Vom Übersetzer zum Autor
Hans-Günther Kaufmann und Barbara Ruetz von der Galerie Ruetz. Foto: privat
Ausstellung in München
Der Miesbacher Fotograf Hans-Günther Kaufmann stellt erstmalig seine Werke in der renommierten Münchner Galerie Ruetz aus. Damit, so sagt er, werde seine Fotografie als Teil der Kunst wahrgenommen.
„Ihre Fotografien berühren mich zutiefst und deshalb ist es Kunst.“ Das sagte Herzog Franz von Bayern anlässlich der Ausstellung von Hans-Günther Kaufmann im Tegernseer Schloss mit dem Titel „Vergelt’s Gott, Odilo“, die er als Hommage an den 2017 verstorbenen Benediktiner versteht.
Lesetipp: „Vergelt’s Gott, Odilo“ und „Im königlichen Rampenlicht“
Jetzt ist diese Ausstellung in der Galerie Ruetz gegenüber der Pinakothek in München zu sehen. Es sind 12 großformatige Arbeiten in Museumsqualität, auf Baryt aufgebracht und hinter Museumsglas eingeschweißt. Der Fotograf freut sich über die brillante Wiedergabe.
„Ich hatte schon lange die Sehnsucht, von der Kunst meiner Bilder zu leben“, sagt er, der lange Zeit als kommerzieller Fotograf arbeitete und in der Mode- und Werbebranche sehr erfolgreich tätig war. Dann aber habe er keine Lust mehr gehabt, Mädchen am Strand zu fotografieren und sein Ansatz der Fotografie wandelte sich.
Der Fotograf Hans-Günther Kaufmann. Foto: privat
Er stellte sich in den Dienst eines Themas, wie dem Jakobsweg, für dessen Fotos er vom spanischen König ausgezeichnet wurde. Aus der Freundschaft mit Abt Odilo Lechner resultierte eine fruchtbare Zusammenarbeit, die allerdings, wie Hans-Günther Kaufmann berichtet, mit einer Abfuhr begann.
Nach seiner Abkehr von der Mode- und Werbebranche und dem Umzug mit seiner Familie nach Miesbach, fotografierte er Heimatbilder, suchte für das geplante Buchprojekt „Sonntag in Bayern“ einen Autor und sprach bei dem Benediktiner vor. Dieser habe sich zwar die Fotos wohlwollend angeschaut, aber Texte dazu habe er nicht schreiben wollen, ihn indes ermutigt, mit tiefergehenden Arbeiten wieder bei ihm anzuklopfen.
Insel im Licht. Foto: Hans-Günther Kaufmann
Das Ergebnis war das erste gemeinsame Projekt „Mit den Augen der Seele“. Abt Odilo habe sein Sehen und damit seine Fotografie verändert. „Ich lernte im Kleinen das Große zu erkennen.“
Wie er selbst betont, jagte er nicht mehr dem perfekten Foto hinterher, sondern die Fotos fanden ihn. Mit diesen tieferen Themen gestaltete er Bücher, kombiniert mit spirituellen Texten, Filme und internationale Ausstellungen. Er konnte seine Arbeiten weltweit präsentieren, ob in der Eremitage in St. Petersburg, in New York oder Tokio.
„Himmel in Bayern“. Foto: Hans-Günther Kaufmann
„Das war gesponserte Auftragsarbeit“, stellt Hans-Günther Kaufmann fest. Die stimmungsvollen Bilder habe er nicht als Fotokunst angeboten. „Aber die Zeit saust davon und ich will etwas machen, was mir entspricht“, sagt der 79-Jährige.
Fotografie, so sagt er, habe sich jetzt endlich als Kunstform etabliert und werde als Kunst wahrgenommen, wobei die USA, Großbritannien und Frankreich noch eine Vorreiterrolle spielen. Als Beispiel nennt er den Fotografen Andreas Gursky, dessen Arbeiten auf dem Kunstmarkt Millionen erzielen.
Susanne Porsche in der Galerie Ruetz. Foto: privat
Er selbst habe das lange angezweifelt und gemeint für Kunst müsse man malen oder komponieren, aber jetzt freue er sich, dass Fotografie als Kunst auf dem Markt angekommen sei. „Es wird aber ein Roulettespiel bleiben“, meint er, „denn es gibt keinen Maßstab, an dem man messen kann.“
Kunst und Kunstmarkt seien zwei Paar Stiefel. Der Kunstmarkt betreffe Marketing, Image und Aura des jeweiligen Kunstschaffenden. Kunst aber sei die Freude am Schaffen. „Ich war bislang Übersetzer, jetzt bin ich Autor.“
Ausstellungsjournal. Foto: MZ
Und so sehe er seine Arbeiten in der Galerie Ruetz entweder als Motivation zur Investition oder als Ausdruck für eine gültige Aussage. „Das ehrt und freut mich sehr.“