Zur Heiligen Nacht
Szene mit Hans Fellner, Michael Hartmann, Monika Kleber, Walter Kohlhauf und Walter Schwind (v.l.) Foto: Petra Kurbjuhn
Szenische musikalische Lesung in Holzkirchen
„Freuet Euch, freuet euch all.“ Mit diesem Chorlied zur Heiligen Nacht von Max Eham ging eine besondere Aufführung in St. Josef Holzkirchen zu Ende, die die Zuhörer in Weihnachtsstimmung versetzte, zumal es am Ende noch eine wundersame Begebenheit zu erzählen gab. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnacht!
Die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma ist eine der schönsten Weihnachtslegenden, die in der Vorweihnachtszeit in unterschiedlichster Form dargeboten wird und Zuhörer immer wieder bewegt. In der Gestaltung aber von Weihbischof Wolfgang Bischof erhielt die Geschichte ihre Vollendung.
Musik Max Ehams
Wolfgang Bischof, in den neunziger Jahren als Kaplan im Landkreis Miesbach tätig, hatte schon immer eine Begabung für das Theater. So ist seine Inszenierung der „Heiligen Nacht“ eine szenische Lesung mit verteilten Rollen, begleitet von der Musik Max Ehams. Der ehemalige Domkapellmeister in Freising und München stammt aus Parsberg und war dem Oberland sehr verbunden.
Bekanntlich verlegte Thoma die Geschichte von der Geburt des Heilands nach Bayern, Nazareth ist ein Dorf, das ganze spielt im Winter, als sich der Zimmermann Josef mit seiner schwangeren Frau Maria aufmacht nach Bethlehem, „auf dass er sich schätzen ließe“, wie es bei Lukas heißt. In altbairischer Sprache und in Versen erzählt Thoma, wie sich das Paar durch den Schnee kämpft und in Bethlehem überall bei der Herbergssuche eine Abfuhr erteilt bekommt, bis es schließlich beim Simmei im Stall eine Zuflucht erhält.
Erzähler Weihbischof Wolfgang Bischof. Foto: Petra Kurbjuhn
Weihbischof Walter Bischof als Erzähler nimmt die Zuhörer in der überfüllten Kirche mit auf diese Reise, zieht sie hinein in das Geschehen. Er wird dabei unterstützt von Monika Kleber (Maria), Walter Kohlhauf (Josef), Günther Bülig (Josias) Angelika Haslbeck (dessen Frau), Michael Hartmann, Walter Schwind und Hans Fellner in Mehrfachrollen. Aber die Sprecherinnen und Sprecher lesen nicht nur, sie gestalten den Text. Dem kaltherzigen Josias und seiner keifenden Frau stehen die freundliche Maria und der fürsorglichen Josef gegenüber.
Monika Kleber und Walter Kohlhauf als Maria und Josef. Foto: Petra Kurbjuhn
Abweisende Wirte und die kraftvollen Worte des Verkündigungsengels, sowie des hilfsbereiten Simmei und des Handwerksburschen bringen Leben in die Geschichte.
Junge Domkantorei München
Eine besondere Wirkung hat die begleitende Musik von Max Eham, der die Gesänge zur „Heiligen Nacht“ von Ludwig Thoma für Chor und Klavier vertonte. Diese fünf Gesänge entsprechen in ihrem Duktus dem Kunstlied, so treten verschiedene Solostimmen in den Dialog mit dem Chor. Damit wird die Musik, fern aller Sentimentalität zu einer tragenden Intensivierung des Geschehens. In sängerischer vollendeter Qualität war die Junge Domkantorei München unter der Leitung von Benedikt Celler zu hören.
Junge Domkantorei München. Foto: Petra Kurbjuhn
Zusätzlich zu den Gesängen hat Markus Eham, Neffe des Komponisten und musikalischer Leiter der Aufführung, weitere, inhaltlich passende instrumentale Kompositionen, zumeist von Max Eham komponiert oder gesetzt, eingefügt. Ob „Maria durch den Dornwald ging“ oder „Vom Himmel hoch“ oder am Ende „Freuet euch“, das Bläserensemble Camerata Strumentale Vagen und die Instrumentalisten Michael und Monika Kohmünch sowie Johannes Schießl ergänzten hochwertig und stimmig das Geschehen.
Bläserensemble Camerata Strumentale Vagen. Foto: Petra Kurbjuhn
Ludwig Thomas „Heilige Nacht“, wie Pfarrer Gottfried Doll eingangs sagte, ein Glanzpunkt in dieser durch Weihbischof Wolfgang Bischof inszenierten Aufführung, bringt den Menschen nicht nur weihnachtliche Stimmung, etwa, wenn es heißt „Die Heilige Nacht ist eine besondere Nacht, der ganze Himmel ist aufgemacht“ oder wenn der Handwerksbursch und die Hirten auf die Knie vor dem nackten Kind fallen.
Aufruf zu Mitgefühl
Vielmehr vermittelt die Geschichte die Weihnachtsbotschaft als einen Aufruf zum Mitgefühl für den Anderen. Nicht umsonst lässt Thoma den Hergott sagen: „Wer anderen hilft, dem helf auch ich gern.“ Oder der Erzähler sagt: „Wenn es mehr Simmei gäbe, wäre es schön auf der Welt.“
Viele Zuhörer waren gekommen, um die Weihnachtsbotschaft in St. Josef zu hören. Foto: Petra Kurbjuhn
Und die Legende endet mit den weisen Worten: „Ob das nicht etwas bedeutet, dass das Christkind nur die Armen gesehen haben?“
Was bei den Zuschauern für Verwunderung gesorgt hatte, löste der Weihbischof am Ende auf. Monika Kleber, die Sprecherin der Maria, war nach ihren letzten Worten hinausgeeilt. Der Grund dafür sei der vor sechs Wochen geborene kleine Jacob. Leider habe man es nicht geschafft, die Geburt auf den heutigen Abend zu verlegen.
Beim Schlussapplaus fehlt Maria (Monika Kleber), sie musste sich um den kleinen Jacob kümmern. Foto: Petra Kurbjuhn