„Der einzig wahre Hobbit“
Holger Winkler alias Holger Hobbit (Ausschnitt). Foto: privat
Laudatio zum Geburtstag
Heute wäre Holger Winkler, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Holger Hobbit, 75 Jahre alt geworden. Der überregional bekannte Liedermacher starb am 7. Januar 2023. Wir wollen ihn mit diesem Beitrag würdigen.
„Er war ein sehr bescheidener und zurückhaltender Mensch“, sagt sein Künstlerkollege Zither-Manä. „Seine Lieder waren geistreich und satirisch, in den 80er Jahren war er in München sehr bekannt und hatte volle Häuser.“
Er habe ihn bei dem legendären Konzert 1980 in Wörnsmühl kennengelernt, der Geburtsstunde des Zither-Rock. Damals sei er selbst noch völlig unbekannt gewesen, aber Holger Hobbit durch Radiosendungen beim Bayerischen Rundfunk schon sehr bekannt. „Ich habe ihm viel zu verdanken“, betont der Musiker und so habe er ihn auch zu seinem Bühnenjubiläum zum 20jährigen Bestehen des Zither-Rock im Januar 2000 ins Bauerntheater Schliersee eingeladen.
Merkur Mai 2000. Foto: MZ
Ich durfte damals für die Heimatzeitung berichten und schrieb: „Holger Hobbit und Frederico Lopez, seine Mitstreiter der ersten Stunde“. Im Mai 2000 zeigte das Duo Holger Hobbit und Franz Kriege in Holzkirchen die Premiere seines Stückes „Zeitgreise“ und ich betonte in meinem Text: „Zwei Kabarettisten, die sich gesucht und gefunden haben, präsentierten intelligente und tiefschürfende Texte, Klamauk, mitreißende Musik, auch stillere Lieder, Zaubertricks gar, eine gelungene und unterhaltsame Mischung mit viel Lokalbezug.“
Flyer „Zeitgreise“. Foto von Holger Hobbit: CHristian Hierl. Foto: MZ
Als Urpreuße habe Holger Hobbit die Bierdimpfl auf die Schippe genommen, sagt der Zither-Manä, aber er sei auch ein sehr guter Gitarrespieler gewesen.
Im Gespräch mit seiner Ex-Frau Renate erfahre ich mehr über den Künstler, der in den letzten zwei Jahrzehnten einen Spurwechsel vollzog.
Sie erinnert sich: „Holger wurde am 13. April 1948 in Gunzenhausen/Mittelfranken geboren, die Familie zog, als er klein war, nach Hamburg, wo er aufwuchs und eine Ausbildung als Betonbauer in der Baufirma seiner Eltern machte. Er war 17, als sein Vater gestorben ist, er hat sich verantwortlich gefühlt für seine beiden jüngeren Brüder.
Mit Otto Walkes
Er stammt aus einer musikalischen Familie: Seine Großmutter hatte eine wunderschöne Stimme, seine Tante spielte Akkordeon und E-Piano, sein Vater war Zitherspieler, seine Brüder gründeten eine Band. In Hamburg jobbte er in Kneipen („Onkel Pö“), war Geschäftsführer von Kneipen und einem koscheren Restaurant und trat als Kleinkünstler mit dem damals noch unbekannten Otto Waalkes auf.
Bei Michael Schanze
Anfang der 1970er zog er nach München und spielte in Kleinkunstbühnen (MUH, Robinson, Heppel&Ettlich etc.). Seine „Erstbesteigung der Nockherberg-Westwand“ ist auf einer LP (Live-Mitschnitt 1979 aus dem MUH) zu hören. Holger war mit anderen „Nachwuchskünstlern“ 1979 in Michael Schanzes Fernsehshow „Hätten Sie heut Zeit für uns?“ und in verschiedenen Hörfunk-Sendungen des BR (z. B. mit dem Text „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, frei nach Goethe).
Mit Konstantin Wecker
1980 gründete er seine eigene Kleinkunstbühne in Holzkirchen und 1983 erschien eine LP mit seinen Liedtexten, leider nicht von ihm selbst interpretiert. Ende der 1970er bis Anfang der 1980er war Holger Hobbit Mitglied im Team Musikon von Konstantin Wecker und als Techniker auf dessen großen Tourneen dabei.“
Die Kleinkunstbühne. Foto: MZ
Sie habe ihn 1978 im MUH kennenglernt, ein Jahr später zogen sie nach Holzkirchen und heirateten 1981, 1983 kam Tochter Mareike zur Welt, mit der er später auftrat, 1988 wurde Martin geboren.
Renate Winkler berichtet über die zweite Phase in seinem Leben: „In den 1990ern gründete er mit einem Freund die Firma 19Zoll und baute Technische Möbel. Er erkrankte an Krebs mit Chemotherapie. Die Firma musste Anfang der 2000er mangels Aufträge aufgegeben werden.“
Warum er die erfolgreiche Karriere als Kleinkünstler aufgegeben hat, erklärt sie so:
„Er war alkoholkrank und machte zweimal einen Entzug. Die anschließenden Trockenphasen hielt er sehr lange Jahre durch, zuletzt von 2006 bis zu seinem Tod. Aufgrund seiner eigenen Suchterfahrungen hat er sich in der Zeit danach sehr sozial engagiert und bis zum Schluss Selbsthilfegruppen beim Kreuzbund Miesbach geleitet.“ Sie finde es bewundernswert, wie er immer wieder seine Kräfte mobilisiert habe, um sich aus den Tiefs seines Lebens herauszuholen.
Multitalent Holger Hobbit
„Holger war ein Multitalent. Er war ein Macher: Handwerker, Bühnen- und Elektrotechniker, Fassadenmaler in Marseille, Texter, konnte hervorragend kochen, zeichnete abstrakte Bilder, bastelte und baute Spielsachen aus allen möglichen Materialien für die Kinder. Er konnte praktisch alles und war immer offen für Neues.“
Er sei ein liebenswerter Mensch gewesen, habe Tochter Mareike als Hausmann betreut und sie denke gern an die gemeinsame Zeit zurück, denn trotz Scheidung im Jahr 2009 habe man freundschaftlichen Kontakt gepflegt. In den letzten Jahren habe er in Miesbach seine Heimat mit einer lieben Partnerin und guten Freundschaften gefunden.
Aufgrund einer erneuten Krebserkrankung starb Holger Winkler am 7. Januar dieses Jahres. Sein Grab ist auf dem Waldfriedhof in Miesbach.
Tolkien-Fan
Und warum war sein Künstlername Holger Hobbit? Er sei ein Fan von J.R.R. Tolkien gewesen, sagt Renate Winkler und Stofferl Well, der Künstlerkollege aus frühen Jahren sagt auf Nachfrage: „Der Holger war der einzig wahre Hobbit.“