In die „Himmelsspuren“ einschwenken
Allee zu Gut Lichtenau. Foto: Isabella Krobisch
Reportage zur Broschüre „Himmelsspuren“
Mit der Broschüre „Himmelsspuren“ lädt Kathrin Baumann ein, eine wenig bekannte und eher unspektakuläre Region des Landkreises zu erwandern, zu erfahren und an Wegkreuzen Einkehr zu halten: Die Obere und Untere Wies. Wir sind ihrer Einladung gefolgt.
Die Pastoralreferentin in den Pfarrverbänden Miesbach und Hausham fand mit ihrer Idee, zwei Rundwege bei Miesbach vorzustellen, beim Kulturamt der Stadt Miesbach offene Ohren. Kürzlich wurde die Broschüre mit einer geführten Wanderung mit 44 Teilnehmern der Öffentlichkeit vorgestellt.
Untere Wies
Wir bevorzugten eine Wanderung zu zweit und begannen mit der Unteren Wies. Seit 34 Jahren im Landkreis wohnend und durchaus wandererfahren, war es eine Premiere, dem Weg vom Parkplatz am Waldrand hinter dem Friedhof in Miesbach zu folgen.
Feldkreuz bei Gut Lichtenau. Foto: Monika Ziegler
Staunend erreichten wir in Kürze eine wunderschöne Allee, die mit einem Feldkreuz bei Gut Lichtenau endete. Hier wie an allen weiteren Wegkreuzen, lädt Kathrin Baumann zum Innehalten ein. Sie zitiert den berühmten Vers Kohelet 3 „Alles hat seine Stunde“. Beim Weitergehen möge man reflektieren was mein Leben geprägt hat, ob ich mehr Lach- oder mehr Kummerfalten habe und was sich tief in mein Herz gesenkt hat.
Traumhaft schöne Gegend
Schweigend nachdenklich gehen wir durch das schöne gepflegte Gut, das ein wenig auf einer Anhöhe steht, um dann mit herrlichem Blick in die Weite über Wiesen und Wäldchen sanft bergab zu wandern. Wir sind begeistert von dieser traumhaft schönen, weithin unentdeckten Gegend, passieren Baumstingl und kommen zum Halmer.
Beim Halmer. Foto: Isabella Krobisch
Hier ist die Bäuerin dabei, den Garten zu pflegen. Sie lädt uns ein, dieses Idyll mit Seerosenteich, Blumen und Gartenhütte zu betreten und erzählt ein wenig wehmütig von den schönen Festen, die sie hier gefeiert haben. Draußen bewundern wir einen besonderen Bildstock. Die Hausbesitzer haben in einen Baumstamm eine Madonnenfigur hineingestellt.
Madonna im Baum. Foto: Monika Ziegler
Schuld, Vergebung und Verzeihung
An zwei Marterln vorbei, die zweier Gestorbener aus der Gegend gedenken, wandern wir weiter nach Norden bis zum Walch, ein großer Hof, offensichtlich von Münchnern als Zweitwohnsitz genutzt, und finden das Sühnekreuz. Das Steinkreuz aus dem Jahre 1772 inspiriert uns zu einem Gespräch über Schuld, Vergebung und Verzeihung.
Sühnekreuz beim Walch. Foto: Monika Ziegler
Am gegeißelten Christus, der hoch oben in einer Wandnische von Klafflehen zu sehen ist, entspinnt sich eine Diskussion darüber, ob man Kindern solche Abbildungen zumuten darf. Wir bleiben ganz in der modernen Zeit, als wir einen Laufstall passieren. Auch hier in dieser schönen Gegend, mussten diese uniformen Riesenhallen gebaut werden, um den EU-Verordnungen gerecht zu werden.
Moderner Laufstall. Foto: Monika Ziegler
Ort der Gemeinschaft
Etwa in der Mitte des Rundweges steht die Magnus- oder Krauthofkapelle. Wir sahen sie schon auf dem Weg gen Norden und passieren sie jetzt auf dem Rückweg. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg erbaut, so lesen wir in der Broschüre, als die Bauern von einer Ungezieferplage bedroht wurden. Dies ist der Ort der Gemeinschaft in der Unteren Wies, hier kommen die Familien der weit auseinander liegenden Höfe zusammen. Wir reflektieren, wie es wohl sein mag, ohne direkte Nachbarn zu leben und welche Bedeutung die Gemeinschaft hat.
Magnuskapelle. Foto: Monika Ziegler
Über die Bildsäulen beim Aigner und Rauscher beschließen wir unsere etwa zweistündige Wanderung, die uns eine Menge beschert hat: Wir lernten eine idyllische Landschaft kennen, wir sahen zahlreich christliche Symbole, die zum Innehalten einladen und wir kamen in tiefgründige Gespräche, so wie man sie üblicherweise beim Wandern nicht führt. Nachahmung empfehlenswert!
Titel der Broschüre. Foto: Isabella Krobisch