Gemalte Fantasiewelten stellen Fragen
Blick ins Foyer. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Gmund
Noch bis Mitte Mai sind im Foyer der Raiffeisenbank Gmund Bilder von Helga Lucia Kordecki im Rahmen der Reihe Gmundart-Künstler zu sehen. Die Bilder bestechen durch ihre malerische Qualität ebenso wie durch ihre rätselhaften Inhalte, die in gemalte Fantasiewelten entführen.
Pandemiebedingt ist die Präsentation von Kunst derzeit erheblich eingeschränkt. Die Initiativen „Kunst im Schaufenster“ in Holzkirchen, Otterfing und Bad Wiessee waren eine erfreuliche Ausnahme, auch Tegernsee und Miesbach wollen sich an dieser Form beteiligen, bei der Künstler und Gewerbetreibende zusammenwirken.
Lesetipp: Kunst in Bad Wiessee im Schaufenster
Die Raiffeisenbank Gmund lädt jetzt gemäß den Hygienevorschriften zu einer Ausstellung im Foyer im Erdgeschoss und im ersten Stock ein. Besucher werden von zwei zum Wetter passenden Bildern der Gmunder Künstlerin empfangen. Es sind naturalistische Bilder der St. Ägidius Kirche von Gmund und des Hügels bei Gut Kaltenbrunn mit Blick auf den See, den aber die Bäume auf dem Hügel versperren.
Unterbuchberg. Foto: Petra Kurbjuhn
Daneben steht ein Bild auf der Staffelei, das schon in die andere Welt von Helga-Lucia Kordecki einführt, die Welt des Surrealen, das Märchenhaften, des Poetischen, des Hintergründigen. Ihre in Öl auf Leinwand gemalten lyrischen Bilder sind oft Einladungen, die eigene Fantasie spielen zu lassen. Sie sind Fragen, geben keine Antworten und sind deshalb eine echte Aufforderung an die Betrachter, kreativ zu werden. Wieso also wachsen die Ranken aus dem Bild heraus und setzen sich in der Tapete fort?
Suppenhuhn. Foto: Petra Kurbjuhn
Was wird in den andern zwei Schachteln sein? Gibt es da Überraschungen oder kommen auch Rosen zutage? Ein humoristischer, ungewohnter Beitrag ist das Bild „Suppenhuhn“, ein offensichtlich noch lebendiges Huhn in der Terrine, allerdings musste es schon fünf Federn lassen.
Beim Rundgang im ersten Stock wechseln sich ebenfalls Naturimpressionen aus der Gmunder Umgebung mit den typischen Kordeckischen fragenden, offenen Inhalten ab. Allen Bildern ist eine zurückhaltende Farbigkeit eigen, es dominieren kühle grün-graue Töne mit sparsam eingesetztem Rosa. Nur ein Bild fällt mit kräftiger roter Farbgebung auf.
Regression (S.Freud). Foto: Petra Kurbjuhn
Eine nackte Liegende auf einem Diwan, der mit einem Tuch mit orientalischem Muster bedeckt ist. Der Bildtitel deutet an, dass es hier um eine psychoanalytische Behandlung geht, ein Zurückfallen in kindliche Muster, so lässt sich auch das Einrollen des Körpers in die embryonale Haltung deuten.
Andere Bilder indes sind nicht so schnell interpretierbar. Warum hängt das Tuch über das Fensterbrett? Heißt „Abschied“ dass jemand gesprungen oder nur gegangen ist? Warum sind die vier Tische unbesetzt?
Meditation. Foto: Petra Kurbjuhn
Sind das Seifenblasen oder Glaskugeln in der stillen, mystisch anmutenden Landschaft? Wo sind die Meditierenden? Warum sind die Kissen leer? Und benutzt man bei der Meditation eine Glaskugel?
Es war so still. Foto: Petra Kurbjuhn
Was mag sich hinter der Haustür verbergen, die von dichtem Gebüsch eingerahmt wird. Ist der Besucher hier wirklich willkommen? Ist es drinnen nicht furchtbar dunkel?
Willkommen. Foto: petra Kurbjuhn
Aber auch wenn es in den Bildern von Helga Lucia Kordecki keine rätselhaften Inhalte gibt, es also reine Landschaften sind, bleibt ein lyrischer Eindruck haften. Vielleicht liegt es am Nebel, manchmal nur an einem verhangenen Hintergrund, bei dem man die Umrisse des Hirschbergs nur ahnt.
Die Ausstellung wird ergänzt durch Glasobjekte der Waakirchner Künstlerin Ursula-Maren Fitz, die ebenfalls noch bis Mitte Mai zu sehen sind. In ihrer klaren farbigen Harmonie ergeben sie einen spannenden Kontrast zur lyrisch-surrealen Malerei von Helga Lucia Kordecki.
Die Glasobjekte von Ursula-Maren Fitz ergeben einen spannenden Kontrast zur Malerei von Helga Lucia Kordecki. Foto: Petra Kurbjuhn
Lesetipp: Ursula-Maren Fitz: Bronze Glas Papier