In Schwingung versetzt
Die HOKI Youth Band in Vollbesetzung: 17 MusikerInnen auf der Bühne im Valleyer Schloss Bräu. Foto: Thomas Herrmann
Konzert in Valley
Volle Bühne, volles Haus – die Holzkirchner Jugend Big Band HOKI Youth Band spielte erstmals im Valleyer Schloss Bräu. Ab dem ersten Ton eines beachtlichen Programms war klar: Hier sind junge Profis am Werk.
„Hat mir sehr gut gefallen! Wirklich gut!“ Spontan und anerkennend nickt Manfred Ranak seiner Jugend Big Band zu. 17 Gesichter lächeln stolz von der voll besetzten Bühne im Valleyer Schloss Bräu in Richtung Dirigent und Publikum: Die Holzkirchner HOKi Youth Band absolvierte am vergangenen Freitag ihr erstes abendfüllendes Konzert. Und das mit Power und Bravour.
Volle Besetzung
Bei der Generalprobe am späten Nachmittag war klar: Es wird eng auf der Bühne. Sechs Blechbläser, sieben Saxophonisten, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier – da war für die beiden Gesangssolisten, Ludivine Aubry und Chuck Hermann, auf der Bühne schlicht kein Platz mehr. Zwei Stunden, 19 Titel aus den 60er bis heute, Pop, Rock Soul, Funk, Latin, Rock n` Roll, Filmmusik – die Big Band zeigte in Vollbesetzung, was sie heute draufhat. Ein zwei Stundenprogramm vom feinsten!
Musiker und Musiklehrer Manfred Ranak gefiel der Abend sichtlich. Er leitete seine Band und führte lässig durch den Abend. Foto: Thomas Herrmann
Big Band Feeling pur
Der Auftakt mit „Peter Gunn“ setzte den Akzent für den Abend: Der fast ausverkaufte Saal erlebte Big Band Feeling pur. Boden und Stühle vibrierten. Und allen war klar: Hier machen junge Menschen für ihr Leben gern gemeinsam gute Musik. Dabei sind es erst drei Jahre mit relativ wenigen Proben, in denen die 17 Musikerinnen und Musiker ihr Repertoire erarbeitet haben. Für Manfred Ranak aus Holzkirchen, selbst Musiker und Musiklehrer, ist damit ein Ziel erreicht: „Wir haben so viele Musikstücke perfekt einstudiert, dass wir heute jedes Genre leicht bedienen können.“ Girl from Ipanema, Spinning Wheel, Little Rainbows – das breitgefächerte Programm ließ Raum für hervorragende Saxophon-, Trompeten- oder Klaiversoli. So war es eine Mischung aus harmonischem Ensemblespiel und bemerkenswerten Solopartien.
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Unter professioneller Führung
Manfred Ranak kann sich auf sein Orchester verlassen: „Ich weiß, dass sie im richtigen Moment liefern können. Und dafür bin ich wirklich dankbar.“ Andererseits ist es auch ein Glück, einen Manfred Ranak seinen Leiter nennen zu können. Der Klarinettist und Saxophonist spielt selbst bei verschiedenen Bands aktiv mit. Als Musiklehrer kann er junge Menschen sichtlich motivieren und führt mit Charme, Witz und professioneller Leichtigkeit moderierend durch den Abend. Dirigent, Musiker, Sänger – da passen viele Menschen bestens zusammen.
