Unbekanntes und Bekanntes von Hans Weidinger
Hans Weidinger mit dem Diptychon Birke. Foto: MZ
Ausstellung in Gmund
Mit bisher Unbekanntem und Experimentellem neben seinen bekannten ruhigen Landschaften ist jetzt Hans Weidinger in der Raiffeisenbank Gmund in der Reihe „gmundart präsentiert“ zu sehen. Die Ausstellung wirft einen neuen Blick auf den Gmunder Künstler.
Im Erdgeschoss der Bank präsentiert sich Hans Weidinger mit seinem Diptychon der Birke in gewohnter feiner Malweise jedes einzelnen Blattes. Auch das Triptychon „Lavendel“ zeigt die Vorliebe des Künstlers für die Darstellung von Stimmungen in der Natur.
Bretagne. Foto: MZ
Ein älteres Bild, das Hans Weidinger in der Bretagne malte, hat eine andere Anmutung. Es ist eine gegenständliche Landschaft, der Maler arbeitet die Feinheiten, wie den typischen seitlichen Kamin an dem Haus deutlich heraus.
Im Obergeschoss trifft die Besucherin beim Rundgang zunächst auf den typischen Weidinger-Stil. Es sind unspektakuläre Bilder, in denen vom Inhalt und von der Farbe her Ruhe herrscht. Dem Künstler liegt daran, Strukturen der Natur sichtbar zu machen und zu verdichten. Mit diesen Strukturen gliedert er seine Bilder.
Sommerwiese. Foto: MZ
Dabei geht er weg vom Gegenständlichen, löst die Formen auf und konzentriert sich auf Stimmungen, eigene Eindrücke, die er dem Betrachtenden anbietet, der damit an eigene Erinnerungen und Empfindungen andocken kann. Er kann aber auch nur in den Bildern spazieren gehen.
Eine wesentliche Rolle spielt die Farbe. Sie ist immer gedeckt und Hans Weidinger erzählt, was er von seinem malenden Vater gelernt hat. Dieser habe bei Olaf Gulbransson Unterricht genommen und ihm vermittelt, dass er die Farbe vom Hintergrund in den Vordergrund transportieren müsse. Durch diesen Trick entsteht Tiefe.
Gewitterstimmung. Foto: MZ
Die Horizontale spielt in den Bildern Hans Weidingers eine große Rolle. Zumeist ist der Horizont in der oberen Bildhälfte angesiedelt, vorn spielen Gräser oder Schilf im Wind. In einem Bild aber hat er den Horizont ganz nach unten verlagert, dort auch kleine Formen untergebracht, das große Gewittergeschehen spielt sich in der Bildmitte ab.
Zeichnungen
Das Besondere der Ausstellung sind Zeichnungen in Pastell oder Bleistift, die Hans Weidinger noch nicht gezeigt hat. Sie lassen die Betrachterin hineinschauen in die Werkstatt des Künstlers, in die Vorarbeiten seiner großen Acrylbilder.
Es sind Zeichnungen von Gras ebenso wie von Alltagsgegenständen, es sind Reiseskizzen aus Griechenland und es sind Aktzeichnungen. „Aktzeichnen ist Stress“, sagt der Künstler, da gehe es um das schnelle Erfassen einer Körperhaltung. Spannend werde es immer, wenn das Modell nicht makellos ist, „dann hat man was zu zeichnen“.
Hans Weidinger mit seinem Modell für den Ludwig-Erhard-Brunnen. Foto: MZ
Der Künstler, der seit neun Jahren die gmundart kuratiert, die am 5. Mai eröffnet wird, und auch einer der Macher der Tegernseer Kunstausstellung ist, freut sich, dass er diese Gelegenheit hat, seine künstlerischen Studien ausstellen zu können. Dabei ist auch sein Modell zur Ausschreibung des Ludwig-Erhard-Denkmals in Gmund.
„Es hätte ein Brunnen werden sollen“, sagt er, denn am Platz am Gmunder „Stachus“ sei unterirdisch eine Brunnenstube. Sein Entwurf orientiere sich daran, aber leider sei nichts daraus geworden.
Corse. Foto: MZ
Unseren gemeinsamen Rundgang beschließen wir mit den Bildern von Korsika. Hier entdecke ich eine Besonderheit im Bild. Man kann durch die Schilfspitzen auf das Meer schauen.
Seerosen. Foto: MZ
Neu und besonders ist auch das letzte Bild. „Bei Seerosen ist die Konkurrenz groß“, sagt Hans Weidinger und die Nähe zum Kitsch sei gefährlich. Aber das Bild ist weit entfernt davon. Der Weidingersche Schilf gibt dem gegenständlichen Bild Zusammenhalt.
Zum Weiterlesen: Spazierengehen in stillen Landschaften