Invest in Bio + Regio: Wie Erzeuger und Verbraucher zusammenkommen
Referenten von „Invest in Bio + Regio“: L.Brada, A. Schmid, S. Stiller, R. Ehrhardt, M. Kinshofer, Schirmherr Landrat W. Rzehak, S. Girmann, N. Fischer, P. Wähning, : Berghammer, J. Berghammer, K. Häusler (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Symposium der SMG in Miesbach
Neue Ideen und viel Mut braucht es, um die kleinteilige Landwirtschaft und damit auch die Kulturlandschaft im Oberland zu erhalten. Das Symposium „Invest in Bio + Regio“ im Rahmen der internationalen „da.und dort Konferenz“ zeigte beispielhafte Projekte auf.
Solle man die Marktbereinigungsprozesse, im Klartext Schließung kleiner landwirtschaftlichen Betriebe hinnehmen? fragte Alexander Schmid, Geschäftsführer der Standortmarketinggesellschaft Miesbach (SMG), die zum Symposium in den Waitzinger Keller eingeladen hatte. Nein, heute sei man zusammengekommen, um Alternativen aufzuzeigen, die gesund und regional und biologich seien. Als Kontakperson bei der SMG warb Ökomodellregionsmanagerin Marika Kinshofer dafür Projekte zu entwickeln, die zur Identität und zu Vertrauen an der Schnittstelle Erzeuger und Verbraucher beitragen.
Moderatorin Petra Wähning. Foto: Monika Ziegler
Die absurde Situation, dass Bauerhnhöfe dicht machen und gleichzeitig die Nachfrage nach regionalen, saisonalen Produkten massiv ansteige, zeigte Petra Wähning auf. Die Marketing- und Kommunikationsexpertin kritisierte insbeondere, dass der persönliche Bezug zwischen Erzeuger und Verbraucher verloren gegangen sei und plädierte für direkte Beteiligungsformen, wie Genossenschaften, forderte aber auch auf, neue Absatzwege zu generieren.
Raiffeisenbank plant Crowdfunding Plattform
Für die Finanzierung, so Wähning, stehen verschiedene Modelle zur Verfügung, wie Genussrechte oder Gutscheine. Ein weiteres Modell stellte Hubert Stehr, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Oberland, vor. Ab Herbst wird es möglich sein, über die Bank ein eigenes Crowdfunding zu starten. Das geplante Projekt wird auf der Website der Bank vorgestellt und wenn die erforderliche Summe durch viele Einzelunterstützer zusammen ist, wird es ausbezahlt.
Nick Fischer und Sebastian Girmann von Biotop Oberland. Foto: Monika Ziegler
Mit einem bereits sehr erfolgreichen genossenschaftlichen Projekt konnten Sebastian Girmann und Nick Fischer von Biotop Oberland punkten. Seit zwei Jahren versorgen sie 150 Haushalte mit erntefrischem Gemüse, das nicht den Marktnormen entsprechen muss. „Wir kümmern uns auch um krumme Dinger“, meinte Sebastian Girmann, denn normalerweise würden etwa 30 Prozent des Gemüses auf dem Acker vernichtet, weil krumm oder zu groß. Nicht so bei Biotop, hier wird nichts verschwendet, alles, was gut ist, kommt in die Kiste und landet unmittelbar beim Verbraucher, der Mitglied der Genossenschaft ist. Damit finanzieren die Mitglieder die Gärtnerei und haben einen engen Bezug zum Erzeuger und zu den Produkten. Sie dürfen auch selbst aktiv mitgestalten.
Online für Bio + Regio
„Wirt sucht Bauer“ heißt die Partnerbörse, die Robin Ehrhardt vom Kompetenzzentrum für Ernährung vorstellte. Die Online-Plattform vermittelt regionale Produkte an die Gastronomie, hier sind bereits 176 Gastronomen und 542 Erzeuger eingetragen. 300 unterschiedliche Produkte von Aal bis Zwiebel werden angeboten.
Eine ähnliches Konzept haben Leonhard Brader und Kilian Häusler mit ihrem Plan, mit AMAREGIO einen Onlinevermarkter als Schnittstelle zwischen Erzeuger und Verbraucher einzubauen. Der Kunde hat den Vorteil verschiedene Produkte von verschiedenen Landwirten bestellen zu können und holt sie dann an einer angegebenen Verteilerstelle ab. Die Initiatoren wollen ihr Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt, in Bayrischzell und im Leitzachtal anbieten.
Petra Wähning interviewt Monika und Josef Berghammer. Foto: Monika Ziegler
Sehr erfolgreich indes sind Maria und Josef Berghammer, die zur Finanzierung ihres Offenstalles Genussgutscheine verkauften. Innerhalb weniger Tage waren alle Anteile weg, nachdem in den Medien ihr Vorhaben verbreitet wurde. Die Käufer erhalten in den nächsten Jahren für ihren Genussgutschein von 400 Euro Fleischpakete im Wert von 450 Euro.
LAG-Managerin Stepanie Stiller. Foto: Monika Ziegler
Wie man mit LEADER-Zuschüssen den ländlichen Raum mitgestalten kann, belegte Stephanie Stiller, LAG-Managerin LEADER bei der SMG. Sie stellte das Fischbachauer Projekt Kräuter-Kraft-Natur-Unser Leitzachtal vor, das sich über die Projektförderung von einem kleinen Arbeitskreis bis hin zu einem umfassenden touristischen Konzept entwickelte.
Vor einem Jahr fand am selben Ort im Waitzinger Keller die Konferenz „Anders wachsen“ statt. Hier wurden Alternativen zum ungebremsten Wirtschaftswachstum in einem breiten Spektrum vorgestellt und am Markt der Möglichkeiten konnten sich Initiativen zum Thema präsentieren. Aus diesem Keim spross ein Angebot mit 24 Einzelveranstaltungen, organisiert vom Katholischen Bildungswerk e.V., KULTUR im Oberbräu und Kulturvision e.V.
Das Symposium „Invest in Bio + Regio“ ist eine wertvolle Weiterführung, in dem es neue Ideen für den Bereich Landwirtschaft präsentierte.