Ludivine Aubry überzeugte mit ihrer Stimme, ihrem Ausdruck und ihrem Charme. Bei ihren zwei Eigenkompositionen begleitete sie sich selbst auf dem Klavier. Foto: Thomas Herrmann
Zauberhafte Sängerin Ludivine Aubry
Ranak hatte auch starke Partner an seiner Seite: Mit Ludivine Aubry und Chuck Hermann standen zwei Sänger im Scheinwerferlicht, die dem Programm weitere Höhepunkte verliehen. Ludivine ist zart und eher klein. Aber wenn sie „Skyfall“ oder „No Roots“ singt, steckt Kraft und Energie in jedem Ton. Kein Zweifel: Ludivine Aubry verleiht mit ihrer Professionalität, ihrer ansteckenden Freude am Singen dem Abend einen ganz besonderen Glanz. Die junge Frau mit französischen Wurzeln singt mit Hingabe und entlockt mit ihrer variantenreichen Stimme jedem Lied seinen individuellen Charme. Für Manfred Ranak durchaus eine Herausforderung: „Es ist gar nicht so einfach, die Band klanglich so weit runter zu fahren, dass sie den Gesang nur noch begleitet.“ Es ist ihm und seiner Band bestens gelungen.
Nach der Pause schweigt das Orchester ganz. Ludivine Aubry sitzt allein am Klavier und singt zwei ihrer Eigenkompositionen. Eine Premiere. Es sind Chansons mit Tiefgang. Mit „Langsam leben reicht“ und „I’ve been a stranger“ stellt sie ihre musikalische Begabung und ihre Stimmvarianz endgültig unter Beweis. Bravorufe aus dem Publikum belohnen das Spiel der extra aus Berlin angereisten Sängerin.
Chuck Hermann liebt den Auftritt – mit seiner Präsenz, seinem Gesang und seiner Begeisterung brachte er die Zuhörer im fast ausverkauften Valleyer Schloss Bräu zum Jubeln. Foto: Thomas Herrmann
Chuck Hermann rockt den Saal
„Es ist einfach wunderbar, mit so jungen Musikern aufzutreten!“ ruft Wolfgang „Chuck“ Hermann dem Publikum zu. Er muss es wissen: Der waschechte Holzkirchner kündigte 1963 seinen Job als Steuersachbearbeiter im Holzkirchner Rathaus und startete eine Karriere als Musiker, Radiomoderator und DJ. Gemeinsam mit der HOKI Youth Band bringt er den Saal zum Kochen. Rock ’n‘ Roll, Swing, „All of me“ oder „Kansas City” aus den 70er – Chuck Hermann rockt den Saal, improvisiert, motiviert. Und versprüht ein Temperament und eine Routine, das manch jungen Musiker motivieren dürfte. Für Ludivine und Chuck ist der Abend eine Premiere: Beide singen das erste Mal mit einer Big Band. Beide versichertem dem begeisterten Publikum, dass es ihnen super viel Spaß macht.
Die junge Ukrainerin Anna Berenzhny (li) entlockte dem Klavier klassische und jazzige Töne. Die Vollblutmusikerin überraschte mit ihrem virtuosen Spiel. Das Klavier ist frisch im Besitz des Valleyer Schloss Bräu. Simon Schiller sorgte am Schlagzeug für Rhythmus. Foto: Thomas Herrmann
Holzkirchner Bürgerstiftung als Vermittler
Gag am Rande: Nach dem wunderschön arrangierten „Sir Duke“ von Steve Wonder erhielten die Sänger und der Dirigent je ein Dankeschön für das Konzert. Bei Manfred Ranak war es eine Weinflasche mit der Aufschrift „alter Knabe“. Der Profi nahm es mit Humor, kannte er doch den Spender: Klaus Offermann, sein Kooperationspartner in organisatorischen Dingen, die die HOKI Youth Band angehen. Er repräsentierte an diesem Abend die Holzkirchner Bürgerstiftung. Die gemeinnützige Stiftung fördert schon seit Beginn die HOKI Youth Band, da diese ein Folgeprojekt aus dem damaligen Programmformat „Jazz for Kids“ innerhalb der Holzkirchner Blues- und Jazztage war. Offermann war es auch, der die Band den Organisatoren des Valleyer Schloss Bräu vorgeschlagen hatte. Gott sei Dank – so kamen die altehrwürdigen Mauern mit einem wunderbaren Konzert mal wieder in Schwung.