„Ich war einmal…“
Aus der Serie „Reborn“ von Katha Probst. Foto: Julia Schmidt
Ausstellung in Miesbach
Tutti und Klaus Gogolin, Irnberg, Lisa Mayerhofer, Florian Steiger und Jürgen Thamm haben sich dem Thema mit unterschiedlichen Materialien zugewandt und zeigen Malerei, Installation, Skulptur und Holzarbeiten. Für das Thema Textil ist Katha Probst zuständig.
Sie ist Schneiderin und Designerin mit Herz und Seele. Aufgewachsen zwischen Stoffen und Nadeln im Atelier ihrer Mutter interessierte sie sich bereits von Kindesbeinen an für das Handwerk und verließ nach dem Realschulabschluss das Bayrische Oberland um ihrer Kreativität an der Fachoberschule für Kunst in München freien Lauf zu lassen. Begierig darauf Design und Schneiderei zu verbinden machte sie anschließend eine Schneiderausbildung und erhielt als Bundessiegerin für Damenmaßschneiderei ein Stipendium für die Meisterschule für Mode in München. Mit dem Meistertitel für Damen- und Herrenschneiderei und Modegestaltung in der Tasche arbeitete sie angestellt als Schneiderin und Schnittdirektrice. So kann man auf ihrer Website lesen.
Neu geboren
Jetzt ist Katha Probst wieder im Oberland und hat ihr Label „Unikäthe“ gegründet. Ein wichtiges Anliegen aber ist ihr neben Neuanfertigungen und Theaterkostümen der von ihr genannte Bereich „Reborn“. Sie findet es wichtig, dass Kleidung aus hochwertigen Stoffen, die nicht mehr getragen wird, ein neues, frisches Design erhalten. Dazu kauft sie im Kleiderladen Stücke ein, die dort schon länger hängen oder verwendet geschenkte Textilien.
Sie schwärmt: „Da habe ich einen Smoking bekommen, da war das Futter noch mit der Hand eingenäht, es wär ein Jammer, wenn der nicht weiter verwendet werden könnte.“ In ihrer Werkstatt hängen dann die Stücke so lange, bis sie sich klar ist, was daraus entstehen soll. Gern kombiniert sie mit Spitzen, die sie am Flohmarkt ersteht.
Die Kombination von alten Herrenanzügen, die für Funktionalität und Schlichtheit stehen, mit romantischer Spitze findet Katha Probst spannend. So sind ihre neugeborenen Kleidungsstücke echte Designerprodukte, die natürlich auch ihren Preis haben, aber alltagstauglich sind.
Wert würdigen
Für sie aber ist es wichtig, den Wert, der in den alten Stücken steckt, noch einmal anders zu nutzen, das Material und die in die Fertigung gesteckte Zeit der Handarbeit zu würdigen. „Diese Fähigkeiten, Spitzen oder Stickereien herzustellen, hat ja heute kaum noch jemand“, sagt sie. Neben Herrenazügen verarbeitet sie auch gern alte Nachthemden mit gestickten Initialen oder Hemden aus feiner Baumwolle. Gerade ist sie dabei, einen Rock aus einer alten runden Tischdecke zu nähen.
In der Ausstellung zur Konferenz am 22. April wird sie ein Kostüm aus einem Sakko zeigen, ein Kleid, das aus einer gestürzten Hose entstand, und vieles andere. Auf Zettel will sie dazu schreiben: „Ich war einmal…“.
Alle Informationen zur Konferenz „Anders wachsen – Alternativen für das Oberland“ am 22. April ab 14 Uhr im Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach, finden Sie hier.
Und der getupfte Rock stammt natürlich auch von Katha Probst.