Jugendliche aus Nairobi und München tanzen grenzübergreifend
Internationaler Tanz-Workshop in München. Foto: Christian Selbherr
Internationaler Tanz-Workshop
Es wird eine grenzübergreifende Premiere in Corona-Zeiten: Acht Münchner Jugendliche treffen sich mit elf Jugendlichen aus Nairobi zum digitalen Tanz-Workshop. Das Projekt wird gemeinsam organisiert vom Theater in der Münchner Schauburg und vom katholischen Hilfswerk missio München. Partner auf kenianischer Seite ist die Caritas Nairobi. Klaus Steinbacher, Schauspieler aus Reichersbeuern, gab den Impuls für die Aktion, die nun am Wochenende vom 18. bis 20. Juni 2021 stattfinden wird.
Viel strapaziert wird derzeit der Begriff der „Freiheit“, gerade in Zeiten erheblicher Freiheitsbeschränkungen im Kampf gegen die weltweite Corona-Pandemie. Nun hat sich die Lage zumindest in Deutschland wieder verbessert, auch das kulturelle Leben kehrt langsam zurück. Da bietet sich die große Chance, den Blick wieder etwas zu weiten, nach den Wochen und Monaten des Lockdowns und der Zeiten im ganz kleinen Kreis.
Wie ist es denn zum Beispiel den Menschen in Kenias Hauptstadt Nairobi ergangen? Mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen und was macht ihr Leben reicher?
„Freedom – Freiheit!“
So soll das Motto sein, um sich kreativ mit solchen Fragen zu beschäftigen. Angeleitet werden die jungen Tänzerinnen und Tänzer auf deutscher Seite von Schauspieler Klaus Steinbacher und der Tänzerin und Tanzpädagogin Laura Saumweber, sowie auf kenianischer Seite von Jermaine Nickson Obaga, Leiter der „Kenya Dance Academy“.
Klaus Steinbacher und Laura Saumweber. Foto: Joel Heyd / Agentur Scenario und Bart Laport
Den Impuls für die Zusammenarbeit gab Klaus Steinbacher. Der Schauspieler kommt aus Reichersbeuern und stand schon in ganz jungen Jahren vor der Kamera als frecher Schulbub in „Wer früher stirbt ist länger tot.“ (2006) Nach seinem Schauspielstudium an der Theaterakademie August Everding gehörte er zum Ensemble der „Schauburg“. Inzwischen ist er gut gebucht als Darsteller in ambitionierten TV-Serien, zum Beispiel „Das Boot“ und zuletzt „Oktoberfest 1900“. Für die Rolle des jungen Brauers Roman Höflinger wurde Steinbacher vor kurzem mit dem österreichischen Film- und Fernsehpreis Romy ausgezeichnet.
Lesetipp: „Strauß ist ein Politikertypus, der wieder total in Mode kommt”
Klaus Steinbacher kennt missio München noch aus seiner Schulzeit und er wollte sich weiter für das Hilfswerk einsetzen. So schlug er das Projekt Internationaler Tanz-Workshop vor und ist nun gespannt: „Ich wünsche mir, dass wir an diesem Wochenende die Grenzen des digitalen Raums so weit überwinden, dass wir unsere verschiedenen Lebenswelten ein bisschen besser kennenlernen und trotzdem – oder gerade deswegen – zu einer Gruppe werden, die sich gemeinsam künstlerisch mit der ,Freiheit‘ auseinandersetzt und tanzt natürlich!“
Jugendliche aus Caritas-Zentren, Friedensclubs und dem Jugendprojekt der Schauburg
Die 13 bis 18 Jahre alten Jugendlichen aus Nairobi kommen größtenteils aus zwei sozialen Einrichtungen der Caritas Naibori, die sich um ehemalige Straßenkinder kümmern: dem „Rescue Dada Centre“ und dem „Boys Town Ruai“. Darüber hinaus wurden einige der jungen Teilnehmer in so genannten „Peace Clubs“ aus Schulen in ärmeren Stadtvierteln gewonnen. Diese Workshops sind ein wichtiger Bestandteil des friedensfördernden Programms der Caritas Nairobi in den Armenvierteln der Millionenstadt in Ostafrika.
Internationaler Tanz-Workshop bringt zwei Welten zusammen
Die Münchner Teilnehmerinnen sind Teil des mehrwöchigen Jugendprogramms „TanzLAB“ an der Schauburg. Man darf also gespannt sein, wie diese beiden Welten aufeinandertreffen und wie sie Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten, erkunden.
Xenia Bühler, Theaterpädagogin an der Schauburg, übernimmt die künstlerische Leitung des Projekts und sagt: „Die 12- bis 16-jährigen Münchnerinnen freuen sich auf ein Kennenlernen, auf den tänzerischen Austausch und sind besonders gespannt auf die Frage, wie Verständigung im Tanz funktionieren kann, wenn man sich im digitalen Raum begegnet“. Im Landkreis Miesbach hat Xenia Bühler bereits mit dem Theater Kunstdünger in Valley gearbeitet.
Junge Menschen brauchen wieder mehr Chancen zum Austausch
Wie wichtig es ist, jungen Menschen in allen Teilen der Welt eine Plattform zum Austausch zu bieten, betont missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber: „Durch einen solchen Austausch wächst das Verständnis füreinander. Zugleich können sich Ideen entwickeln, wie Lebensqualität für junge Menschen hier bei uns und auch in Afrika möglich ist.“
Schwester Mary Mbacy, Direktorin Caritas Nairobi. Foto: Jörg Böthling / missio München
Internationaler Tanz-Workshop DanceLAB
Und was erwartet sich die kenianische Seite? Leiterin der Caritas Nairobi ist die katholische Ordensfrau Sister Mary Mbaci. Sie arbeitet viel mit Flüchtlingen aus Ländern wie Südsudan und Somalia und sie kennt das Leben der Menschen in den großen Slums wie Mathare. Sie hat erlebt, wie Kunst und Kultur den Menschen Mut und Freude geben können: „Eine Aktion wie der DanceLAB-Workshop gibt den jungen Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit innerhalb des globalen Dorfes, indem sie sich mit Gleichaltrigen sowohl in München als auch in Nairobi verbinden“, sagt sie.