Vielfältige „gmundart“: Bayern, Indien, New York
Priska Büttel „Wellenlängen“ gmundart 2017. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Gmund
Zum 14. Mal jährt sich die Frühjahrsausstellung der Gmunder Künstler und ihrer Gäste. 22 Maler, Skulpteure und Fotografen stellen heuer im Jagerhaus in Gmund aus. Neben den Werken arrivierter Künstlern ist auch Neues vom Nachwuchs zu sehen.
Hans Weidinger nennt die gmundart in seiner Eröffnungsrede einen „lockeren Zusammenschluss von Kunstschaffenden und Künstlern“. Diese „Handvoll Künstler“ veranstalten in jedem Jahr eine wichtige, inzwischen etablierte Ausstellung im Oberland.
In den Räumen des Jagerhauses in Gmund die richtige Zusammenstellung der Werke zu finden ist eine Herausforderung, welche die Organisatoren wieder gut gemeistert haben. Keines der Werke stiehlt dem anderen die Show. Im Gegenteil. Die Arbeiten korrespondieren hervorragend miteinander.
Karikaturen bayerischer Hybride
Betritt man den ersten Raum, fällt der Blick auf Hans Reisers „Rollstoana Buam“. Der Karikaturist stellt sich die Frage „Wie würden die Rolling Stones als bayerische Buam aussehen?“ – und greift damit ironisch den Trend auf, nach „Mia san mia“-Methode alles zu bajuwarisieren, auch da, wo sich Englisch einmischt und kuriose Hybride entstehen. Gegenüber kontrastieren zwei Landschaften Kurt Gmeineders in Blau- und Rottönen.
Kurt Gmeineder (links) im Gespräch mit Klaus Altmann vor seinem „Yachthafen“. Foto: Petra Kurbjuhn
Dessen Wolkenbilder „Am Chiemsee“ und „Yachthafen“, gemalt in Nass-in-Nass-Technik mit Acrylfarben, korrespondieren auch mit Ekaterina Zachachowas New-York-Malereien. Hier ruhige Heimatlandschaft, dort fremder Großstadtdschungel. Daneben entführt Hans Weidinger mit zwei Bildern in Acrylfarbe nach Indien in die Backwaters. Die Landschaft habe ihn in ihrer ruhigen Fremdheit fasziniert, erzählt er, deswegen habe er sie malen müssen.
Im gleichen Raum fordern die digitalisierten Fotogramme Hans Schneiders eine achtsame Betrachtung ein. Die „Altersflecken“ der typografischen Bilder sind durch Oxydation entstanden und weisen ein ganz eigenes Farben- und Formenspiel auf.
Sakrale Gothik in schwebenden Pinselsstrichen
Der Maler Peter Keck widmet sich in dieser Ausstellung einem neuen Thema. Seine drei sakralen Bilder in Guache und Aquarell bilden eine harmonische Einheit. Die gothischen Vertikalen seiner Kirchenräume verbindet die schwebende Leichtigkeit seines unverkennbaren Pinselduktus.
Priska Büttels „Wellenlängen“, bestehend aus einer geschnitzten Holzschale und Wallnussschalenhälften, schwingen filigran auf Metallstäben. Hinter ihnen an der Wand leuchten Eva Knevels großformatige Blütenblätter, als wögen die Nussschalen gemeinsam mit den Tulpen im Wind. Warme Farben bestimmen den Raum, in dem auch die beiden jüngsten Künstler mit ihren Arbeiten vertreten sind.
Priska Büttels „Wellenlängen“, Eva Knevel „Blütenblatt Rot I-II“ und Quirin Fuchs „aufregende bersche“. Foto: Ines Wagner
Quirin Fuchs ist erstmalig bei der gmundart dabei. Mit Zeichenkohle, Pastellkreide und Aquarellstiften widmet er sich den Bergen. In feinen Linien hat er das Überwältigende der Gipfel herausgearbeitet. Seine Zeichnungen sollten den Zeichencharakter bewahren, befanden die Organisatoren. Deshalb sind sie ungerahmt an ein hölzernes Zeichenbrett gepinnt. Daneben hängt Muriel Breu´s Bild „Harry“ in Ockertönen. Lässig lehnt der bärtige alte Mann an der Wand in der S-Bahn und könnte eine zeitlose Figur sein, wie aus einem anderen Jahrhundert, hielte er nicht seinen Blick aufs Handydisplay gebannt.
Ruhig und unaufgeregt wirken die technisch präzisen und realistisch klaren Bilder von Lucia Kordecki. Sie hat einen „Schutz(T)raum“ erschaffen, in der eine schlafende Frau in einer Fantasielandschaft vom Mond beschienen und beschirmt wird. Die Malerin erzählt verträumte Geschichten, die von einer großen innere Ruhe zeugen.
Hans Weidinger und Herbert Kozemko (v.l.) eröffnen die 14. gmundart. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch die Künstler Irnberg, Ursula-Maren Fitz, Daniel J. Glasl, Hilge Dennewitz, Wolfram Maria Felder, Werner Gruss, Cornelia Hammans, Norbert Herbert, Johann Löffelmann als Gast in Gmund, Sopi von Sopronyi und Tatjana Woitynek bereichern die Ausstellung im Jagerhaus mit überraschenden, neuen Arbeiten. Die gmundart ist geprägt von der Vielfalt ihrer Künstler –das ist in einem so kleinen Ort wie Gmund so bemerkens- wie anerkennenswert. Darüber freute sich auch Herbert Kozemko, 3. Bürgermeister von Gmund in seiner Eröffnungsrede.