„Verrückt nach einem Kuss“
Yeni Toro kam 2011 nach Deutschland. Bereits nach zwei Wochen stand sie auf der Bühne des Faschingfunkballes des Bayrischen Rundfunks. Foto: Thomas Herrmann
Holzkirchner Blues- und Jazztage der Bürgerstiftung Holzkirchen
Es war heiß im FoolsTheater. Sehr heiß. Bühnenlicht in Rot. Kubanische Sonne im dunklen Theaterraum. Draußen Herbst. Menschen, die hemmungslos neben der Bühne tanzten. Auf der Bühne „Yeni Toro y su Afroson“. Latin Jazz. Heiß. Sinnlich. Gute Laune. Einfach klasse. So muss Kuba sein.
Sinnliche Stimme, starke Rhythmen
Es sind die Stimme und das Aussehen, die Bewegung und der Rhythmus – Yeni Toro hat eine faszinierende Ausstrahlung. Dunkle Haut. Lange schwarze Haare. Und dann eine Stimme, die sinnlicher kaum sein kann. Kraftvoll. Nuancenreich. Warmes Timbre. Begleitet von Musikern, die vom ersten bis zum letzten Ton oder Schlag zeigten: Wir lieben unser Genre. Wir lieben und leben den Latin Jazz – mit jeder Faser unserer Körper. Jeder Musiker bekam sein Solo, jeder seine Bühne. Die Rumba, der Cha-Cha-Cha, Afro und Jazz: „Die Grenzen … verschmelzen und es entsteht eine sehr farbenfrohe Musik, die sich von lyrischen und poetischen Momenten immer wieder zu euphorischen und mitreißenden Höhepunkten schraubt.“ Mittendrin Sax-Solo, Keyboard-Solo, Percussion-Solo – kubanische Rhythmen gepaart mit Jazz. Eine perfekte Kombination, die einfach mitreißt.
Rafael Tey wirkte fast wie in Trance – mit blau lackierten Fingernägeln holte er hochkonzentriert die Grundrhythmen aus seinen Instrumenten. Foto: Thomas Herrmann
„Ein Jahr Arbeit“
Tatsächlich war der Auftritt der Band „Yeni Toro y su Afroson“ bei den 7. Holzkirchner Blues- und Jazztagen eine Herausforderung für die sechsköpfige Gruppe aus München. „Wir haben ein Jahr für dieses Konzert gearbeitet.“ Was Bassist und Moderator Django aus Peru sagte, war kein Marketingsatz. Klaus Offermann, Organisator der Jazztage, konnte das bestätigen. „Ich habe die Band in einem Musikclub erlebt und auf die Jazztage angesprochen. Und darüber, dass ich mir noch mehr Jazzelemente wünschte. Die Band hat es versprochen, Wort gehalten und wirklich ein Jahr an den Arrangements gearbeitet.“ Offermanns Ziel war es, Latin und Jazz gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Volltreffer.
Das Sextett stammt aus Kuba, Kolumbien, Peru und Deutschland – Latin Jazz tragen alle in der Seele. Foto: Thomas Herrmann
Aus der eigenen Feder
Yeni Toro singt nicht nur ausdrucksstark, sondern komponiert, schreibt die Texte und arrangiert. Von den insgesamt 20 Stücken stammten 15 aus der eigenen Feder: „Chicas con dos Alas“, „Loca por un beso“, „Nino travieso“… . Dann das wunderbare „Siboney“, die Hymne von Ernesto Lecuona an einen der berühmtesten Strände Kubas. Oder der Hit „Drume Negrita“ von Elisio Grenet – ein Lied, das selbst die unvergleichliche Mercedes Sosa im Repertoire hat. Die Stücke mäanderten zwischen temperamentvoll und elegisch hin und her. Ein Wechselbad der Gefühle, immer aber gefühlvoll präsentiert.
Der Mann mit dem Hut – Marco Duque aus Kolumbien intonierte mit schnellen Fingern Jazzharmonien vom Feinsten. Foto: Thomas Herrmann
Der nachts durch die Kneipen zieht
Übrigens geht es Klaus Offermann nicht anders wie Yeni Toro: Der Rheinländer aus Holzkirchen lebt ein ganzes Jahr für das Arrangement der Holzkirchner Blues- und Jazztage. Nach den Jazztagen ist vor den Jazztagen: Er zieht durch die Musikclubs, hört, kontaktet, handelt, knüpft Beziehungen. Und verfügt mittlerweile über ein großes Netzwerk an Musikgruppen. Er war jedenfalls mehr als zufrieden mit der Resonanz. „Ich hatte diesmal das Gefühl, dass die Jazztage bei den Holzkirchnern angekommen sind.“ Jedenfalls wusste er von Besuchern, die keine Karten im Vorverkauf mehr bekommen haben – weil das Konzert von Yeni Toro schon ausverkauft war. „Die werden das nächste Mal ein bisschen früher zuschlagen.“ Zur Freude von Klaus Offermann und der Holzkirchner Bürgerstiftung. Das Datum für die nächsten Blues- und Jazztage steht schon: 16. bis 20. Oktober 2019!
Das Saxophon des Kubaners Yohandy Acosta trug wesentlich zum Jazzflair des Abends bei. Foto: Thomas Herrmann
Hier geht es zur Soundcloud
Yeni Toro y su Afroson:
Yeni Toro (Havanna/Kuba): Vocals
Marco Duque (Kolumbien/Deutschland): Piano
Django (Peru/Deutschland): Bass
Yohandy Acosta (Kuba): Saxophone
Boris von Johnson (Deutschland): Schlagzeug, Percussion
Rafael Tey (Kuba/Deutschland): Conga, Percussion
Im vorigen Jahr berichteten wir über den Auftritt der HOKI Youth Band:
Die HOKI Youth Band begeisterte bei den Holzkirchner Blues- und Jazztagen