Glasaltar von Florian Lechner
Der Glasaltar von Florian Lechner. Foto: Petra Kurbjuhn
Empfehlung von KulturVision
Einen der weltweit höchst seltenen und ungewöhnlichen Glas-Altäre schuf der Nußdorfer Künstler Florian Lechner für die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Kirchwald. KulturVision empfiehlt zum heutigen 1. Weihnachtsfeiertag einen Pilgerausflug zu diesem besonderen Ort.
Nußdorf am Inn hat seit Juli 2022 einen Glasaltar, der von Weihbischof Wolfgang Bischof anlässlich der 300. Wiederkehr des Weihejubiläums geweiht wurde.
Florian Lechner, eskortiert von Schreiberling und Fortografin in Kirchwald. Foto: Isabella Krobisch
Wir durften gemeinsam mit Florian Lechner die Kirche besuchen und erfuhren von dem renommierten Glaskünstler, welchen Hintergrund seine Gestaltung von Altar und Ambo hat.
Bruder Damian. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Kirche ist eine Wallfahrtsstätte mit Einsiedelei, die auch heute noch von einem Eremiten bewohnt wird. Bruder Damian heißt uns willkommen und öffnet die Sakristei für uns. Der barocke Bau, so erklärt Florian Lechner, habe einen Mosaikboden im Altarraum, der erst etwa 100 Jahre alt ist. Er besteht aus sechseckigen Blüten.
Diese Struktur war die Grundlage für seinen Glasaltar, der weit vor dem historischen Altar als sogenannter Volksaltar die Öffnung und Verbindung zur Gemeinde herstellen soll.
Der Altarraum mit Glasaltar und Glasambo. Foto: Petra Kurbjuhn
Florian Lechner fertigte sechs schmale, filigrane Prismen, deren Basisdreiecke exakt auf die Sechsecke des Mosaiks passen. Sie sind aus reinem optischem Glas gefertigt, indem das Glas in eine Edelstahlform mit einem Trennungsmaterial gegossen wurde. In seinem Atelier hatte er uns vorher bereits den Hintergrund für seine Gestaltung erklärt.
Florian Lechner erläutert die Struktur des Altars. Foto: Isabella Krobisch
„Ich musste auf das Gramm genau arbeiten, damit das Glas die Form ausfüllt“, erklärt der Künstler und weist auf einige Zeichen hin, die er in die Oberfläche zusätzlich einarbeitete und einen besonderen Bezug zu seiner Familie haben. „Als Gestalter ist mir die Möglichkeit gegeben, dass das Glas das macht, was ich will“, sagt er.
Die Farbe in Helltürkis habe einerseits den Bezug zu den gedrehten Marmorsäulen der Kirche, andererseits aber auch den Bezug zum Inn, der ganz in der Nähe fließe. Er weist uns darauf hin, dass die Farbe nach oben hin schwächer werde. „Das verstärkt die Wirkung der Schwebung des Altars“, sagt er.
Der Mosaikboden. Foto: Isabella Krobisch
Die Innenflächen der Prismen sind glatt, außen matt. Den Altartisch aus sieben Eichenelementen fertigte der Sufferloher Schreiner Paul Bichler. Die sechs sechseckigen Außenplatten entsprechen genau den Sechsecken des Mosaikfußbodens, sie sind durch Schwalbenschwänze miteinander und der Mittelplatte verbunden.
Zum „Anecken“ soll die Amboplatte ermuntern. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch die Amboplatte fertigte Paul Bichler. Sie fällt auf, weil in ihr eine Ecke ausgespart ist und zur Gemeinde hinzeigt. „So einen Ambo gibt es in ganz Europa nicht“, erklärt Florian Lechner. Der Hintergrund dafür sei, dass die Worte Jesu Wahrhaftig seien und damit nicht bequem. Mit diesen Worten ecke er an und genau das wünsche er sich.
Wahrhaftig soll das Wort sein
Nicht salbungsvoll, sondern wahrhaftig und unbequem solle das Wort sein, das hier gesprochen wird. Wahrhaftig und klar. Der Künstler holt aus und spricht von der irrtümlichen Übersetzung im Vaterunser: „Und führe uns nicht in Versuchung“, Gott führe nicht in Versuchung, sondern eine genaue Rückübersetzung ins Aramäische, so habe er bei Franz Alt gelesen, habe ergeben, dass es richtig heißen müsse: „Und führe uns in der Versuchung“.
Auch der Ambo steht auf Glasprismen exakt auf den Blüten des Untergrundes. Glas ist für Florian Lechner materialisiertes Licht. Durch den physikalischen Prozess der Brechung kann mit Glas Licht sichtbar gemacht werden. Der Künstler gilt als einer der bekanntesten und meistgefragten Glaskünstler Europas und schuf zahlreiche Werke im öffentlichen Raum.
Lesetipp: Florian lechners „Materialisiertes Licht“
Grundlage für seine Glasarbeit war ein Erlebnis in der Kathedrale von Chartres anlässlich einer Pilgerreise. Hier erfuhr er die Wirkung des Lichtes durch die Glasfenster. Er zeigt sich entsetzt, dass nach der neuen Außenverglasung in Chartres das Licht diese Wirkung nicht mehr entfalten kann.
„Das Wissen von der Wirkung des Lichtes hatten schon die alten Ägypter“, erzählt er. Und ermuntert uns, im Frühjahr eine ganz andere Wirkung des Lichtes auf den Altar zu erleben. „Dann schwebt die Platte auf dem Licht“, sagt er und gibt uns zum Abschied noch einen Spruch mit:
Foto: Isabella Krobisch