Großartiges kleines Theater
Christiane Ahlhelm vom Theater Kunstdünger. Foto: Manfred Lehner
Theater in Valley
Wussten Sie, dass die Königin mit ihrem Kind wieder zum Müller zurückkehrt, nachdem sie Rumpelstilzchen ausgetrickst hat? Und wissen Sie welche Rolle der Hase dabei spielte? Nein? Dann schnell zu Kunstdünger!
Mit der Premiere von „Rumpelstilzchen oder Fräulein Müller spinnt“ bewies Christiane Ahlhelm gestern Abend im Sudhaus in Valley wieder einmal ihr überborderndes komödiantisches, akrobatisches und phantasievolles Talent. Was die Schauspielerin allein mit einem Stück Stoff anstellt, ist sehenswert. Und wie sie plötzlich Beine herbeizaubert. Wie sie Hasenzähne auftauchen und wieder verschwinden lässt. Wie sie Müllerstochter, Opa Müller, König, Rumpelstilzchen und Jäger mit nur minimalen, aber umso wirkungsvolleren Veränderungen mimt, das ist großartig.
Dazu kommt ein phantastisches Bühnenbild von Sibylle Kobus mit vielen verblüffenden Ideen. Die neue Textfassung des Grimmschen Märchens von Annette Geller und Christiane Ahlhelm und die Regie von Michi Thorbecke lassen die altbekannte Geschichte völlig neu entstehen.
Der Hase aus dem Zylinder
Denn erzählt wird sie jetzt aus der Sicht der geretteten Müllerstochter oder Königstochter und mit Hilfe des schon erwähnten Hasen. Nach diesem muss man im Märchen ein bisschen suchen, aber er taucht auch dort auf. Und nun ist er hier derjenige, der, aus dem Zylinder gezaubert, immer wieder ins Geschehen eingreift.
Natürlich auch der König, dessen Mütze ein wenig an die Narrenkappen des Fasching erinnert und der permanent huldvoll seinem Volk zuwinkt. In seiner Geldgier lässt er also die Mutter der jetzigen Müllerstochter spinnen. Deren verzweifelte Tränen hatten das Rumpelstilzchen angelockt, denn sie vermochte nur, aus dem Stroh Strohsterne zu zaubern.
Moderner Quatsch
Diese und viele weitere kreative Regieeinfälle machten die Aufführung neben der großartigen schauspielerischen Leistung von Christiane Ahlhelm zu einem Genuss. Erwachsene und Kinder hatten gleichermaßen ihre Freude an der lebendigen, voller Überraschung steckenden Geschichte. Denn da hat der König beispielsweise eine elektronische Verriegelung der Strohkammer, durch die Rumpelstilzchen munter hindurchtunnelt und murmelt: „Moderner Quatsch.“
Natürlich gab es auch tiefsinnige Sätze, wie „Echtes Gold, da musst du aufpassen, dass es keiner wegnimmt.“ Oder zum Schluss die Botschaft: „Gold und Geld reichen nicht zum Glücklichsein.“ Lachen erntete die Erzählerin auch mit der Bemerkung: „Wie immer brachte sie das Kind ins Bettchen“, klar der König musste ja regieren.
Das konstruierte Happyend schauen Sie sich bitte selber an. Und erfahren wie schön es ist, wenn man Hasenställe ausmisten darf.