Grüner Wanninger an selbstverwaltetes Jugendkulturhaus
Preisverleihung des „Grünen Wanninger“ durch DIE GRÜNEN Oberbayern an die Aktivisten der Goldenen Parkbank. Foto: IW
Kulturpreisverleihung in Miesbach
Seit 1988 ist der „Grüne Wanninger“ ein eigenständiges Zeichen grüner Kulturarbeit. Die Fraktion der GRÜNEN im Bezirkstag Oberbayern vergibt ihn heuer – verdienterweise – nach Miesbach an ein ganz besonderes Jugendkulturprojekt: dem Kulturhaus zur Goldenen Parkbank.
Lange haben die jungen Miesbacher für Ihre Goldene Parkbank gekämpft – und viel investiert an Kampfesgeist, Zähigkeit, tatkräftige Muskelarbeit und politischem Engagement. Diese Mühe wurde am Freitagabend durch einen Kulturpreis gewürdigt, der bereits zum zweiten Mal an eine Kulturinitiative des Landkreises Miesbach geht: Dem Grünen Wanninger.
Was es mit dem Preis auf sich hat, erklärte Bezirksrätin Obernbayern Die GRÜNE Elisabeth Janner, die den Abend moderierte. Die GRÜNEN verstehen die Preisvergabe als Auftrag, dort zu fördern, wo Zeitgeist und Kommerz nicht hinreichen. Von Anfang an sei der Preis an die wilden, ungewöhnlichen Kreativen verliehen worden, die nicht etabliert sind, aber Haltung beziehen und mit gutem Beispiel voran gehen. Wie die jungen Miesbacher, die sich ihre Goldene Parkbank über viele Jahre hinweg erkämpft haben und nun eigenverantwortlich und selbstverwaltet betreiben.
Landrat Wolfgang Rzehak würdigt das Engagement der Jugendlichen bei der Verleihung des Grünen Wanninger. Foto: IW
Große Anerkennung zollten auch Landrat Wolfgang Rzehak und Miesbachs zweiter Bürgermeister Paul Fertl den jungen Miesbachern. Anfänglich sei man schon skeptisch gewesen, ob das mit der Selbstverwaltung funktioniere. Und es funktioniere hervorragend, schon über fünf Jahre hinweg. Dabei sei das Konzept der alljährlich rotierenden Vorstandsverantwortung durchaus nicht gewöhnlich.
Engagement und Zivilcourage gewürdigt
Auch Sigi Hagl, Landesvorsitzende DIE GRÜNEN Bayern war voll des Lobes. Für die Landshuter Stadträtin ist ein selbstverwaltetes Jugendkulturhaus, dazu im Herzen der Stadt, nicht selbstverständlich. In Landshut sei das immer wieder gescheitert. Sie würdigte auch die Zivilcourage, die die jungen Miesbacher mit Ihrer Parkbank beweisen: Sie bewahren Haltung, stellen sich Hass und Hetze entgegen und öffnen ihre Türen für alle, die eine andere Kultur suchen.
Karl Bär erzählt aus der turbulenten und engagierten Geschichte des selbstverwalteten „Freiraumes“ der jungen Miesbacher. Foto: IW
Dazu hatte der grüne Kreisrat Miesbachs und Mitbegründer der Goldenen Parkbank Karl Bär ebenfalls einiges in seiner leidenschaftlichen und spannenden Laudatio zu berichten. Er führte die Gäste der Verleihung ein paar Jahre zurück. Hin zu den Zeiten, in denen die Verwaltungen Schliersees und Miesbachs immer wieder versuchten, die Jugendlichen raus aus den Parks und runter von der Parkbank zu bringen, mit Alkoholverboten beispielsweise. Dabei sei es ja nie um Alkohol gegangen, sondern um die Möglichkeit, sich zu treffen, auf der Parkbank oder eben anderswo.
Von der Parkbank vertrieben – hin zur goldenen Parkbank
Der politische Kampf gab den jungen Miesbachern dann Motivation und einen Schub in die richtige Richtung. Im Jahr 2010 gründeten sie den Verein eigeninitiativ e.V. nach einer Infoveranstaltung gegen die damals aktive neonazistische Kameradschaft Miesbach. Dadurch waren sie auch immer wieder mit der Politik in Gesprächen. Mit kreativen Aktionen wie Schneemännern auf den Miesbacher Verkehrsinseln machten sie auf die Notwenigkeit von selbstverwalteten Räumen für die Jugendkultur aufmerksam. „Wenn wir in der Öffentlichkeit auf einer Parkbank sitzen, kommt die Polizei“, beschrieb Bär die damalige Situation, die zugleich erklärt, wie das selbstverwaltete Jugendkulturhaus schließlich zu seinem Namen „Die Goldene Parkbank“ kam.
Der Haindlkeller beherbergt die unterschiedlichsten Räume für die verschiedenen Bedürfnisse und Veranstaltungen. Foto: IW
Ein genialer Einfall brachte die Jugendlichen schließlich voran: Sie bewarben sich beim Forschungsprojekt des Bundesbauministeriums an der Ausschreibung „Jugend belebt Leerstand”. Mit der Stadt Miesbach einigten sie sich auf einen gemeinsamen Antrag, erabeiteten Baupläne und Konzepte und bekamen den Zuschlag über eine Fördersumme von 120.000 €. Damit war die Basis geschaffen, die Räumlichkeiten des ehemaligen Haindlkellers zum selbstverwalteten Jugendkulturhaus auszubauen – mit bewundernswertem, enormen Eigenengagement.
Von Punk bis Skatebord
Wer nach der Preisverleihung Interesse hatte, konnte sich einer Führung durch den Haindlkeller anschließen und die Räume besichtigen, in denen die verschiedensten Arten von kulturellen Veranstaltungen stattfinden: Von Punkrock über ruhigere Liedermacher-Konzerte bis hin zum „Bunkerradio“. Im Winter trainieren die Skateboarder in der Goldenen Parkbank, türkische Volkstanzkurse finden ebenso statt wie Vorträge zu spannenden Zeitthemen.
Freiraum für Andersartigkeit geschaffen
Karl Bär betonte: Wir wollten einen „Freiraum“ schaffen für Andersartigkeit. Das ist gelungen, ebenso wie die Selbstverwaltung gelungen ist. Julian Lippert, der diesjährige Vorstand der Goldenen Parkbank, nahm den mit 1.000 Euro dotierten Preis dankend entgegen. Er wies darauf hin, dass er vor allem denen gebühre, die über die letzten Jahre die Vorarbeit geleistet hätten.
Band Afasia spielt zur Preisverleihung des Grünen Wanninger. Foto: IW
Dass der Preis zum 5-jährigen Bestehen an das Jugendkulturhaus geht, freute alle Anwesenden. Und dass die Band Afasia die Preisverleihung mit ihrer Musik begleitete, war ein weiteres Zeichen des „Freiraumes“ für andersartige Kultur in Miesbach: Die Band Afasia besteht aus Asylbewerbern und einheimischen Musikern aus dem Landkreis.