Großartiger Autor und profunder Kenner der Geschichte
Gerti Heim, Monika Ziegler und Susanne Heim (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Gedenkveranstaltung in Tegernsee
Am Montag wäre Michael Heim 80 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass gab es im Quirinal in Tegernsee eine „in memoriam“-Veranstaltung, bei der Familie, Freunde und Weggefährten zu Wort kamen und auch Überraschendes aus dem Wirken des brillanten Denkers und Autors zutage trat.
Geplant war es eigentlich, dass im Rahmen der Tegernseer Woche des am 29. Dezember 2015 verstorbenen Michael Heim gedacht wird. Aus Termingründen musste die Veranstaltung verschoben werden. Viele Gäste waren ins Quirinal geströmt und Organisatorin Birgit Halmbacher kam mit Stühle schleppen kaum nach.
Die Veranstaltung sollte die Facetten des Historikers und Journalisten, der dem Tegernseer Tal unendlich verbunden war und als „Seegeist“ immer wieder mahnend seine Stimme gegen die Verschandelung der Heimat erhob, würdigen, aber auch den Menschen Michael Heim vorstellen.
Witwe Gerti Heim sagte, dass sie die Vielseitigkeit im Wirken und das umfassende Wissen ihres Mannes sehr geschätzt habe und dass ihr die guten tiefgründigen Gespräche sehr fehlen, ebenso wie die Reisen, die das Ehepaar unternommen hat. An wundersame Geschichten, in denen Schnaken zu Schreibern werden, die mit ihren Füßchen an die Glasscheiben kritzeln, erinnerte sich Tochter Susanne Heim. Eine überbordernde Fantasie habe ihr Vater gehabt.
Claus Cnyrim, Monika Ziegler, Linde Keck (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Die Schulfreunde Linde Keck und Claus Cnyrim erinnerten sich daran, dass Michael Heim ein brillanter Aufsatzschreiber gewesen sei. Aber auch, dass er voller Humor war und Claus Cnyrim einmal mit einem getürkten Telefonanruf vom AFN ordentlich auf die Schippe genommen hat.
Zwischen den einzelnen Blöcken, die die Autorin dieses Textes moderieren durfte, gab es stimmige Musikeinlagen von Steffi Baier an der Geige, Roland Metzner an der Zither und Sepp Hornsteiner an der Gitarre, die die Veranstaltung bereicherten.
Michael Heim – historisches Gewissen des Tegernseer Tals
Zum Thema „Michael Heim als Historiker“ äußerten sich sein Verleger Karl Rosskopf vom Tegernseer Tal Verlag und Heimatforscher Beni Eisenburg. Als historisches Gewissen des Tegernseer Tals hatte ihn Rottachs Bürgermeister Christian Köck bezeichnet und als lebendes Archiv Beni Eisenburg.
Immerhin war er 40 Jahre lang beim Verlag und jedes der entstanden Hefte trägt seine Handschrift. Nicht einfach sei es gewesen, die vielen Geschichten, die Heim auf Lager gehabt habe, unterzubringen, erzählte Rosskopf. Besonders lag ihm die Legende vom Heiligen Quirinus am Herzen, die Beni Eisenburg noch einmal erzählte.
Der erste Lehrmeister Gregor Dorfmeister. Foto: Petra Kurbjuhn
Sein journalistisches Handwerk erlernte Michael Heim im Hause Boemmel in der Rosenstraße in Tegernsee, sein erster Lehrmeister Gregor Dorfmeister wagte seinetwegen am Gymnasium eine Lüge, wie er launig berichtete. 1964 ging Heim nach München, wurde Ressortleiter Außenpolitik und wechselt 1983 zum Bayerischen Rundfunk. Gleichzeitig aber tauchte er 14tägig als Seegeist aus den Fluten des Tegernsees und wechselte sich zunächst mit dem Redakteur Hans Sollacher, später mit dem Überführer kritische Wortgefechte. Als Wahrheits- und Gerechtigkeitsfanatiker hatte ihn Hans-Herbert Perlinger, ehemaliger Direktor des Gymnasiums bezeichnet.
Journalistische Texte, Bücher, Filme
Aber Michael Heim schrieb nicht nur journalistische Texte. Mit seinem Buch „Ausflug ins Morgen“ machte er schon 1983 auf Themen aufmerksam, die uns heute massiv beschäftigen. Auch sein Film „Das grüne Feuer“, aus dem ein Ausschnitt gezeigt wurde, ist Umweltfragen gewidmet, ein Arbeitsfeld Michael Heims, das wenig bekannt wurde. Die Kolumne „Das Schweigen“, in dem der Überführer Abschied von seinem Briefpartner nimmt, las Birgit Halmbacher.
Hans Reiser. Foto: Petra Kurbjuhn
Michael Heim war nicht nur ein großartiger Autor und profunder Kenner der Geschichte, er war auch Humorist. Schon am 1. April 1963 verfasste er einen witzigen Text über Blutalgen im Tegernsee, die mit Bomben zerstört werden sollten. In dem Künstler Hans Reiser fand er eine kongenialen Partner. „Mit dem Wolpertinger leben“ gaben die beiden einen Verhaltensratgeber heraus. Hans Reiser erzählte aber auch äußerst lebendig von ihrer Zusammenarbeit für das „Kleine Welttheater“, das ab 1989 in der Abendschau lief und für das er in kürzester Zeit Zeichnungen zu liefern hatte. Wie Michael Heim ihn an der Strippe hatte, verewigte der Künstler in seinem Porträt Heims.
Michael Heim – sein Tod riss eine Lücke
Mit seinem Tod wurde eine unersetzliche Lücke gerissen und Michael Heim hinterließ auch Unvollendetes. Regisseurin Steffi Baier erzählte von dem Projekt, das sie mit Michael Heim plante: Ein Theaterstück nach dem Roman „Sturm am Tegernsee“ von Karl Weinberger. Fast fertig sei es, sagte sie und die Veranstaltung sei ein Impuls, die Inszenierung fertigzustellen.
So schließt sich der Kreis. Michael Heims umfassendes Werk wird wohl am besten mit dem Oratorium „De Fundatione“ beschrieben, das er zur 1250-Jahrfeier Tegernsees mit dem Komponisten Thomas Rebensburg verfasste. Und so erklang am Ende „Der Aufbruch“.