Frühjahrsgrüße der Holzkirchner Symphoniker
Die Holzkirchner Symphoniker. Foto: Monika Heppt
Konzert in Holzkirchen
Endlich wieder ein Livekonzert der Holzkirchner Symphoniker. Endlich wieder Musikgenuss vom Feinsten persönlich erleben. Nach mehr als zwei Jahren Zwangspause konnte Dirigent Andreas Ruppert seine Holzkirchner Fans im vollbesetzten Barocksaal des KULTUR im Oberbräu freudig zum Frühjahrskonzert begrüßen.
Als Grußbotschaften hatten die Holzkirchner Symphoniker, die inzwischen schon über 26 Jahre bestehen, zwei hochkarätige Werke im Gepäck, nämlich Mozarts „Linzer Sinfonie“ von 1783 und eine der meist gespielten und überaus beliebten Symphonien aus der Feder Ludwig van Beethovens, seine „Eroica“ aus dem Jahr 1803.
Der Dirigent Andreas Ruppert. Foto: Monika Heppt
Sinfonie Nr.36 C-Dur „Linzer Sinfonie“ KV 425
Wolfgang Amadeus Mozart komponierte diese Sinfonie, nachdem er gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Frau Constanze eine Reise zu seinem Vater nach Salzburg unternommen hatte. Dieser Besuch schien jedoch enttäuschend gewesen zu sein. Das Ehepaar Mozart machte sich auf den Weg nach Linz und wurde dort von Graf Thun eingeladen, ein Konzert zu geben. Aber was tun, wenn gerade keine geeignete Symphonie zur Hand ist? Mozart setzte sich also hin und schrieb „Hals über Kopf“ innerhalb weniger Tage eine neue.
Ein Meisterwerk
Diese 4-sätzige Sinfonie ist wahrlich ein Meisterwerk und stellt hohe Anforderungen an die Holzkirchner Symphoniker.
Der 1. Satz Adagio – Allegro spiritoso beginnt langsam, getragen bis das Schlagwerk und die Bläser zum Einsatz kommen. Die Holzkirchner Symphoniker schaffen sanfte Übergänge. Zuerst stellen die Streicher das Thema vor, bevor es vom gesamten Orchester aufgegriffen wird. Schwungvoll werden die Themen weitergeführt, kraftvoll intonieren die Bläser. Schnell fliegen die Themen und Motive weiter, von feierlich hin zu leisen, zarten, dann mit Trillern versetzten Tönen. Schließlich sind fast fanfarenartige, erhabene Passagen zu hören.
Holzkirchner Symphoniker konzentriert und fokussiert
Im 2. Satz Andante – Poco adagio besticht sein melodiöser, fast gesanglicher Beginn. Gefühlvoll setzen die Streicher ihre Akzente und beachten durch das konsequent geführte, präzise gehaltene Dirigat von Andreas Ruppert eindrücklich die Pausen zwischen Trillern und Pizzicato. Fast wie ein Dialog muten die nächsten Passagen an. Bläser und Pauken treten auf den Plan und begleiten die Variationen der Streicher. Konzentriert und fokussiert gestalten die Holzkirchner Symphoniker den Satz.
Der 3. Satz Menuetto erinnert durch den 3/4-Takt sofort an einen Walzer oder Ländler. Er arbeitet mit unterschiedlichen Intervallen und einer sanft wiegenden Melodie. Leise, ruhig und einheitlich kommt dieser Satz daher.
Im Finale Presto hören wir mehrere Blöcke aus jeweils 4 Takten, die wechselseitig wiederholt werden. Streicher beginnen, danach setzen die Bläser ein und senden gleichsam Signale. Hin und her gehen die Signale und befruchten sich gegenseitig. Durch den Wechsel von Tonarten und Motiven entsteht das Gefühl von Mehrstimmigkeit. Geigen wandeln zwischen sanften und auch energischen Tönen, bis ein fulminanter Schluss einsetzt.
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Symphonie Nr. 3 Es-Dur „Eroica“ op.55
Nach der Pause erwartet das Publikum mit Ludwig van Beethovens „Eroika“ ein ganz besonderes Schmankerl. Sie entstand in den Jahren 1802/1803 und wurde am 9. Juni 1804 im privaten Rahmen im Wiener Palast des Fürsten Lobkowitz uraufgeführt. Die Sinfonie sollte eigentlich den Untertitel „Buonaparte“ tragen, da Beethoven plante, nach Paris umzusiedeln.
Wegen der eigenmächtigen Krönung Napoleons zum Kaiser änderte Beethoven den Titel in „Eroika“, die Heroische. Und das ist sie, heroisch und bahnbrechend für ihre Zeit. Nicht nur die Dimension der Komposition mit seiner Aufführungsdauer von bis zu einer Stunde war für die damalige Zeit neu. Sie ist auch die erste große Sinfonie der Musikgeschichte. Die Erweiterung der Form, Kombinationen der Variationen und harmonische Neuerungen waren wegweisend. Ihre Wirkung entfaltet die „Eroika“ auch heute noch.
Im 1. Satz Allegro con brio hat die Zuhörerin sofort das Gefühl mittendrin zu sein. Volle Orchesterbesetzung, fulminanter Beginn, fließende Übergänge, emotionale, tänzerische Passagen. Die Streicher befinden sich im Einklang mit den Bläsern, Flöten, Klarinetten, Hörnern und verströmen einen Wohlklang, der den Festsaal zum Schwingen bringt. Vom sanften Dreivierteltakt zu Beginn steigert sich der Satz hin zu dramatischer Ausdruckskraft und besticht durch eine eindrucksvolle Orchesterleistung der Holzkirchner Symphoniker.
Eine eindrucksvolle Orchesterleistung der Holzkirchner Symphoniker. Foto: Monika Heppt
Schon erklingt der berühmte, am häufigsten gespielte 2. Satz Marcia funebre, der Trauermarsch. Langsam, getragen, dunkel, verschattet und tieftraurig beginnt er. Fordernd tritt er in Erscheinung, erschüttert und setzt Emotionen frei. Ein gewaltiger Kraftakt für das Orchester, den es bravourös meistert. Klingen da auch tröstliche Töne durch die Holzbläser an? Sind es die Hörner, die aufwühlen? Drohen Fanfaren mit Macht? Alles ist da. Gefühle brechen sich Bahn und münden in Erhabenheit.
Der 3. Satz Scherzo startet mit schnellen Streicherpassagen, leicht und beschwingt, zart und klangvoll interpretiert. Tänzerische Momente wechseln mit stürmischen ab. Spannende Ungewissheit entsteht. Flöten führen ein Thema ein und mutige Hörner lassen aufhorchen.
Das Finale im 4. Satz beginnt hochdramatisch mit großer Geste und Komplexität. Pizzicatoklänge der Streicher wechseln sich ab und geben sich gegenseitig Raum, tänzerische Elemente dominieren aufstrebend und wiegend. Es entwickelt sich ein langsamer, fast feierlich anmutender Teil im Finale. Schließlich endet die Sinfonie mit schnellen Läufen in heroischer, prachtvoll-lustvoller Manier.
Auf kurzes, ergriffenes Aufatmen folgt ein lang anhaltender, befreiender Applaus.
Applaus für die Holzkirchner Symphoniker. Foto: Monika Heppt
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