Fotografie und Upcycling-Mode
Fotografie von Julia Schmidt und Upcycling-Kreationen von Katha Probst. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Bad Tölz
Den Begriff „Heimat-zwischen Tradition und Moderne“ neu interpretiert haben drei Künstler aus dem Landkreis Miesbach, die jetzt gemeinsam im Stadtmuseum Bad Tölz ausstellen, Katha Probst, Julia Schmidt und Thomas Plettenberg. Es ist eine außergewöhnlich arrangierte Präsentation.
Im ersten Raum findet der Betrachter Fotos von Thomas Plettenberg zum Thema Heimat, aber nicht an der Wand, sondern an Stricken mit Holzklammern aufgehängt, das Ganze befestigt an Schneezäunen und einer Heugabel. Hier begegnet man dem Almer mit wachem Blick ebenso wie drei Schalkfrauen von hinten, der Landschaft im Morgennebel ebenso wie den Gerätschaften am Skihang.
Touristen sitzen auf der Bank, der immense Verkehr auf der Autobahn ist genauso präsent wie die stille Landschaft mit dem Marterl. Und immer wieder Kühe, einmal hat der Fotograf nur den Rücken der Kuh mit dem dahinter gelegenen Bergmassiv wahr genommen und für uns eingefangen.
Fotografie von Thomas Plettenberg. Foto: Monika Ziegler
Im zweiten Raum findet der Gast Fotografie von Julia Schmidt. Die Valleyerin lebt seit drei Jahren als selbständige Fotografin in Berlin und bildet sich seit 2015 an der renommierten Ostkreuzschule weiter. Hier hängen die Fotografien brav an der Wand. Es sind kleinformatige Porträts junger Burschen. Sie schauen fröhlich, zweifelnd, verstimmt, stolz. Nur ein Lockenkopf ist barhäuptig, alle anderen tragen stolz ihre Tracht mit Hut.
Noch kleiner im Format sind die Blitzlicht ähnlichen Momente, die Julia Schmidt in großen weißen Bilderrahmen präsentiert. Hier hat sie das Kind auf der Schaukel, das Minarett, ein Jesusbild, einen blonden Zopf zu einem gemeinsamen Bild komponiert.
Upcycling-Kreationen von Katha Probst. Foto: Monika Ziegler
Davor sind die wunderschönen Kreationen von Katha Probst arrangiert. Die jüngere Schwester von Julia Schmidt ist gelernte Schneiderin, hat den Meistertitel und wurde für Ihre Arbeit ausgezeichnet. Neben ihrer Arbeit als Modedesignerin mit ihrem eigenen Label Unikäthe ist ihr Upcycling ein wichtiges Anliegen. Sie schreibt:
„Hab ein langweiliges Dasein gefristet
bis mich jemand aus dem Schrank gemistet.
Eine Schneiderin hat mich gefunden
mit ihr habe ich eine Zeitreise überwunden
Nun erscheine ich im neuen Glanz
und fordere Sie zum Tanz.“
Katha Probst fertigt aus abgelegter Kleidung hoher Stoffqualität neue Kreationen, ihrem Ideenreichtum scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. So hat sie sogar eine runde Tischdecke zu einem Rock umfunktioniert. Am besten gefiel mir das Kleid, das sie aus einer umgedrehten Hose schneiderte, der Hosenbund ist der witzige Saum.
Fotographie von Thomas Plettenberg. Repro: Monika Ziegler
Oder das abgeschnittene Sakko oder der Rock, der einmal eine Jacke war. Ihre Kreationen sind nicht nur einmalig und hochwertig, sie geben auch den alten Stoffen ihre Würde zurück. Wie schnell ist so mancher dabei, nicht mehr Getragenes der Kleidersammlung einzuverleiben.
Die Präsentation wird von großformatigen Fotografien von Thomas Plettenberg ergänzt. Natürlich sind es Kühe, die er im Gang und im ersten Raum präsentiert.Bilder, die Heimat, Stille und Entschleunigung in sich tragen.