Ingrid Huber

Die Lücke soll bleiben

Ingrid Huber als Geschäftsfühererin des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn

Stabwechsel in Holzkirchen

Eine Ära geht zu Ende. Ingrid Huber hat jetzt offiziell die Geschäftsführung des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen an Christine von Löwis und Veronika Leo übergeben. Ohne sie wäre die Kultur in der Marktgemeinde um einiges ärmer. Und deshalb wollen wir uns bei ihr bedanken und sie hochleben lassen.

Das Engagement für andere ist Ingrid Huber in die Wiege gelegt. Dabei wechselte sie vom Sport über Sporttheater zur Kultur. Sie studierte zunächst Sport, zog danach fünf Kinder, darunter zwei Pflegekinder, auf, und engagierte sich dann beim Turn- und Sportverein Holzkirchen mit ihrem spektakulären Sporttheater.

Als sie vor fast 20 Jahren in dem ehemaligen BayWa-Gebäude in der Münchner Straße in Holzkirchen ihr FoolsTheater installierte, war das ein mutiger Kraftakt, der der Marktgemeinde ein Kleinod bescherte. Zwar musste hier die Chefin auch Schnee räumen und putzen, aber sie konnte Kultur nach ihrem Qualitätsanspruch anbieten.

Ingrid Huber
Drei Kulturmanager: Isabella Krobisch, Girgl Ertl und Ingrid Huber (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Das war natürlich in erster Linie Theater, aber es kam Film dazu, es gab auch Lesungen, Musik und Ausstellungen und vor allem gab es das: Eine kulturelle Oase, in der man sich traf, wo man sicher sein konnte, qualitativ hochwertige Angebote vorzufinden, ein Platz mit künstlerischem Anspruch. Es war aber auch ein Ort, wo improvisiert wurde, an dem es sehr persönlich zuging.

So war das Angebot der Marktgemeinde, das jahrelang und aufwendig renovierte Oberbräu-Gebäude als Kulturhaus zu leiten, für Ingrid Huber ein Wandel. Sie kommentierte ihn damals lakonisch: „Jetzt muss ich nicht mehr putzen und Schnee räumen.“ Sie wolle aber jetzt nicht Räume füllen und Kultur verwalten, sondern nach wie vor experimentieren, Kultur entstehen lassen und einen Platz schaffen, an dem man sich trifft.


Das KULTUR im Oberbräu und das Publikum werden Ingrid Huber vermissen. Foto: MZ
Das war vor 12 Jahren und ihr Ziel hat die Kulturhauschefin voll erfüllt. Sie hat das KULTUR im Oberbräu in der Tat zu einem beliebten Treffpunkt der Marktgemeinde gemacht, denn nach wie vor konnte man gewiss sein, Angebot mit Niveau vorzufinden.

Neben ihrer eigentlichen Liebe, dem Theater, installierte Ingrid Huber ebenso Musik, Kabarett und Ausstellungen, sie gründete mit ihrem Team ein spezielles Kinder- und Seniorenprogramm und das Kulturcafé wurde zu einem kulinarischen Hotspot.

Kapriolen
Zur Vernissage „Kapriolen“ von Lotte Koch. Foto: Petra Kurbjuhn

Was Ingrid Huber auszeichnet ist ihre Nähe nicht nur zu Künstlerinnen und Künstlern, sondern ebenso zu ihrem Publikum. Sie ist sich nicht zu schade, selbst am Einlass zu stehen und kommentiert: „Ich will doch sehen, wer in unser Haus kommt.“ Diese sympathische Nichtchefinnenattitüde ist gepaart mit einer gewissen Stringenz. Sie muss nicht everybody’s darling sein, muss es nicht jedem recht machen wollen.

