Isolde Maria Joham

Die Visionärin Isolde Maria Joham

Isolde Maria Joham: Guten Morgen Moskau. Foto: Petra Kurbjuhn

Kulturtipp von KulturVision

Eine Reise in die Wachau ist immer empfehlenswert. Die Landschaft, die Kultur und die Kulinarik verbinden sich zu einem unvergesslichen Urlaubserlebnis. Eine einzigartige Ausstellung in Krems setzt jetzt das I-Tüpfelchen auf.

Es ist eine gute Tradition, dass Mitglieder des Redaktionsteams von KulturVision zu Kulturreisen in andere Bundesländer oder auch Nachbarländer aufbrechen, um den Blick zu erweitern und dabei andere, neuartige Künstlerinnen und Künstler kennenlernen.

Ende April brachen wir in diesem Jahr nach Maria Laach auf, einem beschaulichen kleinen Ort 600 Meter hoch über der Donau. Schon vor drei Jahren waren wir hier im Hotel Ringl, einem kleinen familiengeführten Hotel, und hatten insbesondere Natur und Historie der Region erkundet. Schon damals versprachen wir, wiederzukommen.

Lesetipp: Die Wachau ist eine Reise wert

Jetzt erkundeten wir nach ausgedehnten Wanderungen durch die Weinberge um Spitz die Kunstmeile Krems. Auf genau einer Meile, also 1,6 Kilometer, sind hier acht sehr unterschiedliche Museen und Galerien von der Minoritenkirche bis zur Dominikanerkirche vereint.

Im Zentrum steht dabei die Landesgalerie Niederösterreich, ein architektonisch spannender Bau. Hier werden Werke bekannter und weniger bekannter österreichischer Künstlerinnen und Künstler gezeigt.


Isolde Maria Joham: Selbstporträt der Künstlerin mit ihrem Mann, dem Bildhauer Gottfied Höllwarth. Foto: MZ

Wir entdecken spektakuläre Bilder einer Künstlerin, die wir bisher nicht kannten. Unter dem Titel „Eine Visionärin neu entdeckt“ ist eine umfassende Werkschau von Isolde Maria Joham zusammengestellt. Wir stehen fasziniert und hingerissen vor einem Werk, das erst jetzt die verdiente Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhält.


Isolde Maria Joham: Glasobjekte. Foto: MZ

Als erstes finden wir in einem kleinen dunklen Raum feine Glaskunst. Die 1932 geborene Künstlerin studierte an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien und unterrichtete dort Glasmalerei, zuletzt als Professorin. Beispiele aus ihrer ersten Zeit als Glas- und Mosaikkünstlerin sind hier zusammengestellt.

Isolde Maria Joham
Vita der Künstlerin. Foto: Petra Kurbjuhn

Es sind Kirchenfenster und Mosaike ebenso wie dreidimensionale Glasobjekte, die in dem abgedunkelten Raum ihre Wirkung entfalten. Entwürfe für ihre großformatigen Arbeiten sind hier ebenso dokumentiert. Wir finden auch eine große Tafel mit der Vita der Künstlerin.


Isolde Maria Joham: Weltraum. Foto: MZ

Dann aber trifft der Besuchende unvorbereitet auf die Malerei von Isolde Maria Joham: fotorealistische Gemälde im Großformat. In diesen Bildern vereint sich technische Präzision mit Vision, Originalität mit Fantasie.

Brillanz der Darstellung

Die Bilder haben verschiedene Themen, alle vereint aber die Brillanz der Darstellung, die Schönheit der Farben und die realistische Darstellung der vielfältigen Formenwelt.


Isolde Maria Joham: Cool. Foto: MZ

Die Themen sind verblüffend. Immer wieder greift die Künstlerin wie vorausschauend das Problem Natur und Technik und das Problem Mensch und Maschine auf und stellt die komplexen Zusammenhänge der Problemfelder dar.

Künstliche Intelligenz

Als hätte sie schon in den achtziger Jahren etwas von Künstlicher Intelligenz gewusst, tummeln sich in den Bildern Algorithmen neben putzigen Tieren, Maschinenteile und Zahlen neben menschlichen Figuren.


Isolde Maria Joham: Kühe auf der Brücke. Foto: MZ

Tiere scheinen nachgerade aus den Bildern auf die Besuchenden zuzufliegen, ihnen etwas mitteilen zu wollen.

Vorahnung der Künstlerin?

Am meisten beeindruckt mich das Bild „Guten Morgen Moskau“ mit dem kommunistischen Hammer-und-Sichel-Motiv und dem aggressiv aus dem Bild springenden Hund. Vorahnung der Künstlerin, was auf uns zukommt?

Affen im Atomkraftwerk aber auch die Verführungskunst des Konsums im Kapitalismus sind Themen der Visionärin Isolde Maria Joham.


Isolde Maria Joham: Im Atomkraftwerk. Foto: MZ

Wir gehen durch die Räume und wenn wir uns begegnen, entfährt uns immer wieder nur ein Wort: „Wahnsinn!“ Dass das Werk dieser Künstlerin bis jetzt weitgehend unbeachtet war, ist unverständlich. Umso mehr ist es ein Verdienst der Landesgalerie Niederösterreich, eine so umfassende Retrospektive zu zeigen.

Frauen aus Kunstbetrieb ausgespart

Es liege wohl daran, so schreibt Gerda Ridler, Künstlerische Direktorin der Landesgalerie Niederösterreich und Mitherausgeberin des Katalogs, dass Frauen bis ins späte 20. Jahrhundert trotz hervorragender Leistungen systematisch aus dem Kunstbetrieb ausgespart worden seien.

Isolde Maria JohamIsolde Maria Joham: Im Atelier. Foto: Petra Kurbjuhn

Beeindruckend auch ist ein Film, in dem die nunmehr 90 Jahre alte Künstlerin in ihrem Atelier auf eine Leiter steigt, so als wolle sie gleich wieder den Pinsel schwingen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. Oktober 2022. Am kommenden Sonntag, 19. Juni um 10.30 Uhr spricht Günther Oberhollenzer, Kurator der Landesgalerie Niederösterreich, mit Sabine Theresia Köszegi, Expertin für Robotik, über Chancen und Gefahren von Robotern und künstlicher Intelligenz in der Ausstellung.

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