Ursula-Maren Fitz: Bronze, Glas, Papier
Ursula-Maren Fitz in ihrem Werkstatt-Atelier mit einer ihrer „Archen“. Foto: IW
Künstlerporträt im Landkreis Miesbach
In erster Linie ist Ursula-Maren Fitz Bildhauerin – „mit Hang zum Objekt“. Mit ihren vielfältigen Objekten erzählt sie komplexe Geschichten. Das können auch Geschichten in Form von Radierungen sein – oder wie in den letzten Jahren vermehrt: aus Glas.
Wie facettenreich ihr Werk ist, wird beim Betreten ihres Werkstatt-Ateliers in Waakirchen sofort offensichtlich. Gleich eingangs befindet sich ein Glasofen. Auf Sockeln stehen Glasobjekte, an der Wand lehnen Bilderrahmen mit Radierungen, am Boden gut verschnürte Pakete: die Glasobjekte sind aus der Glasschmelzerei zurückgekommen und warten darauf, weiter bearbeitet zu werden – mit der Schleifmaschine, mit der Flex. Hier hat sie Materialien aus der Natur gesammelt, dort stehen Objekte und Installationen auf Sockeln, Tischen und Kisten. Ursula-Maren Fitz ist eine Macherin. Sich in der Kunst in verschiedenen Materialien auszudrücken ist ihre Leidenschaft, bei der sie auch harte, körperliche Arbeit nicht scheut.
Inspiration aus dem Tegernsee
Ursprünglich hat sie Kunst und Germanistik studiert und danach zuerst einmal im Marketing gearbeitet, bis ihre Tochter zur Welt kam. Inzwischen wohnt sie seit 30 Jahren in Schaftlach in der Nähe des Tegernsees. Und dort ist sie auch auf das Glas gekommen. In Gmund hat sie bei schönem und bei schlechtem Wetter auf den See geschaut, Steine und Wasser beobachtet und sich dabei gefragt: „Wie lässt sich das miteinander verbinden?“
Ursula-Maren Fitz: Traumschloss. Foto: UMF
„Ich denke nicht in Glas, wie die reinen Glaskünstler“, sagt Ursula-Maren Fitz. Bei ihr folgt das Material der jeweiligen Idee. Mal hat sie Ideen, die sich in Bronze umsetzen lassen, wie die große Frauenskulptur, die in Weyarn unterhalb des Klosters steht. Und dann wieder steigen Ideen in ihr auf, die nach einer Gestaltung aus Glas verlangen. Nie geht es einfach nur um die reine Form, immer braucht es auch einen inhaltlichen Anlass. In Glas sind es oft religiöse Themen. Religion biete viele Anlässe zur Auseinandersetzung, wie Glaubenssätze, die hinterfragt und künstlerisch umgesetzt werden können, sagt sie. Die Ambivalenz der Themen sei reizvoll – und Glas der ideale Träger. Beispielsweise symbolisiert in ihren „Vanitas“-Objekten, wo der Stacheldraht zur Dornenkrone wird, das Glas die Endlichkeit und Zerbrechlichkeit.
Arche und Haus – Themen des Schutzes
Schutz und Schutzwürdigkeit der menschlichen Seele sind ihre lebenslangen Themen. Gerade in unserer Zeit, in der beispielsweise Freundschaften virtuell über Social Media Kanäle laufen, muss mit der Seele des Anderen besonders vorsichtig umgegangen werden. Schutz bietet in ihren Themen symbolisch das immer wiederkehrende Haus. In den neuesten Glasarbeiten sind es auch hauchfeine Fenster, die in einen kristallklaren Glasblock eingeschmolzen sind. Man nimmt sie nur bei genauem Hinsehen wahr. Weiteres wichtiges, immer wiederkehrendes Symbol in ihrem Schaffen ist das Boot und noch konkreter: die Arche.
Ursula-Maren Fitz: Arche XV. Foto: UMF
Viele der Glasobjekte schmelzt die Künstlerin selbst in ihrem Glasofen. Einige Stücke, die eine Glasschmelze bei ganz hohen Temperaturen erfordern, gibt sie in eine Glashütte. Immer aber muss sie selbst noch Stunde um Stunde das Glas schleifen und polieren. Es sind langwierige Prozesse. Glas ist ein Material, das kein husch-husch verzeiht. Manche ihrer Objekte müssen bis zu zwei Wochen im Glasofen „entspannen“, langsam herunterkühlen, bis keine Risse mehr entstehen können.
Objekte gegen das Vergessen
„Glas ist ein faszinierendes, unberechenbares Material“, erklärt sie respektvoll. Und zugleich ist Glas nur eines von vielen Materialien, mit denen sie gerne arbeitet. Ebenso wie die Glas-Archen liebt sie beispielsweise ihre „Zeit-Objekte“. Damit bewahrt sie flüchtige Dinge vor dem Vergessen. Würde man beispielsweise ihre zerknüllten, in Wachs gehüllten, mit Schnur verknoteten und in einem Kasten arrangierten Zeitungsartikel der vorletzten WM wieder entfalten – könnte man genau nachlesen, wer welches Tor schoss. Detailinformationen, die längst dem Vergessen anheimgefallen sind, werden so von der Künstlerin konserviert.
Glaskunst aus Bayern in Niederösterreich
Immer drücken ihre Arbeiten Zwischenmenschliches aus, erzählen Geschichten über das Behüten und Bewahren. Ursula-Maren Fitz wird als Künstlerin den Landkreis Miesbach vertreten beim Thementag „Glaskunst im Dreiländereck – Spurensuche und Neubetrachtung“. Der Thementag wird von KulturVision beim Kulturpartner in Niederösterreich, der Kulturbrücke Fratres, gestaltet. Künstler aus Bayern, Böhmen und dem Waldviertel präsentieren dort ihre Werke.