Herzlich, nah und unverblümt − Christine Eixenberger
Christine Eixenberger mit Fingerspitzengefühl. Foto: KN
Kabarett in Hausham
Fast wäre sie Rechtsanwältin geworden, danach beinah als Grundschullehrerin hinter Schulmauern verschwunden. Zum Glück hat sie den Weg auf die Bühne gefunden und vergisst trotz Berühmtheit ihre Heimat nicht: Lokalmatadorin Christine Eixenberger mit neuem Programm in Hausham.
Obwohl die sympathische junge Frau mit der spitzen Zunge und dem lachenden Gesicht bestimmt die Wunschlehrerin von allen kleinen Jungs und Mädels im Grundschulalter ist, sind die Erwachsenen doch glücklich, sie für sich zu haben. Einen ganzen Abend lang, an dem sie Gott und die Welt mit Herz und Hirn durch den Kakao zieht.
Mit Fingerspitzengefühl
Für ihr neues Programm „Fingerspitzengefühl“ schlüpft Christine Eixenberger großteils wieder in die Rolle der Grundschullehrerin, denn „wenn du dir einmal den Erziehungsvirus einfängst, wirst du ihn nicht mehr los.“ So schreit sie die betrunkene Fußballmannschaft an, mit der sie in einem BOB-Waggon gefangen ist, der sie zum Rektor führen wird und erinnert sich an ihren Exfreund, den Realschullehrer. Er hatte sie mit seinen pädagogisch wertvollen Fragen fast zum Wahnsinn getrieben und sich über einen Fusselentferner zum Geburtstag gefreut.
Szenenauschnitt aus dem Programm „Lernbelästigung“
Christine Eixenberger macht sich nicht lustig über die Gesellschaft und ihre Menschen, in dem sie diese von oben mit der Lupe betrachtet. Sie befindet sich mitten drinnen, lacht über uns alle und sich selbst. Bewegt sich frech und frei auf der Bühne des Glückauf-Saales und zieht so das gesamte Publikum in den Bann.
Am See sitzen und bled schauen
Schlagworte wie „Entschleunigung“ kommen nicht ungeschoren davon. „Am Schliersee können wir das schon lange“, meint sie. „Am See sitzen und bled schauen.“ Sie lässt es sich nicht nehmen, wie ein kranker Storch im Zeitlupentempo über die Bühne zu stolzieren. Mit einer Klangschale in der Hand, weil es doch darum gehe, endlich die Gehmeditation zu beherrschen.
Auch in der Sauna findet sie schwer Ruhe, wird ihr doch das Gespräch zweier reicher Freundinnen aufgezwungen, in dem es um Schönheitsoperationen und deren Finanzierer geht. Ganz auf Lehrerinnenart versucht sie die beiden Störenfriede durch eindringenden Blick zu stoppen und muss sie dann doch kurz anschreien. Als auch das nicht hilft, übt sie ihr neues Lied.
Tantra Sex mit Ukulele
Es handelt von Tantra Sex und wird mit Ukulelenbegleitung geträllert. Genau wie alle anderen heißen Themen präsentiert sie es dreidimensional, detailliert und ungeschminkt. So, dass man fast die Nachbarn durch die Fensterscheibe sieht, wo sie sich mit „Slowsex“ bis zur Regungslosigkeit abmühen, bis Christine Eixenberger sich wünscht, dass sie den Vorhang schließen.
Christine Eixenberger über Ängste der Eltern
Hautnah wird ihre Darbietung auch dadurch, dass sie mit ihrem ganzen Körper spricht. Sie redet mit glaubwürdig aufgespritzten Lippen, verwandelt sich im Nu in einen ihrer Schüler, der mit eingezogenen Schultern im breiten Dialekt spricht und baut eine unglaubliche Körperspannung auf, wenn sie als Handwerker keinen Satz herausbringt.
Das Publikum kann sie also nur lieben. Bekannt und berühmt geworden ist die Kabarettistin durch die ZDF-Herzkino-Reihe „Marie fängt Feuer“. Dennoch ist sie herzlich, nah und bayrisch-bodenständig geblieben. Nimmt auch ihre Familie als Thema mit ins Programm und macht damit alles noch heimatverbundener, persönlicher und liebenswerter.
Sie wäre bestimmt eine großartige Grundschullehrerin, aber auch die Großen brauchen dringend jemanden, der ihnen Schwächen mit Unverblümtheit unter die Nase reibt, und zwar so, dass sie sich vor Lachen kugeln.