Auf den literarischen Spuren Gmunder Originale
Beim historischen Bahnhofsgebäude Gmund startet die LiteraTour „Gmunder Originale“. Foto: Der Tegernsee, Dietmar Denger
Tegernseer LiteraTouren
Das „Tor zum Tegernseer Tal“ Gmund hat einige erfolgreiche Literaten und literarische Figuren hervorgebracht, die teilweise vergessen sind. Eine der zwölf Tegernseer LiteraTouren begibt sich auf ihre Spuren, erinnert an Bekanntes und fördert Vergessenes zutage.
Auf diesem leichten, familienfreundlichen Literaturspaziergang begegnen wir Gmunder Originalen an acht Stationen, beginnend am historischen Bahnhofsgebäude in Gmund, erbaut im Jahr 1883. Dort wird anhand literarischer Zeugnisse aus dem Leben und Schaffen der Schriftstellerin Anna Mayer-Bergwald erzählt. Ihre Eindrücke der Gebirgswelt verarbeitete sie zu Alpenmärchen, Skizzen, Lebensbildern und Dorfgeschichten. Sie hielt sich häufig am Tegernsee auf. Das historische Bahnhofsgebäude taucht in ihrem Buch „Freudentage am Tegernsee. Eine Rückerinnerung an den Sommer 1897“ auf.
Der „Wilde Jäger“ von Gmund
Museum Jagerhaus Gmund. Foto: Der Tegernsee, Sabine Ziegler-Musiol
Vom Bahnhof geht es weiter zum idyllisch am Ufer der Mangfall gelegenen Jagerhaus, in dem sich das Heimatmuseum befindet und wechselnde Kunstausstellungen sowie die gmundart stattfinden. Dort wird von Johann Baptist Mayr erzählt, dem „Wilden Jager“ von Gmund, der vielen zeitgenössischen Schriftstellern als literarische Figur diente. Unweit des Jagerhauses steht am Mangfallsteg eine Bronzeskulptur Thomas Manns mit seinem Hund Bauschan. Sie erinnert an die Novelle „Herr und Hund“, an der der Schriftsteller im Sommer 1918 am Tegernsee arbeitete. Erschaffen hat sie der Gmunder Bildhauer Quirin Roth im Jahr 2001.
Georg Stöger-Ostin. Foto: Archiv Halmbacher
Am Bergfriedhof vorbei geht es zur dritten Station der LiteraTour: der Einöde Bürstling bei Ostin. Dort wird von der erstaunlichen Karriere des im Jahr 1874 geborenen Heimatdichters Georg Stöger-Ostin erzählt. Aus einer Tagelöhnerfamilie stammend, verzeichnete er erste Erfolge mit seinen „Holzfällergeschichten“, um schließlich knapp 200 Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten zu schreiben. Seine Bekanntesten, „Georg Jennerwein, der Wildschütz“ und „Der wilde Jager von Gmund“, wurden am Schlierseer Bauerntheater aufgeführt.
Heimatdichter Wilhelm Diess
Von Bürstling geht es weiter Richtung Eck, wo der Schriftsteller und bayerische Heimatdichter Wilhelm Diess im Bauernhaus „Michlbauer in Hintereck“ wohnte und zahlreiche Geschichten verfasste. In dem zweigeschossigen Flachsatteldach-Blockbau, das im Jahr 1751 als zinsbarer Hof des Klosters Tegernsee gebaut wurde, ging es munter zu: Mitglieder des bayerischen Königshauses waren ebenso zu Gast wie einfache Volksmusikanten.
Anny Schaefer und Karl Stieler
Weiter geht es nach Ostin über die Georg-Stöger- und Neureuthstraße bis zum Sternecker Hof. Dort wird das Leben und literarische Schaffen der Therese Sandbichler vorgestellt, die zahlreiche Geschichten über das Leben auf dem Bauernhof und auf der Alm verfasste. Nächste Station ist der Oberpartenhauser Hof auf der Gasse. Dort wohnte zeitweise die Mundartdichterin und Verfasserin zahlreicher Reiseberichte und Theaterstücke Anny Schaefer. Ihr Talent hatte frühzeitig kein Geringerer als der prominente Tegernseer Dichter Karl Stieler erkannt.
Max Obermayr und das Miesbacher Alpenfleckvieh
Der Gasthof Herzog Maximilian war im Mittelalter eine Taverne, die zum Kloster Tegernsee gehörte. Foto: Der Tegernsee, Dietmar Denger
Über die Gasslerstraße geht es schließlich weiter zum Gasthof Herzog Maximilian, wo literarisches Zeugnis über das Leben des Begründers der berühmten oberbayrischen Fleckviehzucht abgelegt wird. Wirtssohn Max Obermayr führte auf vielen Reisen zu Fuß aus dem 500 Kilometer entfernten Schweizer Simmtal Rinder an den Tegernsee und sein daraus gezüchtetes „Miesbacher Alpenfleckvieh“ schließlich bis nach St. Petersburg zum russischen Zaren Nikolaus I.
Wer heute im Traditionsgasthof „Herzog Maximilian“ speist, genießt hervorragende bayerische Küche inmitten gelebter Kulturgeschichte. Im 16. Jahrhundert von Abt Kaspar Ayendorfer als Taverne begründet, ging der Gasthof 1822 in den Besitz des bayerischen König Max I. Joseph über. Der Name bezieht sich auf Herzog Maximilian, besser bekannt als „Zither Maxl“ und Vater der „Sissi“, der gern hier musizierte.
Fred Rauchs Lieblingsmelodien
Das Grab von Fred Rauch liegt auf dem Bergfriedhof Gmund, wo auch Ludwig Erhard begraben liegt. Foto: Dr. Peter Czoik
Über den Seeuferweg führt ein schöner Spaziergang über Gut Kaltenbrunn zum Ackerberg, wo die letzte Station dem Liedtextdichter und Sänger Fred Rauch gewidmet ist. Der multitalentierte Wiener arbeitete als Hörfunkmoderator des Bayerischen Rundfunks. Die Hörerinnen und Hörer liebten vor allem sein Wunschkonzert „Sie wünschen, wir spielen Ihre Lieblingsmelodien“.
Lesetipp: LiteraTouren zwischen See und Bergkulisse
Die Tegernseer LiteraTouren lassen sich eigenständig von zwölf Startpunkten im Tegernseer Tal aus gehen. Einfach den QR-Code auf dem jeweiligen Startschild scannen und dem digitalen Wegbegleiter folgen.