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden kann. Wie wäre es mit Hauspunkten, Sporttagen, Grillen mit der ganzen Schule, Choral Competitions und Schulversammlungen ab und zu?

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