Wenn großartige Musik entsteht
Sabine Meyer ist eine der renommiertesten Klarinetten-Virtuosen weltweit. Foto: Christian Ruvolo
Internationales Musikfest Kreuth
Bereits zum 30. Mal jährt sich heuer das Internationale Musikfest Kreuth am Tegernsee. Darauf sind die Veranstalter, allen voran ihr Festivalleiter Dieter Nonhoff, besonders stolz. Beim diesjährigen Auftaktkonzert boten Sabine Meyer und das Alliage Quintett einen hochkarätig verzaubernden Abend.
„Musik entsteht oder sie entsteht nicht“ – zitierte Helge Augstein, der künstlerische Leiter des 30. Musikfest Kreuth, während seiner einführenden Rede. Er wünsche sich, dass in den nächsten zwei Wochen sehr oft Musik entstehen werde. Dafür versuchten die Organisatoren des Kreuther Musikfestes alle Weichen zu stellen. Sie engagieren herausragende Künstler, stellen ein hochkarätiges und vielfältiges Programm zusammen und bemühen sich vor allem darum, dass die Atmosphäre stimmt. Dazu gehören sowohl ein stimmungsvoller Konzertsaal, als auch die perfekte Künstlerbetreuung. Dass sich Sabine Meyer und das Alliage Quintett auf Gut Kaltenbrunn wohl fühlten, das konnte der Zuschauer ab der ersten Sekunde erkennen.
Tänzerische Musik
Ganz leise, mit solistischen Tönen des Baritonsaxofonisten Sebastian Pottmeier, startete das Eröffnungskonzert. In höchster Homogenität stiegen allmählich die anderen fünf Musiker mit ein. Schon jetzt war es eine wahre Freude, der Musik zu lauschen und dem Spiel der Instrumentalisten zuzusehen. Das Publikum kam den ganzen Abend über aus dem Staunen gar nicht mehr hinaus. Maßgeblich für dieses gelungene Konzert war natürlich auch die erlesene Werkauswahl unter dem Motto „Tanz“.
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Sabine Meyer spielte zusammen mit dem Alliage Quintett. Foto: Ira Weinrauch
Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz: Rondo brilliant Des-dur op. 65“ in einem Arrangement von Bernd Wilden hatte die Musiker zu diesem Konzertprogramm inspiriert. Passend dazu spielten sie außerdem „Tänze aus der Französischen Suite Nr. 5 G-dur BWV 816“ von Johann Sebastian Bach. Wer hier die Augen schloss, fühlte sich sofort in einen höfischen Ball im barocken Zeitalter versetzt. Als Finale der ersten Konzerthälfte stand Igor Strawinskys Ballettsuite „Der Feuervogel“ auf dem Programm. Mit unterschiedlichsten Spieltechniken und vollster Hingabe erzählten die Musiker die Geschichte von Iwan Zarewitsch, der mit Hilfe des Feuervogels den bösen Zauberer Kaschtschei besiegen konnte. Ausgehend von einer mysteriösen, bedrohlichen Einleitung über den flatterhaften Tanz des Feuervogels mündete die Geschichte, nach einem aufwühlenden, anstrengenden Höllentanz in einem versöhnten Finale mit gutem Ende.
Höchste Homogenität
Die zweite Konzerthälfte läutete die „Cuban Overture“ von George Gershwin ein. Sabine Meyer und Daniel Gauthier spielten in einem Zwiegespräch aus Klarinette und Sopransaxofon typische kubanische Rhythmen und Melodien. Perkussiv begleitet wurden sie von Miguel Vallés Mateu am Altsaxofon, Simon Hanrath am Tenorsaxofon, Sebastian Pottmeier am Baritonsaxofon und Jang Eun Bae am Klavier. Die sechs Musiker bildeten durchgehend eine kompakte Einheit. Sie waren sich in ihrer Musikalität zu hundert Prozent einig. Selbst in ihren tänzerischen Bewegungen konnte der Zuschauer eine perfekte musikalische Übereinstimmung erkennen.
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Noch einmal kehrten die Musiker, dieses Mal als Saxofon-Quartett, mit „Air“ zu Johann Sebastian Bach zurück. Außerdem durfte der Zuhörer noch einer eigens für das Ensemble erstellten Komposition lauschen: Stefan Malzews „Macabrum Sanctum – Fantasie nach ‚Danse macabre‘ von Camille Saint-Saens“. Zum Abschluss spielten Sabine Meyer und das Alliage Quintett die „Polowetzer Tänze“ von Alexander Borodin.
Nach einem langanhaltenden Applaus gaben die Musiker noch zwei weitere Stücke zum Besten. Begeistert wurde so das Publikum mit Dmitri Schostakowitschs „Second Waltz“ in den Abend entlassen. Dieses Konzert machte Lust auf mehr klassische Musik, denn hier ist definitiv großartige Musik entstanden.