Zwei Typen, zwei Gitarren, zwei Bücher und irrwitzige Episoden
Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner im Waitzinger Keller (v.l.). Foto: Ines Wagner
Kabarettabend in Miesbach
Was passiert, wenn zwei Typen aufeinander prasseln, beide begnadete Kabarettisten, Entertainer, Schauspieler und Musiker? Die ihre zwei Gitarren im Gepäck haben und zwei Bücher? Richtig! Ein kurzweiliger Abend voller Geistesblitze.
Heraus kommt ein ironisches Abendprogramm voll sprudelnder Einfälle, die von hier nach da und zurück schießen. Gedankenpingpong könnte man sagen, ist es, was die beiden da auf der Bühne betreiben. Und von unten, aus dem Publikum im bis auf den letzten Platz ausverkauften Saal im Waitzinger Keller, schallte das Lachen nach oben, quietschendes Lachen, vor allem von Frauen, wie Stephan Zinner anerkennend bemerkte. Gedoppelter Witz und eine gehörige Portion Ironie waren dabei, vor allem, was die Sicht auf den ganz normalen Alltagswahnsinn eines tourenden Musikers betrifft, wahlweise Rockstar, mal auch Kleinkünstler, mal einfach unterwegs.
Backstage im Sterbezimmer
So heißt das Buch Hannes Ringlstetters auch „Paris. New York. Alteiselfing – Auf Ochsentour durch die Provinz“ aus dem er, unterstützt von Zinner, wechselweise las eingebettet in Songs und Episoden. Man bekam kuriose Einblicke in seinen musikalischen Frühwerdegang – am Beispiel der seelischen Akustikgewalt der Blockflöte. Ebenso kurios wie traumatisch sind Tourstopps, bei denen das Sterbezimmer samt Ahnengalerie zur Umkleide umfunktioniert wird, samt Kühlschrank voll gigantischer Presssackvorräte. Stephan Zinner, der gerade den Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises verliehen bekam, hatte sein Kurzgeschichtenbuch „Flugmango“ im Gepäck – unterhaltsame Geschichten über schräge Vögel und schräge Momente, geschrieben mit feinem Blick für Situationskomik. Sowohl Ringlstetters Tour- als auch Zinners Alltagsheldengeschichten zeugen von Gespür für gute Storys und überraschende Pointen, ebenso wie ihr Bühnenprogramm. So warfen sie sich den ganzen Abend über die Bälle, Geschichten, Scherze zu und um die Ohren, und geizen auch nicht mit freundlichen Seitenhieben und Sticheleien.
Frauen über Fünfzig mit Zöpfen
Es ist ihr zweites Bühnenprogramm und sie sind wunderbar aufeinander eingespielt. Sie erklärten dem Publikum all die wichtigen Dinge, die man wissen muss, wenn man sich zurecht finden möchte auf dieser Welt. Beispielsweise, warum verklebte Faszien uns plagen, und dass Gott definitiv kein Löwenbräu mag. Es ging auch um Sport, vor allem Fußball, um Eigentorschützenkönige und Weißbierkonsum auf der Auswechselbank. Heimat und Unterwegssein aber sind die großen Themen, die das Duo beschäftigen, neben Biomüll, Hämorriden und Frauen über Fünfzig mit Zöpfen. Eindeutig zweideutig, aber vor allem im Doppelpack, ging es tiefgründig und schräg zur Sache. Die Themen wechselten so schnell wie der Abend verflog.
Zwei Typen, zwei Gitarren, zwei Bücher, zwei Weißbiere: Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner im Waitzinger Keller. Foto: Ines Wagner
Denn sie hatten ja freilich noch die Gitarren im Gepäck. Songs und Gelesenes wechselten sich ab. Blues, Country, Chanson-Persiflagen trafen auf niederbayerische Gstanzl und Rockn Roll. Ebenso ein Sprachen-, Dialekt- und Akzentmischmasch, beide haben ein wunderbares komödiantisches Talent und musikalisch setzen sie noch einen obendrauf. Nach zweieinhalb Stunden und zwei Zugabeblöcken war der Abend zu Ende, es hätte ruhig noch weiter gehen können.