Hans-Günther Kaufmann fragt: Wie wollen wir leben?
Regenbogen. Foto: Hans-Günther Kaufmann
Ausstellung in Miesbach und Neuerscheinung
Am heutigen Montag startet im Kulturzentrum Waitzinger Keller Miesbach eine weitere Fensterausstellung. Der Miesbacher Fotograf Hans-Günther Kaufmann zeigt aus seinem neuen Buch „Die Sehnsucht nach dem Ursprung ist die Sehnsucht nach einem neuen Anfang“ zwölf Exponate.
Ausstellungen in der Galerie Ost des Kulturzentrums erfreuten sich großer Beliebtheit in den vergangenen Jahren. Pandemiebedingt kam Kulturamtschefin Isabella Krobisch auf die Idee, die großen Glasfenster des Hauses für einen Ersatz zu nutzen. Hier konnten bereits die Werke mehrere Fotokünstler betrachtet werden, jüngst die Venedigbilder des Valleyer Fotografen Manfred Lehner.
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Bis zum 6. Juni sind jetzt 12 Fotos aus dem soeben im St. Bennoverlag Leipzig erschienenen Buch von Hans-Günther Kaufmann zu sehen. Es stellt die Frage: „Wie wollen wir leben?“ und enthält hoffnungsvolle Texte für ungewisse Zeiten. Das Nachwort hat Abt Notker Wolf geschrieben. Die meditativen Texte und stillen und gleichzeitig kraftvollen Fotografien hinterfragen unseren Lebensstil und unsere Ansprüche an das Leben.
Natur-Wallfahrt. Foto: Hans-Günther Kaufmann
Der bekannte Fotograf schreibt: „In der Mode- und Werbewelt, aus der ich komme, bringt man es als Normalo nicht weit. Nicht auffallen geht gar nicht und Mittelmäßigkeit ist ein Tabu. Dass es auch anders geht, lehrten mich die Benediktiner.“ Für diese sei das rechte Maß eine Tugend. Und dieses Buch erzähle von der Suche nach dem rechten Maß. Es gehe nicht um den Verzicht um des Verzichts willen, sondern vielmehr um die Freude über den Sinn des Lebens und weniger darum, Spaß zu haben.
Corona als Ausnüchterungszelle
Hans-Günther Kaufmann vergleicht Corona mit einer Ausnüchterungszelle, weil wir nicht mehr von Event zu Event hasten. Er erkenne keinen Segen in der Pandemie, wolle aber aufzeigen, dass weniger mehr sein könne. Dies übe er selbst seit drei Jahrzehnten und habe erkannt, was wirklich wichtig sei im Leben.
Unterwegs. Foto: Hans-Günther Kaufmann
„Voranschreiten, reifen, vielleicht Erleuchtung. Und das Leben als solches. Und der Hoffnung folgen – jenem Streifen am Horizont.“ Der Fotograf hat bewegende Bilder aus seinem Schaffen für dieses Buch ausgesucht, die seine Überzeugungen illustrieren, aus der Natur, aus der Religion, vom Menschen.
Die Sehnsucht nach dem Ursprung ist die Sehnsucht nach einem neuen Anfang
Er erzählt von einer Audienz bei Papst Benedikt mit allen Formalien und Macht, aber auch dem Fühlen eines gewissen Ursprungs und er nimmt die Botschaft mit, die zum Titel des Buches wurde: „Die Sehnsucht nach dem Ursprung ist die Sehnsucht nach einem neuen Anfang“. Die Fotografie eines Mädchens bei der Kommunion lässt diese Sehnsucht erahnen.
Sehnsucht nach dem Ursprung. Foto: Hans-Günther Kaufmann
Covid-19, so schreibt er, sei eine Zeitenwende, die sich aber schon vorher durch die Klimakrise angedeutet habe. Jetzt aber gelte es, Angst zu überwinden und den Neuanfang zu wagen, wobei es auf die Verantwortung des Einzelnen ankomme. Für unsere Sehnsucht der menschlichen Nähe, die uns Corona verbietet, hat Hans-Günther Kaufmann eine einfache Lösung parat: Man möge seine Seele bitten, die Seele des anderen zu umarmen und wenn man dann etwas spüre, sei alles gut.
Kraft und Verbundenheit
Hans-Günther Kaufmann widmet Menschen, die ihm wichtig sind, eigene Kapitel, so Sohn Johannes, Schwester Christine Kaufmann, Abt Odilo Lechner, Karl-Ludwig Schweisfurth. Er schreibt sehr persönlich über diese Menschen und was er aus den Begegnungen mitgenommen hat. Die Fotos berühren in ihrer Kraft und Verbundenheit.
Wie soll ich es sagen. Foto: Hans-Günther Kaufmann
So ist das Buch ein bewegender Aufruf zu einem achtsamen, bewussten Leben, das aus der Erfahrung eines Mannes schöpft, der die vielen Facetten des Lebens kennengelernt hat. Die Bilder in den Glasfenstern des Waitzinger Kellers geben einen prägnanten Einblick in die Botschaften des Buches, zu dem Notker Wolf das Nachwort schrieb. Darin drückt der Abt die Hoffnung der Menschen auf der ganzen Welt aus, mit denen wir durch die Pandemie noch enger verbunden werden.