Die Liebe empathischer Menschen
Luca Rohleder lebt in Leipzig und zählt in Sachen Hochsensibilität zu den Autoren der ersten Stunde. Foto: Luca Rohleder
Buchempfehlung
Wer etwas über die Liebe lernen möchte, wird wohl kaum an seelischen Verletzungen vorbeikommen. Warum aber empathische Menschen besonders Gefahr laufen, mit der Liebe Schiffbruch zu erleiden, erläutert Luca Rohleder in seinem umfassenden Ratgeber „Die Liebe empathischer Menschen.“
Bekannt geworden ist Luca Rohleder mit seinem Buch „Berufung für Hochsensible“, das in seiner sechsten Auflage mittlerweile als Klassiker gilt, wenn es um die Chancen und Hemmnisse im Berufsleben von sehr sensiblen Menschen geht. Doch auch wenn die berufliche Laufbahn ins Rollen kommt, gerät unser Liebesleben immer wieder ins Stocken. Gerade sehr empfindsame Menschen leiden an unerfüllter Liebe intensiv und oft auch lange. Luca Rohleder bezeichnet sie in seinem Buch als „Empathen“ und beschreibt ihr Liebesleben über zweihundert Seiten lang mit allen Höhen und Tiefen.
Hochsensibilität und Liebe
Um Klarheit in das Liebesleben zu bekommen, das bekanntlich einen Hang zum kreativen Chaos besitzt und oft eine Intensität aufweist, die den logischen Verstand verstummen lässt, teilt der Autor die Lebensspanne empathischer Menschen in aufeinander folgende Liebesphasen ein. Die ersten Aha-Erlebnisse erfährt der Leser schon in der „prägenden Phase“, in der Luca Rohleder seine dem Buch zugrunde liegende These vorstellt, die er anlehnend an das Innere-Kind-Modell aus der Transaktionsanalyse entwickelt hat.
Autor Luca Rohleder setzt keine rosarote Brille auf. Foto: Luca Rohleder
Das Neugeborenen-Ich und seine Tücken
Die Theorie, dass in uns Menschen drei Einheiten entweder im Einklang schwingen oder auch immer wieder miteinander um die Herrschaft streiten, nämlich das „innere Kind“, das „Erwachsenen-Ich“ und das „Höhere-Ich“ ist vielen von uns bekannt. Dass bei besonders sensiblen Menschen jedoch statt dem inneren Kind ein Neugeborenes agiert, ist eine völlig neue Betrachtungsweise der seelischen Befindlichkeit von empathischen Menschen. Es erklärt, warum sehr sensible Menschen auch sehr verletzlich sind und beschreibt die Stolpersteine, die sich daraus in der seelischen Entwicklung ergeben.
Luca Rohleders Buch „Die Liebe empathischer Menschen“ ist keine leichte Kost. Sie eignet sich für Leser, die den Dingen auf den Grund gehen wollen, die ein unstillbares Verlangen auszeichnet, mehr über die menschliche Natur zu erfahren. Im Grunde genau die Menschen, die im Buch beschrieben werden. Dabei zeigt sich wiederum genau ein Problem der Empathen – sind Sie ein hoch empathischer Mensch, der dieses Buch liest, das sehr nüchtern Ihre Liebesphasen beschreibt, besteigen Sie eine Hochschaubahn.
Sie erkennen sich in der vergeistigten Phase wieder, erleben die überlastete Phase ein zweites Mal in Ihrem Leben, geben bei der lebensverneinenden Phase beinahe auf und lesen nur aus einem Grund weiter: Weil Sie sich nicht an die Reihenfolge der Kapitel gehalten haben und wissen, dass jetzt endlich die erlösende Phase Ihres Liebeslebens bevorsteht. Hier können Sie wieder durchatmen, geben sich ganz der liebenden Phase mit all ihren hart erkämpften Errungenschaften hin und freuen sich darüber, dass Sie im Grunde ein wahrer Meister im Lieben geworden sind.
Empathische Menschen sind keine Engel
Luca Rohleder gelingt eine ausgewogene Darstellung von hochsensiblen Menschen. Die rosarote Brille setzt er in keinem Moment auf, denn empathisch veranlagt sein bedeutet keine Engelhaftigkeit. Er versteht es, das Liebespotential einer Gruppe von Menschen darzustellen, ohne ihre Schattenseiten zu verschweigen. Wie so oft im Leben ist die Spiegelwirkung des sich selbst Erkennens von glückseligen Momenten und Schamesröte gezeichnet. Wie gesagt, keine leichte Kost, aber sie könnte Ihr Liebesleben bereichern und Sie dazu veranlassen, einigen Sackgassen auf dem Weg ins Liebesglück den Rücken zuzukehren. Ihre wahre Natur mit Ihrer ausgezeichneten Fähigkeit zu lieben wird es Ihnen danken.