Holger Paetz in Waakirchen
Er ist gegangen, dorthin wo sein Heim steht – das immer noch nicht abbezahlt ist, wo die Gattin kocht und die kocht echt, weil sie jetzt keine Escada-Klamotten mehr kriegt. „Da fliegen die Teller“, weiß Kabarettist Holger Paetz und zitiert die Firstlady a.D. mit dem Reim:
„Das ist doch keine Zukunft hier, was glaubst Du denn, Du Dödel, im Einfamilien-Mausoleum, hier in Großburgwedel.“ Klar, dass auch Paetz das überstrapazierte Thema Wulff nicht ignorieren kann, aber bei ihm macht es richtig Spaß. Was soll die Bundeswehrkapelle denn zum Zapfenstreich spielen, sinniert der schlacksige Kabarettist, „Ein Freund, ein guter Freund“ oder doch lieber „Wer soll das bezahlen“? Mit Horst Seehofer hat Holger Paetz gleich einen Nachfolger parat, „oder würden Sie unseren Herz-Jesu-Guerillo, den Holladri Hallodri vermissen“, fragt er ins Publikum. Zu spät, stellt er fest, „jetzt haben wir mit Merkel und Gauck die evangelische Doppelkopfpauschale aus dem Osten.“
Die Pfeile fliegen nur so. Das Publikum dankt es mit tosendem Beifall, erst recht als er mit Gloria von Törn und Texas noch ein As für die Nachfolge Wulffs aus dem Ärmel zieht, „die hat schon ein Schloss, dann wird Bellevue nicht so abgenutzt.“
Holger Paetz in Höchstform
Ob nun Guido Westerwelle, der im Indianischen den Namen trägt: „Der-dann-gleich-weiter-fliegt“, („er reist wo hin, wird dort nicht erwartet und fliegt wieder weg“), Markus Söder, der das Anzapfen beim Garchinger Herbstfest wieder nicht unter 30 Schlägen geschafft hat („der Hahn war drin, dafür aber kein Bier mehr“) oder Christian Ude, die rote Diva, der einen Ruf folgte, der von ihm selber kam, und der nun den Startbahngegnern aus Attaching klar zu machen versucht, dass sie dem Fortschritt im Weg rumwohnen, alle kriegen ihr Fett weg.
Über Stoiber, „die bellende Büroklammer“, würde man am besten einen Film drehen, „Die großen Wahnsinnigen der weißblauen Politik“, dann ab in den Rautenschrank oder ihn vielleicht in Körperwelten ausstellen, dass noch bisschen Geld reinkommt. Gnadenlos lässt er sich einen der „großen“ Sätze des Sir Edmund auf der Zunge zergehen: „Rohstoffe sind Geist und Grips und Bayern ist ein rohstoffarmes Land.“ Ohoh! Aber dem Publikum gefällt es.
Der Euro, Griechenland, der Rettungsschirm. Ein Muss für Nörgler und Zeterer wie Paetz einer ist. „Aus Null mach eins, aus Deins mach Meins, das ist das Merkel-Einmaleins“, doziert er und ist dabei sicher, dass der Euro gerettet wird, schließlich sprächen drei Dinge dafür: Die Kanzlerin, der Schäuble und die Sehnsucht nach Sachverstand. Den spricht er auch den Kontrolleuren bei Müller-Brot zu. Ganz eng, per Du sogar, wären die mit den Mäusen gewesen. Hätten sie keine Mäuse mehr gefunden, dann wäre das Brot kontrolliert worden, ob etwas drin ist, was den Mäusen nicht mehr schmeckt. Paetz zuzuhören ist Arbeit. Entspannt zurücklehnen geht nicht. Es hagelt Pointen Schlag auf Schlag, und die Sätze des phänomenalen Wortartisten prasseln von der Bühne herab wie ein Hagelschauer, der dem roten Faden oft ziemlich zu schaffen macht.
Von Müller-Brot zum Schuhbeck. Es wird einem ganz schwindlig. „Schuhbeck kann sich jeder leisten“, zitiert Paetz eine Werbung für Schuhbecks Fertiggerichte, „Du reißt die Packung auf und dann ist´s frisch.“ Ah ja! Denkt Paetz laut, greift zur Gitarre und setzt mit einem Lied noch eins drauf: „Das Produkt ist wurscht und auch wie hoch der Preis, steht Schuhbeck drauf, kaufens jeden Scheiß!“ Dass man Holger Paetz nicht ohne Zugabe gehen lässt, ist logisch. Noch einmal folgt man ihm gebannt, wie er das männliche Fitnessprogramm und die darauf folgende Körperreinigung beschreibt: „Männerschweiß kaum wegzuschwemmen, kommt vom eig´ne Wampe stemmen“ , oder die Leiden des jungen H. beim Schulturnen, der beim Versuch den Kasten zu überspringen nach einem unwiederholbaren akrobatischen Akt auf diesem zu stehen kommt und als Mahnmal des turnenden Schülers in die Annalen der Schulgeschichte eingeht.
Bitte lasst Holger Paetz wiederkommen, bald!!