Wichtig ist ihr, dass Nachwuchskünstlern dieselbe Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird wie etablierten Künstlern. „Unbekannte Künstler müssen nicht weniger gut sein als prominente“, sagt sie. Und ebenso wichtig war ihr immer das Experimentieren. „Ich würde mich freuen, wenn sich die Leute auch einmal auf etwas einlassen würden, was sie noch nicht kennen“, sagt sie und fügt lächelnd an, „auch auf die Gefahr hin, dass sie hinterher sagen, es hat mir nicht so gut gefallen.“

Unbedingt hervorgehoben aber werden muss ihr Engagement im FoolsTheater, lange ein Verein, in dem sie wieder einmal alles selbst machte: Regie führte, nächtelang Kostüme nähte, sich um das Bühnenbild kümmerte, aber auch um Fördermittel kämpfte.

Freies Landestheater Bayern fusioniert mit Foolstheater Holzkirchen - Andreas Haas (FLTB), Ingrid Huber (FoolsTheater), Rudolf Maier-Kleeblatt (FLTB) und Isabella Krobisch (Waitzinger Keller) (v.l.)
Andreas Haas (FLTB), Ingrid Huber (FoolsTheater), Rudolf Maier-Kleeblatt (FLTB) und Isabella Krobisch (Waitzinger Keller Miesbach). Foto: Ines Wagner

Vor vier Jahren aber fusionierte ihr Theater mit dem Freien Landestheater Bayern. „Jetzt muss ich keine Förderanträge mehr stellen“, freute sie sich und ist als Sprechtheater des FLTB gut etabliert. Hier, und das hat sie fest versprochen, will sie auch weiterhin tätig sein. Wir hoffen das, nicht nur wegen der zauberhaften Kostüme aus ihrer Schneiderwerkstatt.

Denn das KULTUR im Oberbräu kann man sich ohne Ingrid Huber nicht vorstellen. Wie ein Wirbelwind kommt sie herein, begrüßt einen jeden, hat noch einiges zu organisieren, sagt: „wir müssen dann noch reden“, ist schon wieder weg, lächelnd, manchmal auch nicht, wenn was schiefläuft, da kann sie auch energisch werden, und immer voller Womenpower ohne feministisch zu sein.

Ingrid Huber, Leiterin KULTUR im Oberbräu, Olaf von Löwis, Bürgermeister Holzkirchens und Christine von Löwis, Programmplanung Klassik KULTUR im Oberbräu (v.l.)
Ingrid Huber, damaliger Bürgermeister Holzkirchens Olaf von Löwis, Christine von Löwis (v.l.). Foto: Manfred Lehner

Christine von Löwis ist schon lange ihre rechte Hand und kennt das Kulturhaus. Veronika Leo hat lange im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach gearbeitet und kennt ebenso die Abläufe. Den beiden jungen Frauen sei für die neue Herausforderung von Herzen Glück gewünscht, sie werden das machen, vielleicht anders, aber ebenso gut.

Ingrid Huber
Max Kalup, Isabella Krobisch, Veronika Leo (v.l.). Foto: Kulturamt Miesbach

Die Lücke aber soll bleiben. Und der Dank all derer, denen Du eine Heimstatt geboten hast, Ingrid, einen Treffpunkt der Kultur. Das Schlusswort sollst Du haben: „Kunst und Kultur ist das Notwendigste überhaupt, denn nur über die Kunst kann Veränderung gelingen.“


Andrea Steinberg-Schmid. Foto: KULTUR im Oberbräu

Gemeinsam mit Ingrid Huber beendet auch Andrea Steinberg-Schmid ihre Tätigkeit als Chefin des KulturCafés. Im September übernimmt ein neuer Pächter. Wir werden auch Dich, Andrea, mit Deiner herzlichen Art sehr vermissen, Du hast für KulturVision immer alles möglich gemacht, auch wenn das Café geschlossen hatte, durften wir Pressetermine abhalten und wenn wir einmal die Küche völlig leer gegessen hatten, kamst Du noch mit der eisernen Reserve von Keksen daher. Diese Lücke wird ebenfalls bleiben. Danke, Andrea.

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