Isabella Krobisch, Leopoldine und das Waldviertel
Seit der ersten Publikation der edition miesbach ist Leopoldine Litschauer keine Unbekannte mehr im Landkreis. Jetzt empfängt sie die Besucher im Krankenhaus Agatharied zur Fotoausstellung von Isabella Krobisch. Die Waldviertler Bäuerin, die 2007 im Alter von 93 Jahren starb und deren Gesicht durch die Linse der Miesbacher Fotografin gesehen, schon viele Menschen berührte, hat auch der Ausstellung ihren Titel gegeben: „Leopoldine und das Waldviertel“ ist sie überschrieben.
Aber sie selbst taucht später in der Ausstellung nicht mehr auf, es wäre ihr sicher nicht Recht gewesen, zu massiv in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten.
Dafür ist ihre Heimat in den Fotos von Isabella Krobisch eingefangen. Bei zahlreichen Besuchen im äußersten Norden Österreichs hat die Fotokünstlerin ein intensives Gefühl für diese keineswegs spektakuläre Landschaft entwickeln können. Hier gibt es keine hohen Berge, keine großen Seen, keine üppig geschmückten Bauernhäuser, nichts Barockes, nur schlichte, weite Landschaft mit Wäldern, Feldern, Teichen und Hügeln.
Es geht auch Isabella Krobisch, wie meist in ihrem fotografischen Werk, weniger um Großaufnahmen einer Landschaft, sondern viel mehr um Details, um im Kleinen das Große zu zeigen. Da ist viel Erde, es gibt die aufeinander zulaufenden gepflügten Furchen, die für die Gegend typischen Mohnkapseln, es gibt Raps und da steht die uralte Schubkarre, nein, Scheibtruhe heißt es im Waldviertel. Die fast mystisch anmutende neblige Morgenstimmung über den Feldern, das Kreuz, das eigentlich ein Handwagengriff ist, der symbolische Wolkengruß, die Fotografin hat den geschärften Blick für das Einzigartige, Typische und Zufällige.
Es gibt auch Zeugnisse städtischen Lebens, wie die Sgraffitohäuser in Gmünd und Horn und es gibt Kultur im Waldviertel, wie auf Schloss Raabs, wo die Bibliothek der Provinz zu Hause ist und wie im Stift Zwettl, wo der weggehende Ordensbruder symbolisch die Präsentation beendet. Und es gibt ein wenig Tourismus, wie in Drosendorf, wo der Besucher dem jungen Mädchen beim Lesen über die Schulter schauen darf.
Die Fotografien von Isabella Krobisch sind stille Zeugnisse einer stillen Region. Einer Region, die zum Innehalten einlädt, wo weder event noch action eine Rolle spielen, sondern der Mensch sich wieder auf sich selber besinnen kann. Sie laden ein, stehen zu bleiben, gerade hier im Krankenhaus, um Kraft zu schöpfen aus der Einfachheit und der Sehnsucht nach einem entschleunigten Leben nachzugeben.
Die Ausstellung „Leopoldine & Das Waldviertel“ ist bis zum 30. Juni täglich von neun bis 21 Uhr im Krankenhaus Agatharied zu sehen.