Vom Siaßkasa und Heislschleicha von Hans Reiser
Der Künstler vor „Aufbruch in die Unsterblichkeit“. Foto: MZ
Ausstellung in Bad Tölz
Karikaturen, Illustrationen und Ölgemälde präsentiert Hans Reiser im Tölzer Stadtmuseum. Der Reichersbeuerner Künstler zaubert den Besuchern mit seiner fantastischen Kunst ein Lächeln aufs Gesicht, auch wenn man es durch Maskenpflicht nur ahnen kann.
Anlass für die Ausstellung ist ein Jubiläum: 50 Jahre ist Hans Reiser der Winzerer vom Tölzer Kurier, der mit seiner allwöchentlichen Karikatur zum Zeitgeschehen die Leser begeistert. Natürlich ist derzeit Corona sein Thema, das er mit seiner spitzen Feder aufspießt.
Winzerer im Tölzer Kurier. Foto: MZ
In den beiden ersten Räumen trifft der Besucher auf eine Sammlung der schönsten Karikaturen der fünf Dekaden, viele sind schon mit einem roten Punkt versehen. Trotz der Wiederholungen im Jahreskreis gelingt es dem Künstler, immer wieder einen neuen Aspekt in seinen Karikaturen aufzugreifen.
Winzerer im Tölzer Kurier. Foto: MZ
Im hinteren großen Raum zeigt Hans Reiser eine Auswahl seiner Öl- und Gouachegemälde aus den letzten zehn Jahren. Ganz neu sind seine köstlichen Illustrationen zu bajuwarischen Schimpfnamen. Es geht los mit dem Siaßkasa, auf Hochdeutsch Süßholzraspler, dem, der dem Käse offensichtlich Honig beimischt. Mit langen Pferdezähnen präsentiert sich der Kohlrabiapostel, der sendungsbewusste Vegetarier. Nein, glücklich schaut er nicht aus.
Zwiderwurzn und Gsengte Sau
Mit Sauertopf zeigt sich der Zwiderwurzn, erstaunlich männlich, denn eigentlich wird der Begriff ja ältlichen Frauen zugeschrieben, hier aber wachsen dem unangenehmen Typen Wurzeln statt Bart. Der Heislschleicha oder Erbschleicher kommt mit einem Krokodil im Gepäck um die Ecke und die Gsengte Sau rast auf einem Moped, das mit seiner gerippeähnlichen Struktur irgendwie an den Tod erinnert, daher.
Porträts. Foto: MZ
Der Künstler erzählt, dass er an dieser Serie der bayerischen Schimpfnamen weiterarbeitet und, sobald er 50 Exemplare der Typen beieinanderhat, auch wieder eine Veröffentlichung plant. Seine bisherigen Kataloge, aber auch Postkarten kann der von dem Humor Hans Reisers angesteckte Besucher erwerben. Sein Humor kommt auch in den Porträts bekannter Zeitgenossen zum Tragen.
Huaba Buam, e-lin und Hansi Hinterseer
Teils bissig, teils liebevoll hat er in Gouache Prominente verewigt. Köstlich die Huaber Buam am üppigen Busen der Geierwally, liebevoll Restaurator und Künstler Erwin Wiegerling alias e-lin mit seiner Himmelsleiter und bissig Saisongockel Hansi Hinterseer auf dem Mist stehend und krähend.
Kleiner Verwaltungsapparat. Foto: MZ
Seine malerische Kunst in der Art der alten Meister beweist Hans Reiser insbesondere in seiner Ölmalerei. Aber sein satirischer Blick auf das Menschliche und den Zeitgeist kommt auch hier in unnachahmlicher Weise zum Vorschein. Wenn er den kleinen Verwaltungsapparat glossiert, Metropolis auf seine ureigene Weise interpretiert oder ein Paar in Beziehungskisten verpackt oder wenn er die Oma in einer Kiste „entsorgt“. Wunderbar selbstironisch wird er beim „Aufbruch in die Unsterblichkeit“, wenn der Künstler höchstselbst auf der Sänfte getragen wird.
Reichhaltige Bilder von Hans Reiser
Stundenlang könnte man in den reichhaltigen Bildern von Hans Reiser stöbern und auch wenn man sie schon einmal gesehen hat, immer wieder neue Details entdecken. Die Werke bringen den Betrachter zum Schmunzeln einerseits, und führen andererseits immer wieder zur Hochachtung vor seiner malerischen Kompetenz.
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