Renate Grötsch und Daniel Rasch spielen die Hauptrollen im neuen Stück des Holzkirchner Komödchens. Foto: Selina Benda

Premiere Holzkirchner Komödchen

Die unbändige Liebe zum Theater – sie hat in der fabelhaften Inszenierung „Ganz großes Kino“ des Holzkirchner Komödchen ihr Manifest gefunden. Mit zwei Jahren pandemiebedingter Verspätung, gipfelte die Spiel- und Vorfreude des Ensembles um Regisseurin Lydia Starkulla in einer gelungenen Premiere der erfolgreichen Boulevardkomödie von Ken Ludwig.

Was es bedeutet, mit Haut und Haaren dem Theater verfallen zu sein, jeglichen Widrigkeiten zum Trotz weiterhin auf der Bühne zu stehen und alle Hürden zu meistern, um dem Publikum einen Abend voller Lacher und Herzenswärme zu bescheren – das wird in diesem Stück im FoolsTheater Holzkirchen nur allzu deutlich. Jedoch verschwimmen dabei die Grenzen zwischen der Story, welche im amerikanischen Original von Ken Ludwig „Cyrano in Buffalo“ betitelt ist, sowie der Realität des Komödchen-Ensembles. Denn erst zwei Jahre nach der geplanten Premiere, konnten die acht Darsteller nun endlich ihrer Spielfreude freien Lauf lassen und steckten das Publikum mit ihrer Leidenschaft förmlich an.

„Ganz großes Kino“ mit (v.l.) Renate Grötsch (Charlotte), Jochen Geipel (Paul), Daniel Rasch (George) und Regina Deflorin D´Souza (Rosalind). Foto: Selina Benda

Ein erfolgloses Theaterensemble

In den 1960er Jahren tourt das Theaterensemble der Familie Hay, mal mehr, meistens jedoch weniger, erfolgreich durch die Provinz der Staaten. Dabei haben sowohl Charlotte (Renate Grötsch) als auch George Hay (Daniel Rasch) schon eine erfolgreiche Karriere vorzuweisen, jedoch liegt diese schon einige Jahrzehnte hinter ihnen und der letzte Schritt ins ganz große Showgeschäft blieb ihnen verwehrt. Mit einer herrlichen Authentizität und unbändiger Leidenschaft, hauchen Renate Grötsch und Daniel Rasch ihren Figuren auf besonders charmante Weise Leben ein. Von Anfang bis Ende des kurzweiligen Stücks, präsentieren die beiden Darsteller ihre Schauspielkunst und nehmen den Zuschauer mit ins quirlige, laute und chaotische Leben der Darstellerfamilie.

Gisela Emmi Siade glänzte in ihrer Rolle der Granny Ethel. Foto: Selina Benda

Seine gequälte Beziehung zur Schwiegermutter Ethel (Gisela Emmi Siade), gibt George Hay völlig ungeniert preis und somit sorgt alleine diese Konstellation stetig für Lacher. Die teilweise schwerhörige Ethel ist ihrerseits ebenso wenig begeistert vom Schwiegersohn – und Gisela Emmi Siade brilliert in ihrer Rolle als kritische „Granny“, die hinter den Kulissen des erfolglosen Ensembles die Stellung hält. Als ihre Enkelin Rosalind Hay (Regina Deflorin D´Souza ) der Truppe überraschend einen Besuch abstattet, nimmt das Chaos an Fahrt auf. Denn im Gepäck hat sie ihren nervösen Verlobten Howard (Albert Ambacher), der als Wetterfrosch im Fernsehen zwar erfolgreich ist, jedoch aus lauter Aufregung vor der Schwiegerfamilie, stets kurz vor einem Herzinfarkt steht. In seiner Darstellung des spießigen Howard, explodiert Albert Ambachers Schauspieltalent förmlich auf der Bühne des FoolsTheaters und das honoriert das Publikum mit vielen Lachern und Applaus.

Albert Ambacher (l.) musste in seiner Rolle als Howard viel ertragen, auch mit seinem Fast-Schwiegervater George Hay (Daniel Rasch). Foto: Selina Benda

Affären und geplatzte Träume

Doch hinter den Kulissen der Hay-Truppe braut sich mit der Zeit ein Gewitter aus Affären, geplatzten Träumen, Verwechslungen und dem letzten Silberstreif am Horizont zusammen. Denn auch Paul (Jochen Geipel) gehört zum Ensemble dazu und der Ex-Freund von Rosalind hängt seiner Verflossenen sehr nach. Jedoch fungiert er nicht nur als stetiger Ersatzmann für George auf der Bühne, sondern muss dessen Eskapaden auch immer wieder bereinigen. Diese gipfeln in der Affäre mit der jungen und naiven Eileen (Valerie Haberle), die sich nun schwanger von der Truppe verabschieden will. Doch zuvor lässt sie noch Charlotte ob der Frucht von Georges Seitensprung wissen und treibt diese somit noch mehr in die Arme des sie umschwärmenden Anwalts Richard (Christian Portenlänger).

Der Anwalt Howard (Christian Portenlänger) umschwärmt Charlotte Hay (Renate Grötsch). Foto: Selina Benda

Doch gerade als das Chaos seinen Höhepunkt erreicht hat, kündigt sich ein großer Filmregisseur an, die Nachmittagsvorstellung des Ensembles zu besuchen. Für Charlotte und George bietet sich die Chance auf ihre Traumrollen in einer großen Filmproduktion – doch der Vollrausch des Vaters pünktlich zur Inszenierung lässt die letzte Chance auf den ganz großen Erfolg auf besonders amüsante Art und Weise eskalierend verstreichen. Zumindest haben die jeweiligen Liebespaare am Ende alle ihr Glück gefunden – wenn auch mit einem anderen Partner als gedacht.

Valerie Haberle spielt die naive Eileen, die von George Hay und Howard begehrt wird. Foto: Selina Benda

Gelungene Premiere des Holzkirchner Komödchen

Das Ensemble des Holzkirchner Komödchen brilliert in dieser Broadwaykomödie von Anfang bis Ende. Jeder Charakter erhält darin den Raum zum Strahlen und die Geschichte reißt den Zuschauer mit in die rasante Geschichte der Hay-Familie. Spritzige Dialoge, kleine bis große Katastrophen und ein doppelbödiges Spiel um Sein und Schein – mit der Garantie für einen sehr vergnüglichen Theaterabend, wie wir ihn alle vermisst haben. Sichtlich erleichtert nahm die Theatergruppe um Regisseurin Lydia Starkulla, Wilma Feldbauer (Souffleuse), Andrea Beier (Kostüm) sowie Hilde Ammer und Paula Baumgartner (Maske) den verdienten minutenlangen Applaus des Publikums entgegen. „Leute erzählt es allen, es gibt wieder Theater“, bedankte sich die gerührte Regisseurin.

Das Ensemble um Regisseurin Lydia Starkulla (Mitte) ließ sich nach der Premiere feiern. Foto: Selina Benda

Lesetipp: Boulevardkomödie um ein Jahr verschoben