Herb Schwarz und seine Anleihen beim Kubismus
Herb Schwarz: After sun exploded. Foto: MZ
Ausstellung in Agatharied
Die Besucher und Patienten bleiben immer wieder stehen und schauen sich die Bilder im Krankenhaus Agatharied an. Zweifelsohne sind sie in ihrer Farbigkeit ein Blickfang, aber es lohnt sich auch, ein bisschen genauer hinzuschauen. Der Maler Herb Schwarz verlässt die gewohnten Sichtweisen.
Es beginnt im Erdgeschoss ganz konventionell und ebenso endet die Präsentation im 1. Stockwerk. Unten Rottach-Egern, oben Stams, schöne Bilder von schönen Orten. Gut, ein bisschen vereinfacht hat der Künstler die Fronten der Häuser und auch die Berge haben sehr scharfe geometrische Konturen. Aber sonst stimmt schon alles.
Herb Schwarz: New York. Foto: MZ
Dann aber kommt die „Ostzone“, ein Bild, das von roten Grenzpfählen dominiert ist, auch ein Wachturm ist dabei und dahinter ahnt man die Freiheit hinter dem Meer. Ebenso bedrückend kommt „New York“, daher, wo im rechten Bildrand Türme in sich zusammenfallen, abgegrenzt von einer roten Linie. Hier ist schon die Realität nicht nur abstrahiert, sondern analysiert und synthetisiert.
An Lyonel Feininger angelehnt
Herb Schwarz, studierter Elektrotechniker und als Konstrukteur tätig, malt seit zwanzig Jahren. Seine Neigung zu Mathematik und Physik wird in einigen seiner Bilder ebenso deutlich, wie sein analytisches Vorgehen in der Komposition seiner Bilder generell. Er lehnt sich, so sagt er, bewusst an den Kubismus an, insbesondere in Lyonel Feininger, dessen Architekturbilder Kunstgeschichte schrieben.
Herb Schwarz: Pyramidichon. Foto: MZ
Auch Herb Schwarz zerlegt die Realität und setzt sie neu zusammen. Dabei überlagert er auch Formen und immer wieder sind in seinen Bildern kristalline Strukturen erkennbar. „Das ist schön“, sagte ein kleines Mädchen vor dem Bild „After sun exploded“. Das warme Rot hatte es ihr wohl angetan. Die übrigen Flächen sind keiner realen Welt zuzuordnen, eine Scheinwelt ist hier aufgebaut. Viel Freude macht den Besuchern auch das 3D-Objekt, das der Künstler Pyramidichon nennt. Hier kann man spielen, den Standort wechseln und sich optischen Täuschungen hingeben.
Herb Schwarz: E=mc2 . Foto: MZ
Den Thaleskreis mit seinen rechtwinkligen Dreiecken hat der Konstrukteur mit Seglern in Zusammenhang gebracht und Einsteins berühmte Energiemassenäquivalenz setzte er in Schwarz-Weiß mit zahlreichen Formeln und geometrischen Figuren um. Mir kommt es vor, als würde ich durch ein Schlüsselloch in eine neue Welt schauen.
Herb Schwarz: Es werde Licht. Foto: MZ
Ganz anders die Adaption von Michelangelos Erschaffung Adams, die Herb Schwarz mit einer Glühbirne ergänzt hat und „Es werde Licht“ nennt.
Mauerfall und Frieden
Im 1. Stock findet der Besucher schlichte Stillleben, aber auch Werke mit zeitgenössischem Inhalt. Da ist der „Mauerfall“, ein Mann hat sich durch einen Riss in der Mauer gequetscht, dahinter die Quadriga des Brandenburger Tores. Aber auch hier kristalline Strukturen am Himmel, man kann eine eisige Zukunft ahnen.
Herb Schwarz: Mauerfall. Foto: MZ
Aber es gibt auch „Frieden“. In der schlichten Häuserlandschaft geht der Muslim auf den Priester zu. Und es gibt Gemeinschaft. „Einer für alle, alle für einen“ nennt der Künstler sein Bild, in dem drei Männer gemeinsam einen Schirm aufspannen. Ob er sie vor dem riesigen Wasserfall schützen kann, sei dahingestellt.
Herb Schwarz: Einer für alle…. Foto: MZ