Inklusion durch „kraftmomente“
David Reichel mit seiner Mutter Eva Brosi-Reichel. Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung im Waitzinger Keller
Inklusion spielt im Waitzinger Keller durch verschiedene Angebote eine bedeutende Rolle. Das betonte Bürgermeisterin Ingrid Pongratz bei ihrer Begrüßung zur Ausstellungseröffnung „Kraftmomente“ von Lisa Hutter Schwahn und David Reichel, einem jungen Mann mit Handicap.
„Für mich ist diese Ausstellung etwas ganz Besonderes, weil sie zeigt, dass in jedem Menschen ein Talent schlummert“, sagte die Bürgermeisterin. In der Präsentation im Foyer Ost des Kulturzentrums findet der Besucher Werke der Schweizer Künstlerin Lisa Hutter Schwahn, die als Schneiderin begann, im Theater als Kostümbildnerin arbeitete und heute als freischaffende Künstlerin in München tätig ist. Seit fünf Jahren begleitet sie David Reichel beim Malen.
Gestützte Kommunikation
Der 29-Jährige malt seit seinem zehnten Lebensjahr, befasst sich intensiv mit Farben und Formen und hat in der Malerei eine Form gefunden, in der er sich, nicht sprechend, ausdrücken kann. Die gestützte Kommunikation (fc) ermöglicht es ihm, seine Reaktion auf die Außenwelt mitzuteilen, womit eine Kommunikation möglich wird.
Lisa Hutter Schwahn „die zwei – zur kraft“. Foto: Monika Ziegler
Der Besucher wird im Treppenhaus von einer Doppelinstallation von Lisa Hutter Schwahn empfangen, die sie „die zwei – zur kraft“ nennt. Was wie eine Krake aussieht, ist ein fester Stoff, zerrissen in Einzelstreifen und mündend in einer still in sich ruhenden Kraft. Das Pendant von David Reichel zeigt energievolle Pinselstriche aus einem Zentrum heraus.
„lange schatten aus dem dunkel“
Drinnen findet er weitere Arbeiten der Münchner Künstlerin aus dem Zyklus „lange schatten aus dem dunkel“. Dabei fallen beim genauem Hinschauen bei einigen der Werke die genähten Strukturen auf der Leinwand auf, mit Farbkompositionen in Acryl zu einem stimmigen Ganzen vereint.
Im Triptychon „Kraftmomente“, einer Arbeit auf Papier, hingegen dominiert die Farbe, die Form, es scheint so, als fände ein Dialog statt, eine Antwort des Menschen auf eine Herausforderung, die er kraftvoll meistert. In der Mitte ist ein Teil eines Fotos einer Frau in das dominierende Schwarz eingefügt.
Lisa Hutter Schwahn und Dörthe Bäumer (v.l.). Foto: Isabella Krobisch
In ihren einführenden Worten betonte Künstlerin Dörthe Bäumer, dass sie mit den Mitteln der Sprache an das Potenzial anknüpfen wolle, das bildende Kunst hat. Sie sagte, dass Lisa Hutter Schwahn mit ihrer phantasievollen und originellen Arbeit für das Theater neue Freiräume in der Kunst erschaffen habe und Menschen mit Handicaps eigene künstlerische Betätigung ermögliche.
Eigene Geschichten entstehen lassen
Die Arbeit der Künstlerin mit David Reichel beschrieb sie so: „David kommt zu ihr ins Atelier. Dann sitzen sie dort und hören immer die gleiche Musik. Dann entstehen Bilder – kraftvoll, intensiv, jenseits von Sprache.“
Am besten reflektiert diese Zusammenarbeit der Text von Lisa Hutter Schwahn:
In sich sein
mit Musik
in Bewegung sein
zusammensein
malen.
das bild – die figur
schauen
kraft-bewegung-musik
spüren
eigene Geschichten entstehen lassen
wahrnehmen.
Vierteiliges Werk von David Reichel. Foto: Monika Ziegler
Die an die Werke von Lisa Hutter Schwahn angrenzenden Bilder von David Reichel sind zunächst von schwarzen Strukturen geprägt, dann aber ändert sich die Farbgebung, aus Schwarz wird Rot, dann Grün und Violett. Die zunächst schweren Pinselstriche werden lockerer, schattenhaft, immer zarter.
Am Ende des Rundgangs trifft der Besucher auf zwei Arbeiten auf ockerfarbenem Papier, die Strukturen erinnern an einen Regenbogen.
Das Duo Millefleures umrahmte die Vernissage und bezauberte das Publikum. Foto: Isabella Krobisch