Unterwegs im Osten Deutschlands – Teil 1
Bad Muskau: Park mit Neuem Schloss. Foto: Petra Kurbjuhn
Reisetipp von KulturVision
Die Pfingstferien laden dazu ein, unbekannte Regionen in Deutschland zu erkunden. Wir fuhren mit dem Wohnmobil gen Norden nach Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und entdeckten Kultur und Natur vom Feinsten.
Unser erster Halt im sächsischen Reinsberg nahe der Bergstadt Freiberg hat etwas mit Gmund zu tun. Hier lebte bis zu ihrem Tod 1989 Auguste Gräfin von Schönberg, mit ihrem Mann Wolf Erich von Schönberg ehemalige Besitzerin des malerisch hoch über der Bobritzsch am Waldesrand gelegenen Schlosses Reinsberg, das über 500 Jahre in dem Besitz der Schönbergs war.
Zweite Heimat in Gmund
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Familie flüchten und fand in Gmund eine zweite Heimat, die Gräfin ist auf dem Bergfriedhof begraben. Gern sprach sie mit mir über die alte Heimat, leider durfte sie den Fall der Mauer nicht mehr erleben.
Schloss Reinsberg. Foto: Petra Kurbjuhn
Lange versank das Schloss in Dornröschenschlaf, jetzt scheint es einen Investor gefunden zu haben, denn wir stehen vor Bauzäunen, der auch den großen Park miteinschließt. Hier an der Bobritzsch geht die Grabentour entlang, ein landschaftlich äußerst reizvoller bergbauhistorischer Wanderweg von etwa 10 Kilometer Länge.
Wasser für Silbererzbergbau
Der Name stammt daher, dass der Weg dem Verlauf des großteils erhaltenen Kunstgrabens, der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Bau dieses bis heute der Wasserhaltung des Freiberger Silbererzbergbaus dienenden Stollens angelegt wurde, folgt.
Im Osten Deutschlands: Silberstadt Freiberg
Wir statten der Silberstadt Freiberg einen Besuch ab, Dom und Bergbaumuseum, Terra mineralia, das Stadttheater und vieles andere waren Thema der 11. Ausgabe der KulturBegegnungen. Schon damals vor über zehn Jahren trafen wir den Kulturreferenten der Stadt Andreas Schwinger, mit dem wir kürzlich eine Kooperation für das Jahr 2021 vereinbarten.
Lesetipp: KulturBegegnungen „20 Jahre Mauerfall“
Auf der Autobahn geht es jetzt Richtung Osten. Hinter Dresden tauchen die ersten slawischen Namen der Ortschaften auf. Wir sind im Land der Sorben, zu DDR-Zeiten bevormundet, jetzt wieder als eigenständige Minderheit in der Lausitz mit eigener Kultur und Tradition lebend.
Im Osten Deutschlands: Lausitz
Bekannt wurde vor allem die Krabat-Sage, die bereits vor Otfried Preußler von Jurij Brězan in dem Roman „Die schwarze Mühle“ verarbeitet wurde. Der Otterfinger Regisseur Celino Bleiweiss verfilmte das Buch.
In Görlitz treffen wir auf „Stolpersteine“. Foto: Petra Kurbjuhn
Bautzen passierend gedenken wir der Opfer der Diktaturen. Im Gebäude des ehemaligen „Stasi-Knastes“ Bautzen II befindet sich heute eine Gedenkstätte. Hier wird an die Opfer der beiden Bautzener Gefängnisse erinnert. In den Haftanstalten Bautzen I und II wurden während des Nationalsozialismus, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur politische Gegner unter unmenschlichen Haftbedingungen gefangen gehalten.
St. Peter und Paul in Görlitz. Foto: Petra Kurbjuhn
Unser Ziel ist Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands. Da sie im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, wird sie oft als flächengrößtes zusammenhängendes Denkmalgebiet Deutschlands bezeichnet.
Das Neue Rathaus in Görlitz. Foto: Petra Kurbjuhn
In der historischen Altstadt findet man in den Straßen und Plätzen alle wesentliche Phasen der mitteleuropäischen Baustile von Spätgotik über Renaissance hin zu Barock. Die Häuser sind liebevoll restauriert, es ist eine Freude, durch die Stadt zu spazieren, zumal die Menschen hier überaus freundlich sind.
Corona an der Alstadtbrücke
Wir gehen hinunter zur Neiße und wollen die Brücke überqueren, finden uns aber an einer Absperrung. Coronabedingt ist die Grenze zu Polen geschlossen. Unsere Freude schlägt in Trauer um, als wir die vielen vertrockneten Rosen im Grenzzaun und ein Paar entdecken, das durch den Zaun miteinander spricht.
Ein getrenntes Paar an der deutsch-polnischen Grenze auf der Altstadtbrücke in Görlitz. Foto: Petra Kurbjuhn
Unsere Reise führt uns nun durch die Niederlausitzer Heide nach Bad Muskau, auch direkt an der polnischen Grenze gelegen. Das Kurbad erlangte weltweite Bekanntheit durch den Fürsten und Landschaftskünstler Hermann von Pückler-Muskau, der mit seinem Landschaftspark ein einzigartiges Kulturgut geschaffen hat, das zum Welterbe geworden ist.
Park von Bad Muskau. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Rhododendron-Büsche sind überwältigend in ihrer Blütenpracht, Schloss und Park begeistern uns. Fürst Pückler kennt wohl so mancher durch das Halbgefrorene seines Namens, aber dass er mit seinem 1815 angelegtem Park zu einem der bedeutendsten deutschen Landschaftsgestalter wurde, ist weniger bekannt.
See statt Tagebau
Durch das ehemalige Braunkohlentagebaugebiet Cottbus fahren wir weiter nach Norden. Die Förderung der Braunkohle wurde 2015 eingestellt, hier soll mit dem Cottbusser Ostsee der größte See der Lausitz entstehen.
Wir beenden diesen Teil der Reise in Beeskow am Schwielochsee, natürlich entstanden, ein Bade- und Wanderparadies. Hier erleben wir eine kulturelle Überraschung. Teil 2 folgt.