Heiteres Orgelkonzert mit vier Händen und vier Füßen
Elisabeth Eigler und Robert Kutsche. Foto: Manfred Wehrmann
Konzert in Holzkirchen
Dass die ehrwürdige Königin der Instrumente auch eine humoristische Seite haben kann, das wollten die Organisten Elisabeth Eigler und Robert Kutsche mit ihren vier Händen und vier Füßen beweisen – und es ist ihnen gelungen: Das Publikum wippte fröhlich mit allen Körperteilen und bekundete durch spontane Bravo-Rufe seine Begeisterung.
Der in Frankreich aufgewachsene Robert Kutsche, Nachfolger des katholischen Kirchenmusikers Dirk Weil, hatte sich gleich zu Dienstbeginn Anfang Januar in St. Josef Holzkirchen in einem ersten Solokonzert als versierter Organist dem Publikum vorgestellt. In seinem zweiten Orgelkonzert teilte er sich die Frenger-Orgel mit Elisabeth Eigler, die bereits 40 Jahre als nebenamtliche Organistin in St. Josef tätig ist – was für eine schöne Geste des neuen Kirchenmusikers.
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Heiteres Orgelkonzert: Freude beim Musizieren
Im Gegensatz zu vielen Kirchen, die ihre Organisten versteckt auf einer Empore am Instrument agieren lassen, steht die Orgel in St. Josef als Schmuckstück ebenerdig und damit ist der Musiker für das Publikum sichtbar. Das war für das heutige heitere Orgelkonzert besonders unterhaltsam, denn man sah und spürte, wieviel Freude Elisabeth Eigler und Robert Kutsche beim gemeinsamen Musizieren hatten.
Die beiden Organisten an der Frenger-Orgel. Foto: Manfred Wehrmann
Der bunte Reigen von populären Melodien, arrangiert für Klavier und von den beiden Musikern für die Orgel adaptiert, wurde eröffnet mit dem Marsch „La fête foraine“ von J.E. Hummel, gefolgt von einem Ragtime aus dem Musical „Little Johnny Jones“ von George M. Cohan aus dem Jahre 1904 – man fühlte sich fast wie am Broadway.
Im weiteren Verlauf des heiteren Orgelkonzertes wurde es klassischer: Zunächst erklang mit dem ersten Militärmarsch aus op. 51 eines der beliebtesten Werke für vier Hände von Franz Schubert, interessant registriert und schwungvoll interpretiert von den beiden Ausführenden. Anschließend erfreute sich das Publikum an Mozarts Duett „Reich mir die Hand, mein Leben“ aus Don Giovanni. Weiter ging es in rasantem Tempo und kraftvollem Zungenpleno mit Offenbachs berühmten Can-Can, was das Publikum zu spontanem Beifall hinriss.
Zwei Musiker an einem Instrument
An dieser Stelle sei ein kurzer Einschub zum Spielen von zwei Musikern an einem Instrument gestattet: Schon das vierhändige Musizieren am Klavier fordert die beteiligten Akteure heraus; ungleich komplizierter ist das Agieren von zwei Personen mit vier Händen, vier Füßen und entsprechenden Gliedmaßen an einer Orgel und sitzend auf einer Orgelbank.
Heiteres Orgelkonzert in St. Josef Holzkirchen. Foto: Manfred Wehrmann
Dementsprechend zeigte sich das Publikum auch besonders beeindruckt von der Ausführung des nächsten Stückes, einem arrangierten Strauss-Walzer von J.M. Michel, bei dem die Organisten Melodie und harmonische Begleitung nur mit ihren Füßen, ohne Einsatz der Hände spielen.
Fulminante Schlussphase
Nach drei weiteren Charakterstücken ging es in die fulminante Schlussphase des Konzertes und eine der berühmtesten Hymnen Englands füllte den Kirchenraum: Edward Elgars „Land of hope and glory“ mit seinen wuchtigen Akkorden ist wie für die Orgel gemacht und zeigte einmal mehr das große Klangspektrum der Frenger-Orgel in St. Josef.
Heiteres Orgelkonzert – Orgel neu stimmen?
Sichtlich Spaß hatten die Organisten beim „Crazy Rock“, dem letzten Stück des Abends – der Oberkörper groovte und ein Schmunzeln ging über beide Gesichter. Das Publikum bedankte sich mit ausgiebigem Beifall für den kurzweiligen Abend und bei der Wiederholung des letzten Stückes wurde wie bei einem Rockkonzert rhythmisch mitgeklatscht. Ein Besucher kommentierte beeindruckt: Jetzt muss die Orgel neu gestimmt werden!