Vielfacher Mord in Holzkirchen
Wer ist der Mörder? Der Butler? Der Psychiater? Oder die Sekretärin? Einer nach dem anderen muss das Leben lassen. Ein A.N. Onym steckt dahinter, und jeder der zehn hat etwas zu verbergen. Das Holzkirchner Komödchen mit Agatha Christie in Hochform
„Da waren’s nur noch neun“, so heißt das Kriminalstück der „Queen of Crime“. Oft verfilmt und auf der Bühne zu sehen. Jetzt nahm sich das Holzkirchner Komödchen, bekannt durch seine heiteren Bühnenstücke, des Stoffes an. Mit Bravour. Unter der Regie von Lydia Starkulla agieren die zehn Darsteller gekonnt und abwechslungsreich. Bis zum Ende wird der Zuschauer aufs Glatteis geführt, mein Verdächtiger muss im fünften Bild selber dran glauben.
Da werden also acht Menschen auf die einsame Vogelinsel eingeladen, aber vom Hausherrn keine Spur, dafür kümmert sich ein neu engagiertes Butlerehepaar (Karin Claußnitzer sehr korrekt, Michael Werner wunderbar zwielichtig) um die Gäste, die sich selbst miteinander bekannt machen müssen. Gleich wird auch ein wenig geflirtet: (Barbara Kuplawatzki als eilfertige Sekretärin des Hausherrn, den sie aber noch gar nicht kennt und Jochen Geipel als charmanter Captain Lombard).
Lady Emily findet das gar nicht gut, für sie taugt diese Generation nichts, sie flüchtet sich in Bibelsprüche und ihr Strickzeug (Hilde Ammer einmal ganz anders, herrlich bigott).
Da ist auch der flotte, den Tennisschläger schwingende Marston (frech Klaus Landthaler), da ist der schwerhörige und leicht verwirrte General Mackenzie im Schottenrock (knorrig Winfried Günzel), der souveräne Staatsanwalt Wargrave (ganz cool Christian Hort), die Kommissarin Blore (diensteifrig Renate Grötsch) und der dem Alkohol zu offensichtlich abgeneigte Psychiater Armstrong (ziemlich schräg Walter Vogel).
Während man sich nun locker beim Drink begegnet, ertönt plötzlich eine Stimme, die jedem der Anwesenden, das Butlerehepaar inbegriffen, Schuld an einem Mord zuweist. Und es kommt wie jeder ahnt, streng nach dem an der Wand hängenden Gedicht von den „Zehn kleinen Vögelein“ segnet einer nach dem anderen das Zeitliche. Und jeder weist jedem die Schuld zu. Und immer fehlt wieder ein Vogel auf dem Kaminsims. Ein Boot gibt es nicht. Keiner kann die Insel verlassen und womöglich wird sie auch keiner je lebend verlassen.
Das ist nicht nur vergnüglich und spannend, sondern auch aufschlussreich und tiefgründig, wie jeder Einzelne mit dem Mordvorwurf umgeht, es als Unfall tarnt oder unter Schuldgefühlen leidet, jede Schuld von sich weist oder eingesteht, versagt zu haben.
Flotte Regie, Spielvergnügen, ein aufwändiges, dem Stück angepasstes Bühnenbild, alles passte. Das Publikum war zur Premiere vollauf begeistert.
Weitere Vorstellungen folgen am 27. und 28. April, sowie am 5. und 6. Mai im Foolstheater im Kultur im Oberbräu in Holzkirchen.