Gunnar Matysiak und Herbert Klee (v.l.).

Empfinden und Denken

Gunnar Matysiak und Herbert Klee (v.l.). Foto: Monika Ziegler

Ausstellung in Weyarn


Mit zwei überregional bekannten Künstlern wurde jetzt das Bürgergewölbe Weyarn als Ausstellungsort etabliert. Herbert Klee und Gunnar Matysiak, beides Zeichner, beide mit dem Thema Mensch befasst, zeigen ihre unterschiedlichen Sichten in einer sehenswerten Schau.

Gunnar Matysiak: The Fly.

Gunnar Matysiak: The Fly. Foto: KN

140 Jahre Lebenserfahrung, so konstatierte Bürgermeister Leonhard Wöhr zur Eröffnung, seien hier präsent, denn beide Künstler feierten gerade ihren 70. Geburtstag. Sehr stolz sei man in Weyarn, das eine lange Tradition in der Kunst habe, zwei so bedeutende Künstler, deren Stil sich perfektioniert habe, in der Gemeinde heimisch zu wissen.

Ute Bößwetter, Vorsitzende des Fördervereins der Galerie Markt Bruckmühl, beschrieb das im Bürgergewölbe ausgestellte Werk Gunnar Matysiaks als surrealistisch. Hier haben nackte Frauen Fliegenköpfe und man werde sofort an Kafkas „Verwandlung“ erinnert, aber diese Frauen hier trügen ihre Verwandlung stolz, mit erhobenem Haupt.

Gunnar Matysiak: Viola S.

Gunnar Matysiak: Viola S. Foto: KN

In der Serie „Viola“ hat Gunnar Matysiak die vier Jahreszeiten einem Frauenkopf aus den Ohren wachsen lassen und „Die Päpstin“ hat einen doppelköpfigen Jesus am Kreuz an ihrem Stab. Ganz genau zeichnet der Grafiker Matysiak seine Figuren und hat oft eine Prise Spielerei und Humor parat, etwa, wenn er zur Königin von Saba Elvis mit der Coladose gesellt. In „Cocoon“ zeigt er die Verstrickungen, denen ein Paar so oft unterliegt.

Aber der Grafiker Matysiak wurde auch bekannt durch seine Kinderbuchillustrationen, insbesondere ist Uwe Timms „Rennschwein Rudi Rüssel“, ein international erfolgreiches Kinderbuch, eben auch durch Matysiaks gelungene Zeichnungen.

Ein ernsthaftes Thema hat der Maler, Grafiker und Holzbildhauer Herbert Klee für die Ausstellung gewählt. Er zeigt aus seiner Serie „Orestie“ sowohl drei Holzstöcke als auch die daraus entstandenen Holzschnitte, teils Schwarz-Weiß, teils koloriert. Es geht um die alte griechische Tragödie von Aischylos, 458 vor Christus geschrieben.

Herbert Klee: Orestie.

Herbert Klee: Orestie. Foto: Monika Ziegler

Ute Bößwetter erläuterte, dass die Orestie das Ende des Fluches von Agamemnon beschreibe, in dem Mord und Rache immer wieder Mord und Rache erzeugten, dann aber die Kette des Hasses unterbrochen wurde. Die sieben gezeigten Drucke erzählen von Leid der handelnden Personen Klytemnestra, Agamemnon, Menelaos, Orest, Elektra und der Seherin Kassandra, dazu die Erynnien, die Rachegöttinen.

Mit wenigen Linien versteht es Herbert Klee, die jeweilige Situation zum umreißen, die gebeugte Haltung, ein Gesichtszug, sie genügen, um den Betrachter das ernste Thema näher zu bringen.

Aber Herbert Klee kann auch heiter sein. Sein kürzlich erschienenes Buch „Wann dann, wenn nicht jetzt“ ist eine Sammlung heiterer, vom Künstler verfasster Texte mit den dazu gehörigen Zeichnungen.

„Zeichnen heißt Zeichen setzen“ schloss Ute Bößwetter ihre Einführung. Vorher müsse der Künstler sehen und erkennen und dies dann eigenständig gestalten. So sei die künstlerische Arbeit von Herbert Klee und Gunnar Matysiak gleichzeitig ein Empfinden und Denken.

Die Ausstellung im Bürgergewölbe der Gemeinde Weyarn ist noch bis zum 6. November zu den Öffnungszeiten des Klostercafés von 9 bis 18 Uhr zu sehen.

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