Herbert Pöhnl will Grenzen bewegen
Bayerisch-tschechische Gymnasiasten: Ein Votum für Europa. Foto: Herbert Pöhnl
Ausstellung in Regensburg
„Grenzen bewegen“ möchte Herbert Pöhnl. Der Fotograf sieht es als seine Aufgabe, sich politisch zu engagieren, einen Mosaikstein dafür beizutragen, dass Europa besser wird. Am kommenden Sonntag wird eine Ausstellung in Regensburg eröffnet.
Wir lernten uns über das vorherige Projekt „Einen Moment bitte! Oder auch zwei?“ kennen, ein Gemeinschaftsprojekt des Schriftstellers Bernhard Setzwein und der beiden Fotografen Herbert Pöhnl und Johannes M. Haslinger. Sie stellten es bei einem Thementag der Kulturbrücke Fratres vor: Fotografien und Texte über Menschen in den Grenzregionen Bayern-Tschechien und Tschechien-Österreich.
Herbert Pöhnl in Slavonice. Foto: Monika Ziegler
Jetzt hat Herbert Pöhnl mit Edmund Stern ein Folgeprojekt initiiert, das von den tschechischen Sprachkenntnissen Sterns profitiert. „Vorher waren es Momente der Begegnung, jetzt sind es Vertiefungen, weil wir mit den Menschen reden können und ihre Befindlichkeiten erfahren“, sagt Herbert Pöhnl. Wir sitzen im „Besidka“, dem legendären historischen Restaurant in Slavonice, dem Grenzort zu Österreich. Herbert Pöhnl ist mit seiner Frau gekommen, um seine Ausstellung abzubauen und über seine Folgeausstellung zu berichten.
In Budvar. Foto: Herbert Pöhnl
Begeistert erzählt er von der Zusammenarbeit mit Edmund Stern, ehemals Rektor der Mittelschule Zwiesel, der als Dolmetscher in Tschechien tätig ist und Land, Leute, Mentalität und Kultur bestens kenne. „Er hat Schwung und Energie in die Arbeit gebracht“, sagt Pöhnl. Und er scheue sich nicht, Menschen anzusprechen, ob sie für Foto und Interview zur Verfügung stehen.
So sind die zwei Niederbayern immer wieder im Nachbarland unterwegs gewesen, um Menschen zu porträtieren. Pfarrer und Jugendliche, Polizisten und Waffenhändler, Senioren und Kinder, Feuerwehrler und Roma. „Wir wollen das typisch Tschechische ergründen und im Vergleich zum Bayerischen vorstellen“, erklärt Herbert Pöhnl sein Anliegen.
Internationaler Pullmann-Tanz. Foto: Herbert Pöhnl
Wenn er auf Skepsis stoße, dann zeige er schon vorhandene Fotos und Edmund Stern erkläre das Projekt. Das sei vertrauensbildend. „Wir wollen etwas zur Entspannung der deutsch-tschechischen Situation beitragen, wir wissen 27 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer noch zu wenig voneinander“, sagt Pöhnl. Auch wenn es schon viele Initiativen gebe, die eine bayerisch-tschechische Begegnung fördern, gebe es noch immer noch eine Menge Vorbehalte und bürokratische Zwänge.
Bayerisch-tschechische Polizeibegegnung. Foto: Herbert Pöhnl
„Wenn es in Tschechisch Eisenstein brennt, dürfen die Bayern nicht ausrücken und umgekehrt“, erklärt Pöhnl die Situation, das müsse erst mit der Zentrale abgeklärt werden. Und ein tschechischer Krankentransportwagen dürfe einen Verletzten nicht über die Grenze bringen, sondern müsse ihn an einen bayerischen übergeben, „blutige Übernahme“ nenne man das. Am Bahnhof Eisenstein müssen die Fahrgäste den Zug wechseln. „Und wir porträtieren die Lokführer“, sagt Pöhnl.
Bayerisch-tschechische Tontaubenschützen-Begegnung. Foto: Herbert Pöhnl
Eine andere Geschichte betrifft die Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk im Ort Hartmanice in Böhmen. Herbert Pöhnl erzählt, dass sie bei der Durchfahrt festgestellt hätten, dass dem Nepomuk der Strahlenkranz fehle. Edmund Stern sei stracks zum Bürgermeister marschiert und habe mit ihm geklärt, wie der Heilige zu seinem Strahlenkranz kommen könne. „Solche Geschichten bekommt man, wenn man mit den Leuten redet“, sagt Herbert Pöhnl, der seinerseits für ein gutes Foto sogar in einen Hubschrauber steigt, obwohl er Flugangst hat.
Nachbarschaft, Begegnung, das ist es, was die beiden engagierten Niederbayern mit ihrer Ausstellung zeigen wollen. Und „Grenzen bewegen“.