Indien sinnlich erfahren
Freude und Traurigkeit: Kinder und Frau in Gujarat. Foto: Rainer Thielmann
Vortrag in Schliersee
Am Freitag, 10. November, ist im Heimatmuseum Schliersee auf Einladung der vhs Hausham der Dichter, Sänger, Fotograf und Reisende aus Leidenschaft Rainer Thielmann mit seinem Vortrag „Indien intensiv – auf Gandhis Spuren“ zu Gast. Das Publikum erwartet ein kurzweiliger Abend.
Nach Indien, so erzählt Rainer Thielmann, habe er sich nicht getraut, lieber sei er nach Irland und Australien gereist. Dann aber habe er von seinem Vater, eingefleischter Indienfan, einen Schubser bekommen und sei tatsächlich nach Indien geflogen.
Gujarat: Heimat von Mahatma Gandhi
Bei dieser ersten Reise blieb er nur im Norden, quer durch von Rajasthan bis nach Westbengalen. Daraus entstanden die ersten zwei Bücher über das faszinierende Land „Indien von Innen“ und „Kalkutta – Durga, Dichter und Dämonen“. Dann sei er eines Morgens mit einem ihm unbekannten Wort aufgewacht. Als er es googelte, fand er heraus, was es bedeutete: Gujarat – indischer Bundesstaat, aus dem Mahatma Gandhi stammt.
Gandhi-Statue in Gandi. Foto: Rainer Thielmann
So startete der Reisende eine weitere Reise nach Indien. „Gujarat wird von den meisten links liegengelassen“, erzählt er, die meisten Indienbesucher würden von Delhi nach Mumbai fahren, aber nicht nach Gujarat gehen. „Das hat mich gereizt“, sagt er, „wie kann es sein, dass diese Weltpersönlichkeit Gandhi so bekannt ist und seinen indischen Heimatstaat kennt keiner.“
In Gujarat habe er Gandhi nicht an jeder Ecke vorgefunden, man habe die Skulpturen auch nicht immer gepflegt, dennoch habe er viel fotografiert und viel geschrieben. Daraus entstand das Buch „Indien von innen intensiv – Auf Gandhis Spuren durch Gujarat“.
Buchcover. Foto: Rainer Thielmann
Sein Vortrag ist eine Kombination aus Information und Bildern, sowie Gedichten und Liedern. „Ich versuche Indien fühlbar zu machen“, sagt Rainer Thielmann, „dazu dienen die künstlerischen Dinge, wie Fotos und Gedichte, und ich singe eigene Lieder.“ Es sei mehr Bauch als Kopf, aber er bringe auch Wissenswertes, was man so noch nicht kenne.
Indien rational nicht fassbar
Indien, so sagt der aus dem westfälischen Hagen stammende und jetzt im Chiemgau lebende Künstler, könne man rational nicht erfassen. Vieles sei extrem widersprüchlich und unverständlich. Er versuche einen anderen Weg zu gehen als diejenigen, die nur mit dem Kopf unterwegs sind.
Im Sabarmati-Ashram in Ahmedabad. Foto: Rainer Thielmann
„Ich öffne mich um durchlässig zu werden und lasse mich inspirieren“, sagt er. „So setze ich mich im Sabarmati-Ashram in Ahmedabad unter einen Baum, nehme die Energie auf und dichte.“ Hier habe Gandhi viele Jahre verbracht, bevor er 1930 mit 78 Jüngern zu seinem berühmten Salzmarsch aufgebrochen sei, einem gewaltfreien zivilen Ungehorsam gegen die britische Kolonialmacht, dem sich immer mehr Menschen anschlossen.
Traurig und heiter
„Es gibt viel zu erzählen“, kündigt Rainer Thielmann an, „und ich spreche auch über traurige Dinge, damit es authentisch wird“. Seine eingestreuten Anekdoten indes sind heiter. Gerade das Wechselspiel der Emotionen mache den Vortrag lebendig.
Statue von Mahatma Gandhi mit Salz. Foto: Rainer Thielmann
Rainer Thielmann ist auch in Irland und Australien unterwegs und hat über diese Reisen Bücher geschrieben. Dann habe er vom Kopf her gedacht, dass Island eine Reise wert sei. „Obwohl die Natur großartig ist, habe ich dort nicht die Melancholie gespürt wie in Irland und Australien“, sagt er. In Australien sei es das Leid der Aborigines, in Irland etwa die Kartoffelfäule gewesen, die ihn emotional berührte.
Für ein Buch brauche er diesen Gegenpol, Traurigkeit und Fröhlichkeit, das mache ihm Spaß.
Der Sänger Rainer Thielmann
Neben seiner Tätigkeit als Reisender und Vortragender tritt Rainer Thielmann auch als Sänger in Erscheinung. Er veröffentlichte drei Audio-CDs unter eigenem Namen und schrieb Songtexte, unter anderem für Udo Jürgens. Auf Einladungen vom Goethe Institut und der Deutschen Botschaft war er in Australien und trat in der irischen Botschaft Berlin auf. Seit 2021 betreibt er das Musikprojekt „Sonderglück“.
Rainer Thielmann. Foto: RT
Zum Weiterlesen: Indien: Der Fluch der Entwicklung