Ist der Tod schrecklich?
Prof. Dr. Michael von Brück und Sebastian Snela (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Symposium in Weyarn
„Die Kunst des Sterbens im Leben erlernen“ war das Thema des Vortrages von Michael von Brück zum Symposium der Hospizgemeinschaft im Weyarner Domicilium. Der Religionswissenschaftler, Zenmeister und Yogalehrer übersetzte die Botschaften der Religionen in den Lebensalltag.
Ein Ort der Geborgenheit und Fürsorge im Hospiz und ein Ort der Begegnung und Stille im Seminarhaus sei das Domicilium, erklärte Sebastian Snela, der in zweiter Generation die Arbeit dieses wertvollen und einmaligen Platzes, wie Landrat Wolfgang Rzehak betonte, fortführt. Im 30. Jahr seines Bestehens wolle er den Symposiumstag den Gründern, seinen Eltern Helena und Bogdan Snela widmen, sagte der Vorsitzende der Stiftung Domicilium.
Da Musik Leben sei, aber auch das Weggehen begleitet, stimmte das Ensemble Allegra mit heiteren, tänzerischen, aber auch stillen Stücken in das Thema des Tages „Ist der Tod schrecklich?“ ein. Jawohl, der Tod könne qualvoll sein, eröffnete Michael von Brück seine tiefgründigen Betrachtungen. Er aber wolle über eine Kultur des Lebens sprechen, die zu einem würdevollen Tod führe.
Den Schmerz vergolden
Der Mensch gestalte und durch diese Gestaltung gestalte er sich selbst. „Wir kultivieren unsere Lebensbedingungen und unsere Lebensart“, sagte der Theologe. Um aber tiefe Erfahrungen machen zu können bedürfe es des Innehaltens anstatt des ständigen „The show must go on“. Man müsse sich dem Leid stellen oder wie Rilke sagt, den Schmerz vergolden.
In allen Religionen gebe es die ars moriendi, denn in den letzten Momenten begegnen uns zwei Welten, die Welt des Lichtes, der Beziehung und Begegnung und die Welt der Dunkelheit, des Egoismus, der Gier. „Dies zwei Kräfte ziehen den Sterbenden und er folgt dem Weg, der ihm vertraut ist.“
Leben und Sterben kultivieren
Die Einübung ins Sterben bedeute also, diese zwei Kräfte kennen zu lernen. Und damit bedeute Leben Reifen und Erziehung. Was aber kennzeichne unsere heutige Zeit? In erster Linie Beschleunigung. Das Dilemma aber sei, dass die äußeren Rhythmen nicht mehr mit den inneren Rhythmen des Körpers und des Geistes übereinstimmen und es damit zu Disharmonien komme.
So könne man eine zweite Bewegung beobachten, die Entschleunigung, die man bei Slow food ebenso wie in der Kunst, in der Medizin und in der Pädagogik zunehmend antreffe. „Dasein in jedem Moment schafft Beziehung“, sagte Michael von Brück. Aufmerksame Zuwendung und Innehalten seien notwendig, um das Leben und das Sterben zu kultivieren.
Fünf Techniken
„Was wir im Leben brauchen ist das Gleiche, was wir beim Sterben bewusst gestalten wollen“, meinte der Vortragende und empfahl folgende fünf Techniken, um sich für das Innehalten und Gewahrwerden einzuüben:
Rituale strukturieren die Zeit, denn wir brauchen Orientierung.
Schweigen angesichts des Todes schafft eine tiefe Verbindung.
Mut zur Körpersprache.
Kontakt mit der Natur, Verbindung mit heilenden Kräften.
Loslassen, sich anvertrauen können. Dazu empfahl Michael von Brück Abschied nehmen zu können von geliebten Dingen.
Anschließend sprach der Mediziner und Psychotherapeut Rolf Ferres über Fürsorge und Selbstfürsorge bei Sterbebegleitern und Pastoralreferentin Elfriede Munk über die Kraft des christlichen Glaubens.