Hairytales – Sisi reloaded am Tegernsee
Blick in die Galerie. Foto: Kunstakademie Tegernsee
Ausstellung in Tegernsee
Noch bis zum 21. November präsentiert die Kunstakademie Tegernsee die Wiener Künstlerin Ina Loitzl. Ihre Werke sind im Schaufenster und sie sind online zu sehen. Im Zentrum der Ausstellung steht als Sinnbild für die Themen Schönheit, Weiblichkeit, Macht, Kaiserin Sisi.
Unter dem Titel „Hairytales – Sisi reloaded am Tegernsee“ umfasst die Ausstellung sowohl die mediale Arbeit als auch Objektkunst der Künstlerin und zeigt die ernste jedoch auch ironisch humorvolle Auseinandersetzung mit Klischees, die mit Sisi verbunden sind.
„Ich habe mich schon lange mit der Rolle der Frau und den damit verbundenen Klischees beschäftigt“, erklärt Ina Loitzl, „da passt Sisi perfekt dazu“: Es gehe ihr um Körperlichkeit, Altern, Sexualität und Sterben.
Zwei Scherenschnitte zu „Hairytales“. Foto: Kunstakademie Tegernsee
Ein wesentliches Symbol bei Sisi ist ihr Haar, darüber werde sie immer wieder definiert, sagt die Künstlerin. Und so hat auch Ina Loitzl dem Haar der Kaiserin mehrere Arbeiten gewidmet. Was wie feinste Schwarzweiß-Zeichnungen ausschaut, sind in Wirklichkeit Scherenschnitte, die die Künstlerin mit feinen Messern fertigt. Nach einer Vorzeichnung mache dann das Schneidmesser die Grafik. Im Video kann der Betrachter dies nachvollziehen.
Mythen um Sisi
Die Technik des Scherenschnitts habe sie bewusst gewählt, sagt Ina Loitzl, denn die Frauen der damaligen Zeit befassten sich mit Scherenschnitten. Aber nicht nur. Gerade Kaiserin Sisi sei sehr intelligent gewesen und habe während der achtstündigen Trocknung ihrer Haare vor offenem Kaminfeuer gelesen, Sprachen erlernt und Gedichte geschrieben. „Sie hätte mitregieren sollen“, sagt Ina Loitzl.
Viele Mythen würden sich um die bayerische Prinzessin ranken, viele davon, wie die angedichtete Magersucht seien aber erfunden. Sie habe früh zu Abend gegessen und bei späten Banketten eben nur noch an den Speisen genippt.
Collage mit Hund. Foto: Kunstakademie Tegernsee
Neben den Scherenschnitten, die sich um den Schönheitskult Haar drehen, zeigt die Künstlerin auf feinen spitzenverzierten Tellerchen Scherenschnitte von Läusen. „Die Haare wurden eben selten gewaschen“, kommentiert die Künstlerin ihre ironisch-humorvollen Arbeiten. Ebenso witzig sind die Collagen, die Hunde zeigen. Mit Lockenwicklern und Kleidern passen sie sich dem Outfit von Frauchen an.
Collage. Foto: Kunstakademie Tegernsee
Collagen lehnen sich auch an die Sisi-Verfilmungen mit Romy Schneider an. „Auch Romy Schneider hat eine Rolle spielen müssen, ist aber daraus mit ihren späteren Filmen herausgekommen“, sagt Ina Loitzl. Bei Sisi sei dies bekanntermaßen nicht so gelungen. Sie heiratete 15jährig Kaiser Franz Joseph „und wurde verkünstelt und umfunktioniert“. Es sei ein Trauerspiel, dass sie zeit ihres Lebens über ihre Schönheit definiert worden sei, nicht aber über ihre Weisheit. Diesen Schönheitskult wolle sie in die heutige Zeit transferieren, denn auch heute noch strebten junge Frauen in erster Linie nach äußerlicher Perfektion.
In einem Doppelporträt widmet sich Ina Loitzl der Geschichte um Sisi und ihrer älteren Schwester Helene. „Die ältere hätte eigentlich ihre Rolle spielen sollen und so kam es zum Konflikt, viellicht wäre Helene passender für diese Rolle gewesen, Sisi war ja noch ein Kind“, erzählt die Künstlerin.
Sisi und Helene. Foto: Kunstakademie Tegernsee
Installation, Objektkunst, Medienkunst
Galeristin Valerija Vuk Strobel sieht in den Arbeiten der Wiener Künstlerin „problematische Reibungsflächen und Bruchstellen zwischen zugeschriebener Rolle und Akteurin, mittels derer sich die Künstlerin Rückbezüge auf eigene Befindlichkeiten erschließt“. Die primäre Wirkung der Arbeiten von Ina Loitzl beruhe auf dem Materialreiz und den ambivalent als anziehend-abstoßend empfundenen Formen, die den Betrachter mehr oder weniger explizit auf seinen eigenen Körper zurückverweisen.
Sie wolle mit der Ausstellung trotz Corona etwas für die Kultur und die Künstlerin tun, sagt die Tegernseer Künstlerin. Der doppelte Lockdown habe sie hammerhart getroffen, denn die Ausstellung war schon im Frühjahr geplant. Jetzt könne man die Werke im Schaufenster und online betrachten und es sei auch möglich, im Rahmen von Hygienemaßnahmen Einzeltermine zur Besichtigung zu vereinbaren.