Da Brander Kasper is a‘ Schlosser g’west…
Die Sonderausstellung erzählt die G’schicht vom Brandner Kasper nach. Foto: IW
Ausstellung in Tegernsee
Vor 150 Jahren schrieb Franz von Kobell seine Geschichte vom Brandner Kasper – und schuf damit einen bayerischen Mythos. Mit vielen Exponaten erzählt das Museum Tegernseer Tal die Geschichte nach. Die Sonderausstellung 2021 kann sich sehen (und hören!) lassen.
Die Geschichte vom Brandner Kasper, der dem Tod beim Kartenspiel mit Kerschgeist austrickst, hat Franz von Kobell am Alpbach in Tegernsee verortet. Nicht nur dort steht heute ein Straßenschild mit der Aufschrift „Am Paradies“, auch im Museum Tegernseer Tal ist eines zu sehen. Wer die Tür zur Sonderausstellung 2021 durchschreitet, tritt ein in dieses Paradies, dass der 1803 geborene Franz von Kobell seinem Brandner Kasper zugeschrieben hat.
Der Brandner Kasper aus der Feder des Künstlers Jan Reiser. Foto: IW
„Da Brander Kasper is a‘ Schlosser g’west …“, beginnt die Geschichte. Franz von Kobell ist eigentlich Mineraloge gewesen. Sogar einen nach ihm benannten „Kobellitt“ gibt es, aber der ist sehr viel weniger bekannt als sein berühmter Brandner Kasper. Und dieser jedenfalls ist ebenso unsterblich wie ein Mineral. In seinem fiktiven Leben zumindest so lange, bis er sich schließlich doch vom Tod, dem Boandlkramer, überreden lässt, einmal ins Paradies hineinzuschauen. Zumindest probeweise.
In den Fliegenden Blättern erfolgte die Erstveröffentlichung als Fortsetzungsgeschichte. Foto: IW
Der Mythos Brander Kasper ist längst unsterblich geworden. Die Geschichte wurde und wird seit 150 Jahren immer wieder erzählt, neu interpretiert und fortgeschrieben.
Das Paradies ist am Tegernsee
Davon zeugt die von allen Beteiligten mit großem Herzblut und auch mit Humor inszenierte diesjährige Sonderausstellung. Endlich einmal nicht nur die historischen Fakten, sondern auch ganz viel Fantasie habe hineinfließen dürfen in diese Ausstellung, freute sich Birgit Halmbacher bei der Eröffnung am Samstag, während sie sich bei allen bedankte, die mitgeholfen und unterstützt haben. Roland Götz, der in das Leben und Schaffen Kobells, vor allem aber in die sich immer wieder wandelnde Geschichte des Brandner Kasper einführte, möchte vor allem den Besuchern das authentische Gefühl mitgeben „warum der Brandner Kasper genau hier am Tegernsee und nirgendwo anders sein Paradies auf Erden gefunden hat“.
Das Museum zeigt eine Zusammenstellung historischer und aktueller Bearbeitungen des Brandner Kasper Themas. Foto: IW
Wer also die Tür zum Paradies durchschreitet, findet im ersten Raum Exponate, die vom Wirken Kobells und dem Entstehen und Wandel dieses bayerischen Mythos erzählen. Die „Fliegenden Blätter“, in denen die Erzählung erstmals erschien, sind ebenso ausgestellt wie originale Exponate, die auf die zahlreichen Umsetzungen des literarischen Stoffes hinweisen: angefangen von der Uraufführung als Theaterstück in den 1930er Jahren in Gmund, über die erste Verfilmung in den 1940er Jahren bis zur letzten Bearbeitung des Themas, dem Film Joseph Vilsmaiers aus dem Jahr 2021 „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“.
G’schicht vom Brandner Kasper neu interpretiert
Die Original-Zeichnungen des Künstlers Jan Reiser zu seinem Brandner-Kasper Buch erhalten einen würdigen Rahmen in der Ausstellung und von weitem leuchtet der Gras-Ober der jungen Tegernseer Grafikerin Katharina Bourjau, der auch das Ausstellungsplakat ziert.
Den Gras-Ober im Ärmel trickste der Brandner Kasper den Boandlkramer aus – hier von Katharina Bourjau (rechts). Foto: Sabine Ziegler-Musiol
Im Hauptraum der Ausstellung sind die Stationen der Geschichte mit zahlreichen Exponaten aus dem reichen Museums-Fundus und zahlreichen Leihgaben nacherzählt. Beginnend mit dem ersten Satz Kobells „Da Brander Kasper is a‘ Schlosser g’west…“ bis hin zum Paradies – bayerisch weiß-blau natürlich. Natürlich fehlen auch Kerschgeist und Spielkarten nicht – vom originalen Gras-Ober aus der Zeit Kobells bis hin zur Neuinterpretation des Spiels von Katharina Bourjau.
Lesetipp: Die G’schicht vom Brandner Kasper – Tegernseer Volkstheater
Birgit Halmbacher (rechts) führt durch die Ausstellung. Foto: Sabine Ziegler-Musiol
Wer nicht nur schauen und lesen mag, hört im zweiten Stock an der Hörstation die Geschichte des Brandner Kasper in der Original-Fassung Kobells, eingelesen von Beni Eisenburg. Dazu stellt eine Auswahl an Musikstücken den zeitlichen Kontext her. Es lohnt, sich richtig Zeit zu nehmen. Denn immer wieder lässt sich etwas Neues an der Geschichte des Brandner Kasper entdecken – und sie ist längst nicht auserzählt. Auch der Name des Protaginisten wandelte sich im Laufe der Jahre: aus Kobells Kasper wurde der Kaspar.
Dr. Roland Götz (links) und Birgit Halmbacher: „Endlich können wir die Ausstellung eröffnen“. Foto: IW