Georg Hahn – Der Michel von Großhartpenning
Georg Hahn. Foto: MZ
HahnHof in Großhartpenning
Der Hahn Schorsch ist ein Original. Er ist Biobauer, Dialogbauer, Sensenlehrer, Musiker, Kulturmanager und vieles mehr. Vor allem ist er sowohl ein Macher als auch ein Sinnsucher und hat aus dem elterlichen Hof ein Kleinod gemacht, wo man vom Brot backen über Bandoneon spielen bis zur Waldpädagogik alles lernen kann. Wir stellen ihn in der 42. Ausgabe der KulturBegegnungen vor.
„Meine Eltern hatten es nicht leicht mit mir, ich war freiheitsliebend, so wie der Michel von Lönneberga“, erzählt schmunzelnd der Hahn Schorsch. Sobald der Schnee weg war, wollte er barfuß gehen und konnte keine fünf Minuten in der Schule ruhig sitzen. „Die Lehrerin hat das erkannt und mich immer wieder herumrennen lassen, nach einem halben Jahr war das weg, heute würde man Tabletten geben“, sagt er.
Nach der landwirtschaftlichen Berufsschule und Bundeswehr besuchte er die höhere landwirtschaftliche Almwirtschaftsschule und war danach im Kundendienst für Melkanlagen unterwegs, bevor er für die ehemals staatliche Molkerei Weihenstephan als Milcherzeugerberater tätig war. „Das war ein toller Job, ich war technisch gut drauf und konnte mit den Bauern gut umgehen und ihnen helfen.“ Dann aber übernahm Müller die Molkerei. „Nur noch Betriebswirtschaft, das konnte und wollte ich nicht.“
Es geht nicht nur ums Geld
Georg Hahn ging auf Visionssuche, vier Tage mit Wasser und Brot, allein am Walchensee und mit Übernachtung unter freiem Himmel. Diese innere Sinnsuche sei nicht immer toll, bekennt er, aber es eröffneten sich dabei völlig neue Wege. „Was ich mir damals erarbeitet habe, das weiß ich heute noch“, sagt er. Allerdings war er vorbelastet, denn schon mit 16 hatte er die griechischen Philosophen der Stoa gelesen. „Mir ist damals bewusst geworden, dass es bei mir nicht nur ums Geld gehen kann“, erinnert er sich, das sei ihm in den Kopf ebenso wie in das Herz gelegt worden. Der Plan sei gereift, den elterlichen Hof so umzubauen, dass hier Natur, Umwelt, Pädagogik, Musik, Kunst und Soziales für den Menschen eine Heimstatt finden.
Auszeit auf dem Hahnhof: Andrea Regenauer, Hausherr Georg Hahn, Andreas Huber und Karl-Heinz Hummel (v.l.). Foto: MZ
Landwirtschaft und Kultur und damit seine Talente zu verbinden, das sei sein Ziel gewesen. Denn der Hahn Schorsch hatte nach der Fachschule Gesangsunterricht genommen und hätte eine Karriere als Sänger machen können. „Aber ich habe das Angebot mit dem Argument ausgeschlagen, ich muss doch meine Kühe melken“, schmunzelt er. Die Pflicht sei eben stärker gewesen. „Vielleicht im nächsten Leben“, fügt er an.
HahnHof Umbau in Eigenregie
Er machte ein Konzept zum Umbau des Hofes „und wir haben alles in Eigenleistung aufgebaut“, verkündet der Generalist stolz. Sein Plan, sich in allen Richtungen zu entwickeln, geht auf. Sein Ziel ist es, einfache ökologische und energiesparende landwirtschaftliche Verfahren der Vergangenheit in die heutige Zeit zu transformieren.
Georg Hahn. Foto: Petra Kurbjuhn
Er hat zwölf Rinder, bewirtschaftet 14 Hektar, hat vier Schweine, 35 Hennen, baut Gemüse an, nutzt die Permakultur und vermarktet seine Produkte auf Vertrauensbasis. Zudem verkauft er Holzprodukte und hochwertiges Heu für Pferde und Kleintierhalter und betreibt in Kooperation Imkerei. Schon seit mehr als 15 Jahren existiert sein Gemeinschaftsprojekt, bei dem auf 3000 Quadratmetern zehn Familien Gemüse, Kräuter und Heilpflanzen für den Eigenbedarf anbauen. „Das ist auch eine Chance für Landwirte, sich für die Öffentlichkeit und Verbraucher, die den Anbau lernen wollen, zu öffnen.“ Die Sensenschule läuft gut, zumal er die Kurse gern mit Kultur verbindet. Historie und Musik zum Wesen des Bauern: „Das ist mein Ding!“ So ein Sensenhoagascht mit seiner Musikergruppe Milli-Musik-Projekt und dann noch die Bilder von Kuhmistmaler Werner Härtl, das freut den Hahn Schorsch.
Georg Hahn spielt „Der Träumer“. Foto: MZ
Der großzügige Seminar- und Veranstaltungsraum auf dem HahnHof wird gern von Firmen genutzt, die hier maßgeschneiderte Workshops buchen können. Sensenkurse, Brot backen, Kräuterpädagogik, Melken lernen, historische Landtechnik erleben, dazu das Catering mit regionalen Gaststätten und Metzgereien, das alles organisiert der Hausherr. Oder eine Musikergruppe, wie Machado Quartett spielt eine CD ein. Aber er lädt auch zu eigenen Veranstaltungen, wie den Raunachtabenden oder einem Bandoneon-Symposium ein. Jetzt plant der musikalische Biobauer ein Mundartfestival, lässt sich aber nicht festlegen, denn „ich liebe Klassik, Liedermacher, Kirchenmusik, Blues, Rock und bairische Volksmusik, traditionell sowie auch progressiv und natürlich verschmitzten, hinterkünftigen, bairischen Humor wie beispielsweise vom Fredl Fesl“, sagt er. „Den Fredl durfte ich noch persönlich kennenlernen, wir haben seinen großen Obstgarten mit der Sense gemäht.“
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Im Kopf wie 25
„Ich denke im Ganzen“, ist seine Philosophie. Was die Zukunft des Hahnhofes anbelangt, da lässt er alles offen. Seine drei erwachsenen Kinder sollen erst mal ihr eigenes Ding machen, meint er. Aber so weit ist es noch lange nicht, denn der Hahn Schorsch fühlt sich im Kopf noch wie 25 und hat tausend Ideen, was der Hof noch an Möglichkeiten bietet. Der Bauernhof hat seine Tore offen für alle, die guten Willens sind und auch für Menschen, die sich engagieren wollen oder nach einer sinnvollen Aufgabe suchen.