„Kopf hoch, alter Esel!“
Helmut Schneider. Foto: KN
Neuerscheinung auf dem Buchmarkt
Helmut Schneider ist in der Region und über diese hinaus als engagierter Naturschützer bekannt geworden. Dass er nicht nur die Wanderung der Kröten akribisch verfolgt und schützt, sondern sich auch um den Menschen und das Zeitgeschehen kümmert, zeigt sein vorliegendes zweites Buch „Kopf hoch, alter Esel!“
Während er in seinem ersten Buch „Nicht alles aus dem Allgäu ist Käse“ autobiografische Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitete, erweist er sich in seinem Zweitwerk als außerordentlich scharfer Beobachter des Allzumenschlichen ebenso wie des Zeitgeistes. Mit viel Witz nimmt er sich Prototypen der Menschen vor, überzeichnet sie und lässt sie in ihr Glück oder Unglück rennen. Dabei wird immer wieder deutlich, wie sorgfältig er recherchiert hat, denn er streut Weisheiten, Anekdoten, Zitate, sogar Gedichte in seine Kurzgeschichten ein.
Senioren als Weisheitsreserve
Auch seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen in der Region finden ihren Niederschlag. So ist die Titelgeschichte des Buches eine herzerfrischende Darstellung des Lehrerlebens, insbesondere des nicht mehr ganz jungen, das sich gegen forsches Allesändernwollen ebenso wehrt wie gegen Bevorzugung von Schülern, deren Eltern mit Spenden so einiges ausbügeln wollen. Dass aber „Senioren eine Weisheitsreserve“ darstellen, hat niemand Geringerer als Papst Franziskus ausgesprochen. Ein Labsal für die ältere Generation!
Die zweite Chance des gescheiterten Landrates
Um einen abgestürzten Landrat geht es in der sarkastisch geschriebenen Geschichte „Wahre Männerfreundschaft“ und der Leser im Landkreis Miesbach kann sich eines Schmunzelns nicht erwehren, zumal Autor Helmut Schneider eine zweite Chance für den Gescheiterten in petto hat.
Auch die Geschichte um das Almdorf hat deutlichen Bezug zur Region, spielt sie doch nachweislich am Lago di Bonzo, den der Zither-Manä schon deutlich süffisant besungen hat. Die Idee des Autors, in dieser Location neben vielen anderen Events auch eine Fensterl-Garantie anzubieten, wird hoffentlich vom Betreiber übernommen und honoriert.
Showtime auf dem Gottesacker
In anderen Geschichten geißelt Helmut Schneider auf lockere, unterhaltsame und ironische Art junge Übermütter, die per Apps ihren Alltag optimieren ebenso wie die Sucht nach Diäten. Er witzelt über die verschiedenen Verhunzungen unserer Sprache und über „inkompatible Gartenkonzepte“ in der Kleingartenlage.
Und ganz am Ende wird er nachdenklich, da geht es um den Tod, den eigenen und den fremden. Und kann sich ein wenig Ironie dann doch nicht verkneifen, wenn zu Allerheiligen „Showtime auf dem Gottesacker“ angesagt ist.